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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd
Autoren: Unbekannt
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»Meine Güte, Richard, jetzt gehst du aber zu
weit. Wie sollte ich dich denn einschüchtern, wenn nicht dadurch, den brutalen
Bruder zu spielen. Du weißt, dass ich solche Spielchen liebe. Du hast es selbst
zugegeben. Aber ich würde dich niemals töten. Schau hinter mich. Das da ist
mein Haus. Wenn du willst, ist es auch deines. Es gehört dir genauso wie mir.
Du bist willkommen. Dort leben deine Schwägerin und deine Neffen und Nichten.
Deine Familie. Vielleicht musst du erst wieder lernen, was das bedeutet.
Erinnerst du dich daran, was du vor langer Zeit mal zu mir gesagt hast?
Zusammen sind wir unschlagbar. Wir beide, du und ich. Das gilt immer noch. Uns
beiden ist niemand gewachsen. Wenn wir wollen, können wir alles erreichen.
Gerade jetzt, wenn Deutschland in den Krieg zieht, braucht es Menschen wie uns.
Der Führer braucht uns.«
    »Der Führer wird sich freuen, mich wiederzusehen. Vor allem, weil ich ihm
seinen Sohn genommen habe. Und weil ich nicht beabsichtige, ihn ihm
zurückzugeben.«
    Edgar wirkte plötzlich eilfertig. »Das kriege ich schon hin. Du weißt, wie
nahe ich dem Führer stehe. Er wird das akzeptieren.«
    Krauss lachte verächtlich. »Was bist du nur für ein Kretin. Du würdest alles
behaupten, um deinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.«
    Edgar schwieg.
Krauss ließ seinen Bruder nicht aus den Augen. Sie lagen beide auf den Planken,
einen Arm aufgestützt, fast wie früher, in den wunderbaren Sommern am See. Nur
dass Krauss diesmal eine Waffe auf Edgar gerichtet hielt. Am Ufer schien sich
noch niemand für die Insel zu interessieren.
    Lange würde das nicht mehr gutgehen, dachte Krauss. Aber das musste es auch
nicht.
    »Die Zeit des Redens ist vorbei, Edgar. Ich habe lange auf diesen Augenblick
gewartet. Deine Lügen werden mich nicht mehr von meinem Ziel abbringen. Die
Waffe in meiner Hand hat Hanna gehört. Du solltest sie eigentlich kennen. Mit
ihr hast du Hanna erschossen und sie dann weggeworfen. Ich habe sie an mich
genommen und all die Jahre aufbewahrt. Ich möchte, dass du dich jetzt
hinkniest, das Gesicht zu mir.«
    Edgar sah ihn
fassungslos an. »Was soll das? Die Wachen werden dich erschießen. Lass uns das
Ganze doch vernünftig regeln, wie zwei erwachsene Menschen.«
    Krauss richtete sich auf. Sein Ton war scharf. »Knie dich hin! Sonst
erschieße ich dich sofort.«
    Edgar rappelte sich auf die Knie. Krauss stellte sich einen Meter vor ihn.
Er warf einen kurzen Blick ans Ufer. Dort war Bewegung in die Wachen gekommen.
Die Männer gestikulierten, schrien, wiesen hinaus auf die Insel. Krauss glaubte
nicht, dass sie schießen würden. Die Gefahr, Edgar zu treffen, war zu groß. Er
schloss für einen Moment die Augen. Er roch den See, spürte den Wind in seinen
Haaren, die Sonne auf seiner nackten Haut. Er fühlte sich jung, und
gleichzeitig unendlich alt - älter als die Welt. Von irgendwo her rief jemand
seinen Namen. Vom anderen Ufer? Er sah eine Frau dort stehen und gestikulieren.
Alles war perfekt. So, wie es sein sollte. Ein plötzlicher Windstoß ließ ihn
frösteln. Zeit, es zu Ende zu bringen.
    »Vielleicht überlebst du das ja hier, Edgar. In der Trommel sind nur zwei
Kugeln. Eine reelle Chance. Die gleiche, die du Hanna gelassen hast. Aber
ehrlich gesagt, kann ich es mir nicht vorstellen. Dieser lange Weg kann nicht
umsonst gewesen sein.« Er spannte den Hahn. »Hanna wird uns beide erlösen.«
    Edgar hob den Kopf. Seine Stimme zitterte. »Ich bin dein Bruder.«
    Krauss drückte ab.
     
     
    Nachwort
     
    Birger Dahlerus hat wirklich gelebt. In den Wochen vor Ausbruch des Zweiten
Weltkriegs versuchte er, Gespräche zwischen der deutschen und der englischen
Regierung zu vermitteln, in der Hoffnung, den drohenden Konflikt zu verhindern.
Der vorliegende Roman erhebt jedoch nicht den Anspruch, den Menschen Dahlerus
biographisch genau abzubilden; vieles ist erfunden, überspitzt, verdichtet.
Selbst wenn ich im Ablauf der historischen Ereignisse auf Dahlerus'
Aufzeichnungen (»Der letzte Versuch«) und damit auf einige seiner Äußerungen
und Beobachtungen zurückgreifen konnte, so entspringt doch der Großteil der
Dialoge meiner Phantasie. Krauss ist eine fiktive Figur, eine Begegnung
zwischen Dahlerus und ihm hat es daher nie gegeben, ebensowenig wie den
beschriebenen Rachefeldzug gegen seinen Bruder; gleichwohl versucht der Roman,
die Rolle des schwedischen Unterhändlers in den letzten Wochen vor dem
Kriegsausbruch zu beleuchten und ihm als von einer Friedensmission
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