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Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt

Titel: Joel 4 - Die Reise ans Ende der Welt
Autoren: Henning Mankell
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»Ich warte auf meinen Vater«, antwortete Joel. »Wo ist er denn?« »Auf der Toilette.«
    »Dein Vater ist auf dem Klo?«, sagte die Schwarze Welle. »Vielleicht ist er da drinnen und genehmigt sich einen Schluck.«
    Joel zuckte zusammen. Wie konnte er wissen, dass Samuel zu viel trank? Und stimmte es? War Samuel dort drinnen und trank?
    »Ich werde ihn holen«, sagte Joel. »Wir haben es ein bisschen eilig.«
    »Klar«, sagte die Schwarze Welle. »Ich passe solange auf deine Sachen auf.«
    Joel wollte gerade den Koffergriff loslassen, da fiel ihm ein, dass er kaputt war. Das wollte er nicht zeigen. »Mein Vater braucht den Koffer«, sagte er. »Aber ich lasse den Rucksack hier.«
    Die Schwarze Welle lächelte. Joel dachte, er hätte Glück gehabt. Dass er jemanden getroffen hatte, der ihm Zigaretten anbot und auf seinen Rucksack aufpassen wollte. Nun brauchte er nur zwei Sachen zu tragen, Samuels Koffer und den Karton mit
Celestine.
    »Ich komm gleich wieder«, sagte Joel und stand auf. Als er in die Toilette kam, blieb er stehen. Es gab zwei Reihen mit Kabinen. Die meisten Türen waren geschlossen. Er hatte keine Ahnung, hinter welcher sich Samuel befand. Er dachte, dass er genauso gut wieder hinausgehen könnte. Samuel würde schon kommen. Aber gleichzeitig müsste er Samuel sagen, dass die Schwarze Welle da draußen saß und auf seinen Rucksack aufpasste.
    Joel wartete. Türen wurden geöffnet. Plötzlich überlegte er, wie viel Scheiße an einem einzigen Tag in solchen Toiletten hinuntergespült wurde. Der Gedanke brachte ihn zum Lachen.
    Ein Aufseher sah ihn misstrauisch an. »Wartest du auf jemanden?«, fragte er. »Ja«, antwortete Joel, »auf meinen Papa.«
    Im selben Augenblick wurde die Tür einer Kabine ganz hinten in der Ecke geöffnet. Samuel kam heraus. Er sah nicht, dass Joel dort stand. Er ging zu einem Waschbecken und wusch sich die Hände. Er sah müde aus. Dann drehte er sich um und entdeckte Joel.
    »Wo ist der Rucksack?«, fragte er.
    »Draußen. Jemand passt auf ihn auf.«
    Samuel runzelte die Stirn. »Wer?«
    Joel wurde klar, dass er nicht wusste, wie die Schwarze Welle hieß.
    »Man muss nicht immer wissen, wie die Leute heißen«, antwortete er wütend. »Er wollte auf den Rucksack aufpassen, während ich nach dir suche.«
    »Ich hab Verstopfung«, sagte Samuel. »Das passiert mir manchmal.« Dann sah er Joel ernst an.
    »Du hast den Rucksack draußen gelassen? Bei jemandem, den du nicht kennst?«
    Joel merkte, dass Samuels Sorge echt war. Da wurde er auch unruhig. Sie verließen die Toilette.
    Die Bank war leer. Weder der Rucksack noch die Schwarze Welle waren noch da.
    Samuel sah Joel an. »Wo ist der Rucksack?«
    Joel stiegen Tränen in die Augen. Er zeigte auf die Bank. »Da«, sagte er. »Aber jetzt ist er weg. Und der Kerl auch.« »So ein Mist«, sagte Samuel. »Man kann sich doch nicht einfach so auf die Leute verlassen. Der hat deinen Rucksack geklaut.«
    Joel kämpfte mit den Tränen. Er begriff, wie dumm er gewesen war. Die Schwarze Welle hatte sich zu ihm gesetzt, um an alles heranzukommen, den Koffer, den Karton und den Rucksack. Er hatte sofort gesehen, dass Joel fremd in der Stadt war. Und wonach hatte er gefragt? Willst du verreisen? Was hatte Joel geantwortet? Ich bin gerade angekommen. Aus dem Norden. Himmel, war er blöd gewesen! »So ein Mist«, wiederholte Samuel. »Wir müssen einen Polizisten suchen und den Diebstahl anzeigen.« »Vielleicht ist er noch hier«, sagte Joel.
    »Nein«, antwortete Samuel. »Du kannst sicher sein, dass er nicht mehr hier ist.«
    »Was will er mit meinem Rucksack?«, fragte Joel. »Da ist doch nichts drin. Nur alte Kleider.«
    »Das kann man sich wirklich fragen«, sagte Samuel. »Aber eine Antwort kriegen wir wohl nicht.«
    Mit energischen Schritten ging Samuel auf einen Polizisten zu, der in der Wartehalle herumspazierte. Er erzählte, was passiert war.
    Joel merkte, dass Samuel jetzt anders war. Als ob etwas seinen Rücken gestreckt hätte. Der Polizist begleitete sie durch die Halle zu einer Polizeidienststelle. Ein anderer schrieb alles auf, was Joel erzählte. Wie der Rucksack ausgesehen hatte. Und was darin war.
    Am meisten interessierte sich der Polizist dafür, wie die Schwarze Welle ausgesehen hatte.
    Joel konnte sich gut erinnern. Das Hemd, der Anzug, der Schlips und die spitzen Schuhe.
    Als sie fertig waren, unterschrieb Samuel ein Papier. »Wir haben keine Adresse«, sagte Samuel. »Wir sind nur zu Besuch hier.«
    »Dann
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