Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Autoren: Sage Blackwood
Vom Netzwerk:
ganz ehrlich, es war allgemein bekannt, dass man von jemandem, den man im Urwald aussetzte, nie wieder etwas hörte.
    »Ja«, sagte Jinx. So hatte er es noch nie betrachtet.
    »Weshalb sollte irgendwer so ein süßes kleines Kind umbringen wollen?«, fragte Sophie.
    Jinx zuckte innerlich zusammen, als sie ihn ein süßes kleines Kind nannte. Es war ein Gefühl, als würden Wespen in seinem Schädel herumkrabbeln.
    »Wahrscheinlich, weil er in anderer Leute Privatangelegenheiten rumgeschnüffelt hat«, sagte Simon.
    »Dann … dann war das ja eine gute Tat«, sagte Sophie. »Dass du ihn mitgenommen hast, meine ich. Ihn gekauft hast.«
    »Du brauchst gar nicht so überrascht zu klingen«, sagte Simon.
    »Du hast ihm das Leben gerettet.«
    »Selbst wir bösen Zauberer haben unsere guten Tage.«
    Die Wut im Zimmer zog sich in die Wände zurück, und ein friedliches, blaues Gefühl breitete sich aus. Endlich bewegte Jinx sich wieder. Er fühlte sich steif, und die Wespenstiche taten weh.
    »Du bringst ihm doch das Lesen bei, oder?«, sagte Sophie.
    »Bringst du mir auch das Zaubern bei?«, platzte es aus Jinx heraus.
    Das Schweigen, das darauf folgte, war angefüllt mit Sophies orange-grünem Ärger und einem hellblauen, flaschenförmigen Überraschungsklecks von Simon. Daran hatte er offenbar noch nie gedacht.
    »Simon, du kannst nicht …«
    »Sag du mir nicht, was ich kann und was ich nicht kann!«, erwiderte Simon. »Er ist
mein
Junge. Ich hab ihn gefunden.«
    Das klang schon fast nach einem Ja.

Eine Reise im Schnee
    J inx lernte schnell lesen, was ein Glück war, denn Simon war kein besonders geduldiger Lehrer. Nicht dass er wütend wurde, wenn Jinx etwas nicht gleich begriff – er ging einfach davon aus, dass Jinx zu dumm war, und gab auf. Aber Jinx fand schon bald heraus, dass die Buchstaben und Laute, die Simon ihm beibrachte, nur eine Art Hürde waren, die man überwinden musste, um zu hören, was ein Buch zu erzählen hatte. Von da an war das Lesen einfach. Und faszinierend – Jinx las über Zauberei und über seltsame Länder jenseits des Urwalds.
    Die Tür zu Simons Werkstatt war jetzt nicht mehr verschlossen. Jinx durfte hinein – und musste auch dort fegen und abstauben. Jinx hatte den Verdacht, dass Simon die Werkstatt vorher durch Zauberei halbwegs sauber gehalten hatte. Und jetzt erwartete er, dass Jinx es mit Besen und Kehrblech machte.
    Aber Jinx störte das nicht, denn so konnte er Simon zumindest bei der Arbeit zuschauen – wie er Zaubertränke mischte, trockene gewundene Gewächse anzündete, die mit lila Rauch verbrannten, und endlos in einem Buch mit rotem Ledereinband blätterte und vor sich hin murmelte. Simon verbrachte viel Zeit damit, verschiedene Zaubereien auszuprobieren und, wie es schien, neue zu erfinden. Manchmal fiel es ihm erst kurz vor Mitternacht ein, Jinx ins Bett zu schicken.
    Die Wand aus Stein, durch die Simon und Sophie hindurchgegangen waren, war und blieb eine Wand aus Stein. Jinx erwog, Simon zu fragen, ob er auch die Zimmer hinter der Wand fegen sollte, aber er traute sich nicht. Simon war fast selbst wie eine Wand aus Stein, und die Fragen, die dahinterführten, konnte man nicht stellen.
    »Fass nichts von den Sachen in den Regalen an«, sagte Simon. »Sie könnten dich umbringen.«
    Jinx wusste jetzt, dass auf den meisten Krügen »Gefahr« stand, auf einigen sogar in noch größeren, auffälligeren Buchstaben als auf dem Wespenkrug.
    Oft saß Simon nur auf einem hohen Hocker und schrieb ewig lange in ein Buch. Jinx saß neben dem Totenkopf auf dem Boden und las die Bücher, die Simon ihn lesen ließ. Manchmal, wenn er die Hand nach einem Buch ausstreckte, schaute Simon kurz auf und sagte: »Das nicht.«
    Und manchmal, wenn Simon das sagte, wartete Jinx, bis der Zauberer einen Moment nicht aufpasste.
    Wenn Simon nichts sagte, nahm Jinx das Buch, schlug es auf, ganz vorsichtig, für den Fall, dass es anfing zu brennen, und las. Einige Bücher waren weder in Urwisch noch in Samaran geschrieben, sondern in irgendeiner anderen Sprache. Das spielte keine Rolle, solange man den Büchern lauschte. Jinx hätte gern gewusst, wie viele Sprachen es wohl auf der Welt gab und wie viele Orte außer dem Urwald.
    Wenn Sophie zu Besuch kam, fragte sie Jinx immer, wie es mit dem Lesen klappte. Manchmal redete sie mit ihm in einer der Sprachen, die er nur aus den Büchern kannte. Jinx hörte genau hin – die Wörter wurden nicht ganz so ausgesprochen, wie er dachte –, bevor
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher