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Julia Extra 360

Julia Extra 360

Titel: Julia Extra 360
Autoren: Shirley Jump , Carol Marinelli , Susan Stephens
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Veränderungen in ihrem Leben schon gut gewöhnt, und es würde bestimmt noch besser werden. Dessen war Ellie sich sicher. Ihr Vater ging ganz in der Rolle des Großvaters auf und verwöhnte sein Enkelkind maßlos.
    „Möchtest du in den Park?“, fragte Ellie die Kleine.
    „Ja, Mommy, ja!“
    Ihr Englisch wurde von Tag zu Tag besser. Sie war ein aufgewecktes Kind und lernte schnell.
    „Also gut.“ Ellie schob den Buggy den Bürgersteig entlang. „Heute könnten wir die Rutschbahn ausprobieren und die Schaukeln.“
    „Gou!“, rief Jiao plötzlich. „Gou, Mommy.“
    Da Ellie nur ganz wenige chinesische Wörter kannte, brauchte sie einen Moment, um herauszufinden, was Jiao meinte: Einen kleinen weißen Pudel, der von seinem Herrchen auf der anderen Straßenseite spazieren geführt wurde.
    „Hund, Jiao“, erklärte sie. „ Gou ist Hund .“
    „Hund“, wiederholte das Kind. „Fü’ Jiao?“
    „Nein, Liebes, nicht für dich.“
    „Jiao will Hund!“
    Ellie schob den Buggy etwas schneller weiter, damit die Kleine den Hund nicht länger sah und sich nach etwas sehnte, das sie nicht haben konnte.
    Dabei fiel ihr der Besuch mit Finn im Tierheim ein. Damals hatte er ihr einiges über sich erzählt, so vertrauensvoll wie vorher nie.
    Oder danach.
    Hatte sie einen Fehler gemacht, als sie Finn kampflos gehen ließ? Hatte sie sich mit ihren Ängsten eine glückliche Zukunft verbaut?
    Eine mit Haus im Grünen, Mann, Kindern und Hund …
    Sie konnte Finn einfach nicht vergessen. Vor wenigen Tagen war sie erneut auf das alte T-Shirt mit dem ulkigen Bandnamen gestoßen und hatte es angezogen. Weil es sie an Finn erinnerte!
    Nach zehn Minuten hatte sie es wieder ausgezogen und ganz hinten in den Schrank gestopft. Auch ihre Erinnerungen versteckte sie sozusagen im hintersten Winkel ihres Gedächtnisses.
    Ich werde mir das Haus im Grünen selbst kaufen und mit Kind und Hund dort leben, sagte Ellie sich. Das ging auch ohne Mann.
    Allerdings würde sie dann nicht wirklich glücklich sein, sondern bestenfalls zufrieden.
    Finn hatte recht: Sie war nicht mutig genug gewesen, ihrer Beziehung eine Chance zu geben. Nur weil sie Angst vor einem gebrochenen Herzen und vor verlorenen Illusionen hatte. Sie hatte behauptet, man müsse im Leben Risiken eingehen – und hatte diese selbst gescheut.
    Im Park war Jiao kaum zu bremsen, nachdem sie aus dem Buggy befreit war. Sie sauste zum Spielplatz für Kleinkinder, wo sie mit zwei kleinen Freundinnen zu spielen begann. Sie war ein kontaktfreudiges Kind und überall beliebt.
    Ellie setzte sich auf eine Bank, schloss kurz die Augen und genoss den Sonnenschein. Plötzlich spürte sie etwas Kaltes, Nasses am Bein und fuhr mit einem leisen Schrei erschrocken hoch.
    Sie schaute nach unten und entdeckte einen Golden Retriever, der sie mit der Schnauze anstupste und begeistert wedelte.
    „Hallo, du“, sagte sie. „Was machst du denn hier?“
    „Ich suche dich“, erwiderte eine bekannte, tiefe Stimme.
    Ellie blickte wieder hoch, Finn direkt in die Augen. Dann stellte sie fest, dass er den Hund an der Leine hielt. Ihr Herz pochte wie rasend, wie immer, wenn sie ihn sah. Womöglich würde das auch immer so bleiben.
    „Ist das dein Hund?“, fragte sie erstaunt.
    „Ja, das ist Heidi. Ihr kennt euch ja schon aus dem Tierheim.“
    „Hast du sie tatsächlich zu dir genommen?“
    „Ja.“
    „Warum, Finn? Ich meine, es ist natürlich toll von dir, aber ich dachte, du wärst …“
    „Der letzte Mensch, der sich mit einem Hund belastet?“, ergänzte er den Satz. „Das bin ich eigentlich auch. Oder ich war es. Irgendetwas hat mich verändert. Vor Kurzem.“
    „Und was war das?“, wollte Ellie wissen.
    Er zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Hosentasche und reichte es ihr. Sie strich es glatt und erkannte die Urkunde, mit der ihre Ehe aufgelöst werden sollte. Hatte Finn schon unterschrieben? War jetzt alles vorbei?
    „Das kam vorgestern in mein Büro, und es war für mich wie ein Schlag ins Gesicht“, sagte Finn bedrückt.
    „Tut mir leid, aber wir hatten doch …“
    „Lass mich bitte ausreden“, unterbrach er sie. „Es hat mich deswegen so getroffen, weil mir bewusst wurde, dass zwischen uns alles endgültig aus wäre, wenn ich unterschreibe. Dass ich dich dann verloren habe. Für immer.“
    „Aber jemand musste doch den …“
    Wieder ließ er sie nicht ausreden. „Willst du das wirklich, Ellie? Einen endgültigen sauberen Schnitt?“
    Was kommt denn danach? fragte sie sich.
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