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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition)
Autoren: Anna Vovsova
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verstummten. Sogar Máchal und Vendula, die sich gegenseitig mit Kirschkernen aus dem Kompott bewarfen und einen Riesenspaß damit hatten. Und auch Šíša, der mit Bára das Smikmak-Spiel spielte und grauenvolle Schreie von sich gab.
    »Ich hasse Reden, aber heute mache ich eine Ausnahme«, fuhr Marta fort und es sah nicht aus, als ob sie sich kurz fassen würde. »Ich wollte sagen, dass es toll war, wie ihr mir alle geholfen habt! Zuerst ihr zwei …«, und ihr Blick blieb an Frau Kličková und an Herrn Klička haften. »Wenn ich mich dran erinnere, wie ich zu euch hereingeschneit bin! An eurer Stelle hätte ich mich mindestens schon hundertmal rausgeschmissen! Aber ihr wart immer so unglaublich nett zu mir!« Frau
Kličková lächelte ein wenig in sich hinein und dachte sich das ihre und flüsterte ganz leise, sodass es nur Herr Klička hören konnte: »Du warst wirklich unglaublich nett zu ihr!«
    »Ihr hattet so viel Geduld mit mir!«, fuhr Marta fort und Herr Klička nahm Frau Kličkovás Hand in die seine.
    Aber da schaute Marta schon zu Josef und Li und sagte: »Und dann ist ein heimlicher Verehrer aufgetaucht und hat mir Liebesbriefe und Geschenke geschickt.« Sie hob das Plüschherz in die Höhe, ohne das sie keinen Schritt mehr machte, damit es alle sehen konnten, und Josef und Li mussten die Zähne zusammenbeißen, um nicht in Gelächter auszubrechen und sich dann doch noch zu verraten.
    »Und dann hat mich der unbekannte Verehrer angerufen.« Martas Blick verweilte eine Weile bei Herrn Bílek, der aus Verlegenheit den Kopf sinken ließ, und sagte weiter: »Wisst ihr, dieser Stimme, dieser wunderschönen jungen Stimme konnte man nicht widerstehen.«
    Frau Miluška nickte zustimmend, denn sie wusste genau über die Stimme Bescheid, sodass Herr Bílek immer verlegener wurde.
    »Ich glaube, dass ich, dass ich … ohne euch …«, fing Marta ein wenig zu stottern an, »wäre ich meiner großen Liebe nie begegnet! Ich danke euch allen!«
    »Ich danke auch …«, sagte Tuong, und dann wurde nur noch gegessen, getrunken, getanzt und gesungen.
    Na und dann … dann sind die Nguyens weggefahren! Zunächst aber hatten sie die Teestube ausgeräumt und alle Stühle, Tische, das Aquarium mit den Fischen, der lange rote Drachen
mit der ausgestreckten Zunge und Buddha, der dicke Mann aus Bronze, kamen in den Umzugswagen. Sie nahmen das Schild mit der Aufschrift Zur Lustigen Teh Cann ab und übergaben den Schlüssel an Herrn Bílek.
    Fast alle Bewohner des Hauses kamen, um sich von den Nguyens zu verabschieden. Sogar die Frau Háková sah ein wenig betrübt aus, als ob sie die Nguyens jetzt schon vermissen würde.
    »Bindet den Drachen gut fest«, sagte Herr Bílek extra laut zu Marta, die mit Tuong beim Umzug half, damit es auch der Herr Šimáček hören konnte, der sich mit fünfzig Basilisken hinter seinem Vorhang im zweiten Stock versteckte. »Er könnte sich losmachen und hier frei herumfliegen. Das wäre doch entsetzlich, oder?« Herr Bílek blickte in Richtung der Basilisken, doch die krochen lieber zu Herrn Šimáček in die Wohnung.
    Als Letztes trat Li aus der ehemaligen Wohnung der Nguyens. Sie trug den Käfig mit dem Papagei und zählte heimlich bis einundzwanzig. Aber sie ging nicht gleich zum Wagen, wo schon Herr und Frau Nguyen auf sie warteten, sondern ging zielsicher zunächst auf Josef zu. Der stand ein wenig abseits und zählte auch bis einundzwanzig. Überhaupt zählte so manch einer im Hof bis einundzwanzig oder schnitt im Geist Zwiebeln oder Chilischoten.
    »Wirst du gut zu ihm sein?«, fragte Li, als sie bis einundzwanzig gezählt hatte, und übergab Josef den Käfig. Er nickte und sagte lieber nichts, denn er hatte noch nicht bis einundzwanzig gezählt.
    »Nicht ihm schimpfen beibringen!«, ermahnte ihn Li und
Josef schüttelte den Kopf, nein, er würde ihm keine Schimpfwörter beibringen. Sie standen eine Weile einander nur so gegenüber und sagten nichts, weil sie wieder heimlich bis einundzwanzig zählten.
    Und dann startete Herr Nguyen den Motor des Wagens und hupte, damit sich Li beeilte.
    Und so beugte Li sich schnell zu Josef und gab ihm einen Kuss auf die Wange. So viel Chilis und Zwiebeln hatte wohl noch nie jemand zuvor im Geist zusammengeschnitten. Auch Vendula schnippelte, ebenso Bára, Herr Klička und Frau Kličková, Marta, Tuong, Herr Bílek mit Olík, und natürlich die Nguyens.
    »Wir werden uns nicht so doll verabschieden. Wir sehen uns ja bald wieder, gell?«, sagte Josef und
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