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JörgIsring-UnterMörd

Titel: JörgIsring-UnterMörd
Autoren: Unbekannt
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holte ihn zurück in die Realität. Sein treuester und längster
Begleiter stand unmittelbar neben ihm und hielt ihm ein Blatt Papier hin.
Göring sah ihn an. »Was ist das?«
    »Eine wichtige Mitteilung.«
    Göring nahm den
Zettel. Mürrisch überflog er die Worte. Sie besagten, dass Chamberlain Deutschland
offiziell den Krieg erklärt hatte, weil bis 11 Uhr keine Antwort auf das
Ultimatum erfolgt war. Göring hielt das Blatt in der Hand, ohne weiter darauf
zu schauen. Stattdessen sah er hinüber zu Dahlerus, der wiederum ihn aus der
Distanz genau beobachtete.
    Mit einem Mal zerknüllte Göring das Papier und schrie: »Jetzt hat
Ribbentrop, was er wollte! Jetzt hat er seinen Krieg! Er ist der alleinige
Schuldige!«
    Der Feldmarschall stand so plötzlich auf, dass der Stuhl nach hinten
umfiel. Wutentbrannt schleuderte er Körner die ramponierte Mitteilung vor die Brust.
Göring machte seinem Zorn Luft. »Die Engländer haben es von Anfang an darauf
angelegt. Sie wollten keine Verständigung, das ist ja jetzt wohl allen klar.
Sie wollten den Krieg, und den werden sie kriegen.«
    Dahlerus hatte
sich mittlerweile auf Sprechweite genähert. Natürlich war er über das
Geschehene im Bilde. Selbst ohne Görings Geschrei hätte er gewusst, was
passiert war. Der Feldmarschall sah ihn erst trotzig, dann zunehmend
ernüchterter an. Dahlerus trauriger Blick besänftigte seine Wut.
    »Glauben Sie mir, Dahlerus, dieser Krieg ist schnell vorbei, vielleicht
noch schneller, als Sie und ich denken. Und ich werde alles tun, um ihn so
menschlich wie möglich zu führen, das verspreche ich Ihnen.«
    Der Schwede sagte
nichts, sah ihn nur an. Dann drehte er sich zum zweiten Mal wortlos um und ließ
Göring stehen. Dem Feldmarschall kam gerade die Galle hoch, da tippte ihn
Körner von der Seite an. Er hatte ein Feldtelefon in der Hand und formte mit
seinen Lippen lautlos »Hitler«.
    Göring nahm den Hörer. »Mein Führer.«
    Hitler schnarrte in gewohnt hoher Lautstärke. »Jetzt sind Sie wohl total
verrückt geworden. Bodenschatz hat mir von Ihren Plänen berichtet, nach England
zu fliegen. Für mich grenzt das an Landesverrat - in dieser Lage.«
    Göring sah sich im Geiste vor einem Erschießungskommando, Auge in Auge mit
auf ihn gerichteten Karabinern.
    Hitler sprach weiter, ruhiger jetzt. »Zum Glück haben Sie Bodenschatz von
Ihren Plänen informiert und die Sache nicht leichtfertig überstürzt. Kommen
Sie sofort in die Reichskanzlei. Ich brauche Sie jetzt hier, Göring, an meiner
Seite.«
    Göring wurde es warm ums Herz. »Jawohl, mein Führer.«
     
    38.
    Postdam
    3. September Odas Jagdhütte, Vormittag
     
     
     
     
     
    Krauss stand verloren im Raum. Oda wuselte um ihn herum, geschäftiger als
eigentlich nötig. Für ihre Fahrt packte sie zusammen, was die Hütte hergab,
und das war nicht sehr viel. Ein paar Konserven, Werkzeug, Decken. Es war sehr
gut möglich, dass sie mit dem Jungen im Auto übernachten musste.
    Krauss wollte
helfen, aber Oda hatte abgelehnt. Er müsse sich schonen, seine Verletzung
auskurieren. Sie war nicht abweisend, aber distanziert, kühl, wie bei ihrer
ersten Begegnung. Schon am Tag zuvor hatte Krauss gespürt, dass sie sich ihm
entzog. Noch nicht so offensichtlich wie im Augenblick, aber spürbar. Stattdessen
bemühte sie sich um Philipp, kramte ihre englischen Brocken zusammen, sprach
mit ihm, nahm ihn in den Arm, versuchte ihn zu necken. Der Junge war verstockt,
verstört durch das, was er erlebt hatte, und traute sich noch nicht aus seiner
Isolation. Aber Oda gab nicht auf. Am Nachmittag hatte sie ihn soweit, dass er
einmal lachte, aber dabei erschrak er über sich selbst. Mehr war nicht zu machen.
Krauss beobachtete sie. In ihren leuchtenden Augen schimmerte Schmerz. Er
hoffte, dass es alte Wunden waren. Am Abend war sie kurz angebunden gewesen,
wollte Krauss keine Gesellschaft leisten. Er bedauerte das, aber er begrüßte es
auch. Sie löste sich von ihm, konzentrierte sich ganz auf ihre neue Aufgabe.
Krauss war überzeugt davon, dass sie es schaffen würde.
    Oda fand nichts
mehr, was sich mitzunehmen lohnte. Philipp saß bereits im BMW wartete auf sie.
In den vergangenen zwei Tagen hatte er Vertrauen zu ihr gefasst, das war
offensichtlich. Der Junge mochte sie, sah vielleicht auch die Chance, die sie
ihm bot. Krauss gegenüber war er scheu und vorsichtig, auch wenn der Deutsche
sich ihm dank seiner guten Englischkenntnisse besser verständlich machen konnte.
Nun, bald musste Philipp keine Angst
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