Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
müssen. Dabei sehnte er sich nach
ihren aufmunternden Worten. Wenn jemand in der Lage war, seine Batterien
wieder aufzuladen, dann seine Frau. Noch fehlte ihm der Mut loszulassen.
    Von Görings Zug hatte er sich direkt zur britischen Botschaft begeben. Er
wollte wissen, wie die deutsche Antwort auf das britische Ultimatum
ausgefallen war, auch wenn das nichts mehr an der Situation änderte. Die Replik
war zwar nur eine Fußnote der Geschichte, für Dahlerus allerdings eine immens
aufschlussreiche.
    An der Botschaft angekommen, erlebte er eine Überraschung. Deutsche
Soldaten hatten das Gebäude abgeriegelt, so dass er nicht mehr hineinkam. Ein
Offizier verwies ihn auf das Hotel Adlon.
    Der Schwede fuhr sofort dorthin. Im Foyer wimmelte es von Menschen. Einige
diskutierten aufgeregt miteinander, andere standen abwesend herum. Es sah aus,
als hätte sich der Inhalt mehrere Reisebusse über die Rezeption ergossen.
Dahlerus war sich unsicher, ob er Forbes in dem Gewusel finden würde, entdeckte
aber zum Glück sehr schnell den Charakterkopf des Diplomaten. Forbes nahm den
Schweden sofort beiseite und teilte ihm mit, dass seit der englischen
Kriegserklärung alle Botschaftsangehörigen als Gefangene betrachtet wurden.
Sie waren aufgefordert worden, sich im Hotel Adlon zu versammeln.
    Forbes wirkte trotz der angespannten Lage nicht im Geringsten beunruhigt.
»Niemand wird eingesperrt. Die deutsche Regierung organisiert unsere
Heimreise. Wir werden so bald wie möglich mit einem Sonderzug über Holland
zurück nach England gebracht. Es besteht also kein Grund zur Sorge.«
    Dahlerus fiel ein Stein vom Herzen. »Wenigstens etwas. Somit bestehen also
gute Chancen, dass Sie in Sicherheit sind, wenn es hier richtig losgeht.«
    »Zumindest sicherer als in Berlin. Das ist kein guter Platz hier, darin
sind wir uns wohl einig.«
    Der Schwede nickte. »Ich habe auch ein schlechtes Gefühl. Es könnte
schlimmer werden, als wir beide uns vorzustellen wagen. Wissen Sie Genaueres
über die Antwort auf die britische Note?«
    Forbes winkte ab. »Vergessen Sie es. Eine Unverschämtheit. In einem Ton
formuliert, der keinerlei Zweifel lässt, dass Hitler diesen Krieg will. Wenn
Sie mich fragen - er hat ihn immer gewollt.«
    Dahlerus sah leicht zerknirscht aus. »Da haben Sie
wohl recht.«
    Die beiden Männer hatten sich herzlich voneinander verabschiedet, nicht
ohne sich gegenseitig zu versichern, in Kontakt zu bleiben, und sich Glück für
die Heimreise gewünscht. Dahlerus plante, am nächsten Morgen mit dem Zug nach
Kopenhagen aufzubrechen, um dort einen Flieger nach Stockholm zu erwischen. Er
konnte den Gedanken nicht ertragen, weiter in Berlin zu bleiben. Was hätte er
tun sollen? Zusehen, wie sein Luftschloss in Trümmer fiel? Zu Hause, in der
behüteten Enge von Djursholm, konnte er sich zumindest der Illusion hingeben,
dass diese Welt eine Zukunft hatte. So weit war es mit ihm gekommen.
    Einmal auf seinem Zimmer, fing sein innerer Motor an zu stottern. Dahlerus
fühlte sich unfähig, auch nur einen klaren Gedanken zu fassen. Nach einer
geraumen Weile - wie viel Zeit genau vergangen war, hätte er nicht zu sagen
vermocht - versuchte er, sich abzulenken, indem er sortierte, was vor seiner
Abreise noch zu tun, wer noch zu treffen war. Göring würde ihn verabschieden
wollen, aber Dahlerus spürte seinerseits wenig Lust.
    Wahrscheinlich aber ließ es sich nicht vermeiden.
Gerade als er alles ein zweites Mal durchging, klopfte es. Der Schwede vermutete,
dass es sich wieder um Hotelpersonal handelte, das sich zu Recht um die Zukunft
sorgte.
    Schwerfällig schlurfte er zur Tür und öffnete. Eine Gestalt drängte sich an
ihm vorbei in den Raum. Dahlerus wollte protestieren, doch der Mann gebot ihm
mit einem Finger auf seinen Lippen zu schweigen. Jetzt erkannte ihn der
Schwede: Es war Richard Krauss, der Deutsche, dessen Botschaft er in London
überbracht hatte. Er sah etwas zerzaust aus, aber genauso wild entschlossen wie
bei ihrer ersten Begegnung. Aus Krauss' Gesten schloss Dahlerus, dass er ihm
nach draußen folgen sollte. Der Schwede überlegte. Warum nicht? So ließ sich
auch dieses Kapitel abschließen. Außerdem bestand die Möglichkeit, dass Krauss
über Informationen darüber verfügte, ob die von ihm übermittelte Nachricht den
gewünschten Erfolg gebracht hatte, ob Hitlers heimlicher Sprössling in
Sicherheit war.
    Der Schwede zog
sich sein Sakko über, nahm den Zimmerschlüssel und folgte dem Deutschen. Er
führte ihn den Flur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher