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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie
Autoren: Joachim Masannek
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Mädchen sind giftig. Das werdet ihr sehen. Ich habe Recht. Ganz besonders bei James, und die besaß dazu noch teletouristische Kräfte. Ich meine, sie las in meinen Gedanken wie in einem offenen Buch. Denn in genau diesem Augenblick stoppte sie ihr Board mit einem „Ollie“, der so messerscharf klang, dass ich nachschauen musste, ob meine Ohren noch da waren, wohin sie gehörten.
    „Ich hab es. Wir stopfen ihn aus!“, sagte der Mädchenhai in dem rosa T-Shirt.
    Ich zuckte zusammen und so sehr ich gerade noch um meine Ohren gebangt hatte – jetzt wünschte ich mir, ich wäre taub. Ich wollte den Rest gar nicht mehr hören.
    „Wir stopfen ihn aus!“, wiederholte das Mädchen und schaute Wilson Gonzales verführerisch an.
    „Gonzo, machst du das für mich? Ich bitte dich! Ich brauche ein Kuscheltier.“
    „Den Teufel brauchst du!“, fluchte Gonzales. „Du jagst sie doch nur in die Luft. Das letzte hast du an Silvester geliefert.“
    „Ich weiß“, grinste James. „Ich hab es an 15 Raketen gebunden und in den Himmel gejagt. Beim Allmächtigen Pink! Das hättest du sehen müssen.“
    Sie sprach jetzt tatsächlich zu mir.
    „Ja, wirklich. Es ist auf 15 Feuerbällen geritten.“
    Ich starrte sie an. Ich schluckte.
    „Und d-dann?“, stotterte ich.
    „Was dann?“, fragte James. „Woher soll ich das denn wissen?“
    Sie zuckte die Achseln.
    „Wahrscheinlich war es pulverisiert. In alle Winde verstreut. Halt irgendsowas!“
    Ich war jetzt nur noch vier Jahre alt. Ich ertrank in der glibberigen Qualle und meine Augen waren so groß wie die eines Frosches, der bis zum Hals in einer Kreuzotter steckt.
    „Gonzo! Was ist? Worauf wartest du noch?“ James stampfte nervös auf den Boden. „Ich brauch es und will es!“
    „Okay!“, seufzte Wilson. „Okay! Aber er ist der Letzte.“
    „Versprochen!“, nickte das Mädchen. „Ganz hoch und ganz heilig. Ich heb ihn mir auch bis zu meinem Geburtstag auf. Und der ist erst in drei Tagen.“
    Ich erstarrte zu Stein. Der Anführer der Flammenmützen kam direkt auf mich zu. Er bückte sich. Sein Arm mit dem Flammen-Staraja-Riba-Tattoo schnellte vor. Seine Faust fasste zu. Sie packte den Wilden Kerl in meinem Rucksack und zerrte das Kuschelmonster aus ihm heraus.
    „Hier!“, sagte er und drückte ihn James vor die Brust.
    Die strahlte über das ganze Gesicht, hüpfte von ihrem Skateboard und dann gab sie, verflixt war das eklig, dann gab dieser pyrotouristische Feuerteufel Wilson „Gonzo“ Gonzales einen Kuss auf den Mund. Igitt! Und Bäh! Doch der steckte das ein. Er tat sogar so, als wär dieser Schmatz ein Fischstäbchen-Sandwich mit Ketschup. Und als er sich umdrehte, glaubte ich für eine Nanosekunde, er wüsste nicht mehr, wo ich war. Doch dann erinnerte er sich. Das Blut schoss aus seinem Gesicht. Er wurde wieder ganz blass. Seine Augenbrauenwülste verdunkelten seine Augen und seine Stimme war so kalt wie ein Eissee in einer transsilvanischen Nacht.
    „Und du lässt dich nie mehr hier sehen.“
    Ich nickte gehorsam.
    „Los! Helft dem wilden Baby nach Haus.“
    Sofort sprangen seine Jungs auf mich zu. Drei nahmen das Fahrrad und wuchteten es durch das Loch in der Mauer hindurch. Dann packten mich zwei bei den Armen und Beinen und warfen mich hinter ihm her, aus der Nebelburg raus und hinaus auf die Straße. Dort schlug ich mit dem Po auf dem Bürgersteig auf. Ich dachte sofort an das Geburtstagsständchen des Monsters:
    „Hoch soll er leben!
    An der Decke kleben!
    Runterfallen!
    Po verknallen!
    Lustig ist das Leben!“
    Extra-touristische Tellergans! Das war der weiseste Spruch meines Lebens. Ich hatte die größte Gefahr überlebt, die man sich vorstellen kann. Ich war den Flammenmützen entkommen. Ich sollte mich freuen und lachen! Ich sollte mir meinen Po reiben, auf den ich draufgeknallt war, und ich sollte das Leben genießen! Doch das konnte ich nicht. Diese James hatte mein Monster, den Wilden Kerl , das knubbeligste Biest, das eine Mutter für ihren Sohn nähen kann, und dieser Wilson „Gonzo“ Gonzales rappte schon wieder:
    „Ich sag dir und ich sag dir,
    ich kann es nicht fassen.
    Die Hälfte der Welt
    wird mich echt dafür hassen.
    Aber das Wilde Maskottchen,
    das gehört jetzt nur uns.
    Oh Gott, ja ganz deppert,
    Zerschepper, Kawumms!
    Es gehört jetzt nur uns!
    Und die mächtigste Gang
    diesseits der Magischen Furt,
    diesseits der Graffiti-Burg
    und dem Finsterwald.
    Ohohoho! Die Wilden Kerle werden nicht alt!“
    Dazu stampfte und
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