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John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes

Titel: John Wells Bd. 2 - Netzwerk des Todes
Autoren: Alex Berenson
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Vorwand für seine Reise lieferte.
    Niemand wusste, wie Sung zum Treffpunkt gelangen würde. Seine Botschaft an Camp Bonifas hatte lediglich seinen Notfallcode, den Treffpunkt, das Datum und die Zeit enthalten. Beck nahm an, dass er den Zug bis Sogangni genommen hatte und den Rest der Strecke zu Fuß zurückgelegt hatte. Privatautos gab es in Nordkorea kaum.
    Beck und seine Männer würden pünktlich um 23.30 Uhr am Treffpunkt einlangen und eine einzige rote Signalleuchte abfeuern. Danach würden sie dreißig Minuten warten. Sollte der Mann nicht kommen, würden sie umkehren und es fünf Tage später erneut versuchen. Falls Sung auch zu diesem Treffen nicht erschien, würden sie annehmen, dass er seine Meinung geändert hatte – oder ermordet worden war -, und auf neue Nachricht warten.
    »Eine einfache Sache«, hatte Kang vor zwei Tagen gemeint, als Beck die Operation erklärte. »Was könnte schiefgehen?«
    Eine Antwort auf diese Frage erübrigte sich. Zuallererst beanspruchte Nordkorea die Hoheit über das Gelbe Meer weit über die durch internationales Recht anerkannte Hoheitsgrenze von zwölf Seemeilen hinaus. Und obwohl es der nordkoreanischen Marine an Treibstoff mangelte, patrouillierten ihre Schiffe immer noch bis zu achtzig Kilometer südlich von Inch’on. Sie waren berüchtigt dafür, auch auf Fischkutter zu feuern, die das Pech hatten, ihren Weg zu kreuzen. Auf der Fahrt zum Treffpunkt musste das Schnellboot diesen Kordon durchbrechen. Zudem hatte man entlang der Küste Artilleriegeschütze aufgestellt, und zu den alten Minenfeldern aus dem Koreakrieg waren neue gekommen. Einem echten Kriegsschiff konnten sie vermutlich
nichts anhaben, aber das Schnellboot würden sie ohne Probleme durchschlagen.
    Ganz zu schweigen von der Möglichkeit, dass die Nordkoreaner Sung längst gefangen genommen und einen Hinterhalt für sie vorbereitet haben könnten. Mithilfe der NSA hatte Langley alles Menschenmögliche unternommen, um sicherzugehen, dass das Schnellboot nicht direkt in eine Falle steuerte. Während der gesamten letzten Woche hatten Spionagesatelliten die Gewässer rund um den Treffpunkt überwacht, um Überflüge der nordkoreanischen Luftstreitkräfte oder ungewöhnliche Aktivitäten der Marine ausfindig zu machen. Bisher hatten die Satelliten jedoch nichts aufgespürt.
    Mittlerweile hatten das Pentagon und die CIA versprochen, dass die Air Force und die Navy alles unternehmen würden, um das Schnellboot zu retten, falls es in Schwierigkeiten geriete.
    Chinook-Rettungshubschrauber und F-16-Jets warteten in Osan für den Fall, dass Beck um Hilfe rief. Ein weiterer Hubschrauber stand an Bord der USS Decatur bereit, eines Zerstörers, den die Navy in das Gelbe Meer verlegt hatte.
    Aber Beck wusste, dass sie nicht auf Rettung hoffen durften, wenn etwas in Küstennähe schiefging. Die Hubschrauber hatten strikte Anweisung, nicht das nordkoreanische Hoheitsgebiet zu verletzen. Pjöngjang würde ein amerikanisches Vordringen in seinen Luftraum als Kriegshandlung werten. Und jetzt, wo der Norden über Atomwaffen verfügte, durfte Washington ihn nicht unnötig reizen.
    Außerdem war das Phantom-Schnellboot entbehrlich. Es trug weder amerikanische Abzeichen noch eine sonstige Kennung. Sollte es den Nordkoreanern in die Hände fallen, würden die USA und Südkorea abstreiten, überhaupt davon
zu wissen. Beck und seine Männer mussten weit jenseits der Zwölf-Meilen-Zone sein, vermutlich sogar mehr als fünfzig Meilen von der Küste Nordkoreas entfernt, um auf Hilfe hoffen zu dürfen. Solange sie sich in Küstennähe aufhielten, waren sie auf sich allein gestellt.
     
    Dass sie die Fahrt nicht blind unternehmen mussten, war die gute Nachricht. Denn das Phantom-Schnellboot war sowohl mit militärischen als auch handelsüblichen zivilen Instrumenten ausgestattet, zu denen auch ein GPS-Empfänger zählte, der ihnen ihre aktuelle Position mit einer Genauigkeit von einem Meter angab. Der Empfänger war mit einer Software verknüpft, die Kartenmaterial über die Topografie jedes größeren Gewässers weltweit besaß. Durch diese Kombination konnte Kang als Navigator ihren Kurs in Echtzeit mitverfolgen.
    Gleichzeitig verband ein Satellitentransceiver das Boot mit dem verschlüsselten Radarsystem einer E-2 Hawkeye, die über dem Gelben Meer kreiste. Das Frühwarnflugzeug war mit einem APS-145-Radar ausgestattet, das Hunderte von Booten und Flugzeugen in einem Umkreis von einhundertsechzig Kilometern rund um den Treffpunkt
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