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Joe Golem und die versunkene Stadt

Joe Golem und die versunkene Stadt

Titel: Joe Golem und die versunkene Stadt
Autoren: Mike Mignola
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Brandgeruch in die Nase. Sie erkannte, dass es kein Ektoplasma war, sondern Rauch, so, als stünde Felix’ Blut in Flammen.
    Mrs.   Mendehlson kreischte, sprang vom Stuhl auf und warf ihn dabei um.
    Ihr Mann blieb sitzen und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Felix. »Was ist das?«, stieß er hervor. »Was zum Teufel ist das?«
    Felix wandte sich Molly zu und schaute sie an. Sie spürte, dass er sie erkannte und dass es Felix war und nicht irgendeine Macht von außen   – und sie sah tiefes Entsetzen in seinen Augen. Er schüttelte den Kopf, versuchte ihr etwas zu sagen. Taumelnd erhob er sich, stieß gegen den Tisch und hielt sich an der Kante fest, wobei er alle Mühe hatte, aufrecht zu stehen. Seine Haut war nicht mehr blass; sie hatte ein helles, widerliches Grün angenommen, und unter seinem Hemd wogte sein Oberkörper.
    Zitternd wich Molly von ihm zurück und stieß gegen das Regalmit Büchern und Nippes, das sie an der Wand aufgehängt hatte. Eine Keramikskulptur der Jungfrau Maria fiel herunter und zersprang in tausend Stücke. Die Splitter wirbelten über die Holzbohlen.

    Felix schloss die Augen, und Molly konnte sehen, wie er sich der Verzweiflung ergab.
    Der Nachhall der zersprungenen Keramik ging in das laute Klirren von Glas über. Molly fuhr herum und sah, wie eine Fensterscheibe zerbarst. Scherben zerschnitten die Vorhänge. Im nächsten Moment flog eine zweite Scheibe auseinander. Dann fielen Metallbehälter klirrend auf den Boden und rollten in merkwürdigen Bögen über die Dielen. Zischend ließen sie Wolken aus einem gelben Nebel hinter sich, die sich rasch ausbreiteten und den Raum mit einem ätzenden Dunst erfüllten.
    Molly wollte Felix eine Warnung zurufen, doch das Gas erstickte ihre Stimme. Tränen rannen ihr über die Wangen. Als sie zu atmen versuchte, bekam sie einen fürchterlichen Hustenanfall. Gehetzt blickte sie sich um, spähte durch die Gaswirbel, suchte panisch nach ihrem Freund.
    Die Mendehlsons schrien vor Angst, wichen taumelnd vom Tisch zurück und flohen zur Tür, die im nächsten Moment aufflog und eine mächtige Gestalt offenbarte, die auf der Schwelle stand. Auf den facettierten Linsen ihrer schwarzen Gasmaske funkelte das reflektierte Licht, und einen Augenblick lang hörte Molly den Riesen im Zischen der Gasbehälter atmen.
    Zwei weitere Männer mit Gasmasken, die sie wie Insekten aussehen ließen, schwangen sich durch die zerstörten Fenster ins Gebäude und landeten mit einem feuchten Schmatzen auf dem Boden. Sie waren kleiner als der Hüne in der Tür, ungefähr so groß wie normale Männer, und trugen über funkelnden schwarzen Taucheranzügen lange Mäntel, die an ihren Körpern klebten. Sie verströmten den Geruch des Meeres.
    Hinter dem rasselnd atmenden Hünen stürmten weitere Männer in den Raum. Der Riese packte Mrs.   Mendehlsons Kopf mit beiden Händen und verdrehte ihn. Das grässliche Knacken von Knochen hallte von den Wänden. Mrs.   Mendehlson brach zusammen und verschwand in den gelben Nebelschwaden, die über den Boden waberten.
    Mr.   Mendehlson begann zu schreien. Es waren grässliche Schreie, doch Molly konnte nicht sehen, was mit ihm geschah, denn Felix prallte gegen sie und schleuderte sie zu dem Ausgang, hinter dem es nach oben ging. Molly stieß gegen die Tür, packte den Knauf und riss sie auf. Zufall oder nicht   – Felix hatte sie auf den einzigen Fluchtweg aufmerksam gemacht.
    Am unteren Ende der Treppe blieb Molly kurz stehen und blickte zurück. Sie sah, wie zwei der Gas-Männer Felix zu einem zerbrochenen Fenster zerrten. Am liebsten wäre sie auf die Männer losgegangen, doch Felix hatte sie in die einzige Richtung gedrängt, die in die Sicherheit führte. Wenn sie ihm helfen wollte, musste sie in Freiheit bleiben.
    Molly setzte sich in Bewegung. Sie hatte erst die Hälfte der Stufen hinter sich gelassen, als sie erneut stehen blieb und lauschte. Von unten hörte sie ein lautes Klirren, als die Statuen zerbarsten, und den dumpfen Klang schwerer Schritte, als jemand zur Tür stapfte.
    Molly erstarrte, hielt den Atem an und blickte auf die Nebelwolke, die wogend das Treppenhaus erfüllte. Dann konnte sie den schwarzen Umriss des riesigen Gas-Mannes ausmachen, als er durch die Tür kam. Der Hüne folgte ihr! Wie hatte er in den dichten Schwaden sehen können, dass sie die Treppe hinaufstieg?
    Einen Augenblick starrte Molly auf seine fremdartige, klobige Maske, hörte sein keuchendes, kränkliches Atmen und fragte sich, wer
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