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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Autoren: Alex Berenson
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beobachten konnte. Mithilfe des APS-145-Radars konnte das Phantom-Schnellboot feindlichen Booten ausweichen, ohne fürchten zu müssen, durch die Verwendung seines eigenen Radarsystems entdeckt zu werden. Beck wollte alles Menschenmögliche unternehmen, um unsichtbar zu bleiben. Sobald sie in ein Feuergefecht verwickelt wurden, waren sie verloren. Sie hatten keine Chance, die nordkoreanische Marine durch Feuerkraft zu schlagen.
    Beck hatte deshalb auch das Maschinengewehr Kaliber.50 abmoniert, mit dem das Schnellboot bei seiner Ankunft
in Osan ausgestattet war, und durch zwei kleine Rettungsinseln ersetzt. Die eine war eine Zodiac, ein aufblasbares Boot mit flachem Kiel und einem kleinen Außenbordmotor, das mit Frischwasser, einer Erste-Hilfe-Ausrüstung und einer Harpune ausgerüstet und mit einem Haken am Rumpf des Schnellbootes befestigt war. Die zweite Rettungsinsel war weniger beeindruckend. Sie war bloß ein eineinhalb Meter großes Schlauchboot, das wie ein Ersatzreifen an der Fahrerkabine hing und statt eines Motors ein paar Paddeln besaß.
    Abgesehen von den beiden Rettungsinseln hatten Beck, Kang und Choe nur wenig Überlebensausrüstung mitgebracht. Jeder hatte einen Satz Kleidung zum Wechseln bei sich, falls sie doch im Wasser landen sollten, und einen persönlichen Transceiver, bei dem es sich um eine verstärkte Version jenes Ortungsgeräts handelte, das von Schifahrern verwendet wurde. Dieses Gerät würde ein Signal aussenden, dem die Chinook-Hubschrauber folgen konnten. Die Männer hatten sich jedoch nicht die Mühe gemacht, kugelsichere Schutzanzüge oder Helme mitzunehmen. Stattdessen trug Kang, der in Südflorida aufgewachsen war, eine Kappe der Miami Dolphins – die ihm Glück brachte, wie er sagte. Sie waren weder übertrieben lässig noch zynisch, dachte Beck. Aber alle wussten, wenn sie nicht schnell aus der Gefahrenzone herauskämen, würden sie gar nicht zurückkehren.
     
    Beck setzte sich neben Kang, der die Radardaten des Hawkeye auf einem Laptop mitverfolgte, dessen mit Titanium verstärktes Gehäuse auf das Armaturenbrett des Schnellbootes montiert war. Auf dem Bildschirm waren etwa zwanzig weiße Markierungen entlang der nordkoreanischen Küste zu sehen, wobei sich nicht feststellen ließ, ob es sich um zivile
Fischkutter oder Schiffe der nordkoreanischen Marine handelte. Jedes Flugzeug war verpflichtet, sich durch sein Signal als militärisches oder ziviles Flugzeug zu identifizieren. Bei Booten gab es keine derartige Verpflichtung. Und kleine Boote, wie das Phantom-Schnellboot, waren auf dem Radar oft gar nicht zu erkennen.
    »Wie sieht es rund um die LZ aus?« »LZ« stand für »Landezone«.
    »Ruhig.« Kang war achtunddreißig, sah aber jünger aus. Auf seinem rechten Unterarm in der Nähe des Ellbogens hatte er ein Pik-Ass tätowiert. Wochenlang hatte sich Beck gefragt, was es mit dieser Tätowierung auf sich hatte, aber er wollte nicht fragen.
    Als Kang auf eine Taste des Keyboards drückte, flammten auf dem Laptop-Bildschirm unzählige weiße Markierungen auf. »Das ist Inch’on. So sieht ein echter Hafen aus.« Dann drückte er nochmals eine Taste und kehrte damit auf die dunkle Region im äußersten Westen zurück. »Und das ist Nordkorea. Tot wie auf einem Friedhof.«
    »Weißt du nicht, dass die guten Bürger der Demokratischen Volksrepublik die Korruption der Außenwelt nicht brauchen?«
    »Ja, und zu essen brauchen sie auch nichts.«
    »Wie sieht es aus?«
    »Alles glatt und ruhig«, sagte Kang. »Und Choe sagt, dass das Boot ausgezeichnet läuft.« Er sagte etwas auf Koreanisch zu Choe, der daraufhin heftig nickte. Beck sprach nur schlecht Koreanisch, Choe sprach noch schlechter Englisch, sodass Kang als Übersetzer fungierte. Choe presste die Fahrhebel nach vorn. Augenblicklich liefen die Motoren grollend hoch, und die Kabine des Phantom-Schnellbootes begann zu vibrieren.

    Beck sah auf die Uhr: 17.25. Er wollte die Landezone um exakt 23.30 Uhr erreichen. Es gab keinen Grund, sich länger als notwendig in nordkoreanischen Gewässern aufzuhalten. Das Gelbe Meer war nachts meist ruhig, und auch diese Nacht bildete darin keine Ausnahme. Wenn sie wollten, konnten sie mühelos sechzig Knoten fahren. Aber Beck zog es vor, im Bereich von zwanzig Knoten zu bleiben. Durch die geringere Geschwindigkeit sparten sie Benzin und entwickelten weniger Lärm. Wenn sie in fünf Minuten aufbrachen, blieb ihnen genug Zeit.
    Aber bevor sie aufbrachen … Beck berührte erneut den
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