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Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Jinx und der magische Urwald (German Edition)

Titel: Jinx und der magische Urwald (German Edition)
Autoren: Sage Blackwood
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einen langen lilafarbenen Umhang und lief ohne Schuhe, sodass man seine verwachsenen Füße sah. Er hatte einen Korb mit Misteln dabei, die er wohl gerade gepflückt hatte.
    Jinx war noch nie einem Zauberer begegnet. Soweit er wusste, hatten Zauberer einen langen weißen Bart und keinen braunen Spitzbart. Doch dieser Mann war ganz eindeutig ein Zauberer. Er verströmte Magie, magische Wellen, die so stark waren wie das pulsierende Leben der Bäume ringsumher.
    »Ich gehe nur mit meinem Sohn im Wald spazieren, mein Herr«, sagte Jinx’ Stiefvater allzu hastig und ohne jede Begrüßung.
    Im Urwald erzählt man den Leuten nicht, was man treibt, und die Nase des Zauberers zuckte, als er die Lüge roch. »Ganz schön spät, um den Pfad zu verlassen«, sagte er.
    »Muss dem Jungen ja beibringen, wie man sich im Wald zurechtfindet.«
    Die Nase des Zauberers zuckte noch mehr. In diesem Wald lernte man nicht, sich zurechtzufinden – man ging gar nicht erst hinein. »Es soll Leute geben, die ihre Kinder im Wald aussetzen«, sagte er. »Wenn es ihnen zu mühsam ist, sie zu ernähren.«
    »Aber nicht die eigenen Kinder!«, sagte Bergthold. »Stiefkinder vielleicht, davon hab ich auch schon gehört.«
    Der Zauberer sah Bergthold durch eine dunkle Wolke des Missfallens hindurch an. »Wenn man die Mutter heiratet, nimmt man auch die Kinder an.«
    »Ich hab die Mutter aber nicht geheiratet«, plapperte Bergthold drauflos. »Sie ist vor Jahren gestorben. Ich hab die Frau geheiratet, die mit dem Mann verheiratet war, der die Mutter geheiratet hatte. Auf dem Jungen liegt ein Fluch – jeder, der ihn aufnimmt, muss sterben.«
    »Für den Urwald scheint mir das aber eine ganz normale Sterberate zu sein.« Der Zauberer schaute Jinx so fest in die Augen, dass der sich am liebsten versteckt hätte. »Zufällig brauche ich gerade einen Jungen. Ich nehme ihn.«
    »Sie meinen wohl, Sie
kaufen
ihn«, sagte Bergthold.
    »Mit Fluch und allem?«
    »Mit dem Fluch ist er noch mehr wert!«
    »Wer ihn aufnimmt, muss sterben?«
    »Das könnte Ihnen von Nutzen sein«, sagte Bergthold. »Zur Verteidigung gegen Ihre Feinde.«
    Der Zauberer seufzte. »Na schön, ich zahle einen Silberpfennig.«
    »Einen Silberpfennig? Einen mickrigen Silberpfennig für so einen Jungen?« Bergthold straffte sich. »Einen Jungen mit einem wertvollen Fluch? Sie wollen mich wohl beleidigen!«
    Die Augen des Zauberers funkelten gefährlich, und Jinx warf seinem Stiefvater einen nervösen Blick zu. Bergthold war ängstlich und wütend, wie üblich, aber seine Angst kräuselte sich vor Gier.
    »Ein Silberpfennig ist eine Menge für einen Jungen, auf dem ein Fluch lastet«, sagte der Zauberer.
    Irgendwo hinter ihnen war ein Knacken zu hören, wie von einem Zweig, der unter einem sehr großen Fuß zerbricht. Voller Angst spähte Jinx in die schaurige Finsternis. Sein Stiefvater war so aufgeregt, dass er nichts merkte.
    »So ein Junge ist mindestens drei Silberpfennige wert!«, sagte Bergthold.
    Das war für Jinx eine ziemliche Überraschung, denn Bergthold und Cottawilda sagten regelmäßig, er sei nicht mehr wert als ein verfaultes Kohlblatt.
    »Er kann hart arbeiten! Vor allem, wenn man ihn schlägt«, sagte Bergthold. »Und man braucht ihm fast nichts zu essen zu geben.«
    »Ja, ich sehe, dass Sie das nicht getan haben«, sagte der Zauberer. »Ein Pfennig ist mein letztes Wort.«
    Es knackte wieder, mehrere Zweige zerbrachen, und man hörte das dumpfe Scharren von Tatzen auf dem Waldboden. Jinx schaute nach links und nach rechts, aber er konnte nichts entdecken, was sich bewegte. Er schaute wieder zu den beiden Männern und wünschte, er könnte einem von ihnen vertrauen.
    »Dann zwei Silberpfennige«, sagte Bergthold.
    »Ein Silberpfennig«, sagte der Zauberer, und auf einmal klang er gar nicht mehr interessiert. »Und nehmen Sie ihn lieber schnell.«
    »Niemals!«
    »Komm her, Junge«, befahl der Zauberer.
    In diesem Moment passierten mehrere Dinge gleichzeitig. Jinx machte einen unsicheren Schritt auf den Zauberer zu. Hinter ihm vermischte sich das Geräusch der Tatzen mit schwerem, keuchendem Atem, und ein unerträglicher Verwesungsgeruch drang ihm in die Nase. Er fuhr herum und sah sie. Trolle, die durch den Wald polterten – es mussten Trolle sein, sie waren riesig und hatten gewaltige Stoßzähne. Sie kamen genau auf ihn und seinen Stiefvater zu. Blitzschnell packte der Zauberer Jinx. Eine blassgrüne Ruhewolke umgab ihn, während das Folgende geschah, und nur weil
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