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Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Jinx - der verfluchte Liebeszauber

Titel: Jinx - der verfluchte Liebeszauber
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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nach Hause?«
    »Oh …«, sagte Paula darauf nur.
    Mir fiel sofort auf, dass ihre Stimme auf einmal anders klang und auch dass ihr begeisterter Redefluss schlagartig versiegte. Stattdessen schaute sie betreten zu Boden und sagte dann zögernd: »Tory ist schon zu Hause. Sie ist draußen im Garten … mit ihren Freunden.«
    Sie deutete zum Fenster. Ich zog eine der weißen Gardinen zur Seite, die sich so fein und luftig anfühlten wie Spinnenweben, und blickte in einen verzauberten Märchengarten hinunter.
    Jedenfalls kam er mir vor wie ein Märchengarten, was natürlich auch damit zu tun haben konnte, dass unser Garten zu Hause ganz anders aussah. Dort parkten die Fahrräder meiner Geschwister auf dem zertrampelten Rasen, überall lagen alte Plastikspielsachen verstreut, in einer Ecke stand eine verrostete Schaukel und in der anderen der Hundezwinger, dazu kamen noch Moms verwildertes Gemüsebeet und mehrere große Haufen Sand und Erde, die Dad für irgendwelche Umbauten am Haus aufgeschüttet hatte, die er dann doch nie in die Tat umsetzte.
    Solche Gärten wie den von den Gardiners kannte ich bisher nur aus Fernsehberichten über irgendwelche
Hollywoodstars. Er war ringsum von einer moosbewachsenen Backsteinmauer umgeben, an der sich  – blühende!   – Kletterrosen emporrankten, und in einer Ecke befand sich ein kleiner verglaster Pavillon, der ebenfalls mit Rosen bewachsen war. Unter den herabhängenden Zweigen einer knospenden Trauerweide stand ein schmiedeeiserner Gartentisch mit dazu passenden zierlichen Stühlen und einer gepolsterten Chaiselongue.
    Aber das Schönste war der Springbrunnen, dessen Plätschern ich sogar durch das geschlossene Fenster im zweiten Stock hören konnte. Auf einem Felsbrocken in seiner Mitte saß eine Nixe, die einen großen Fisch im Arm hielt, aus dessen Maul Wasser floss. Im Becken huschten orangefarbene Schatten hin und her.
    »Goldfische!«, rief ich begeistert.
    »Kois«, korrigierte Paula mich. Mir fiel auf, dass ihre Stimme sich jetzt, wo es nicht mehr um Tory ging, wieder normal anhörte. »Das sind japanische Zuchtkarpfen. Siehst du die Katze da am Beckenrand? Das ist Mouche. Sie lauert den ganzen Tag am Springbrunnen. Bis jetzt hat sie zwar noch keinen Fisch erwischt, aber ich bin mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern wird.«
    In diesem Moment bemerkte ich, wie im Inneren des Pavillons etwas Helles aufflackerte. Wahrscheinlich eine Feuerzeugflamme. Ich konnte durch das Milchglas zwar nur undeutliche Schatten erkennen, nahm aber an, dass Tory und ihre Freunde darin saßen und heimlich rauchten.

    Damit hatte ich kein Problem. Ich kannte in Iowa haufenweise Leute in unserem Alter, die rauchten.
    Na ja, okay  – einen.
    Aber natürlich war ich darauf vorbereitet gewesen, dass eine Weltstadt wie New York nicht mit einer Kleinstadt wie Hancock zu vergleichen war. Vor meiner Abfahrt hatten mich alle gewarnt, dass nicht nur die Stadt selbst, sondern auch die Menschen hier anders sein würden. Vor allem die Jugendlichen in meinem Alter, die in New York angeblich alle viel frühreifer waren als in Iowa.
    Das war völlig okay. Damit kam ich klar.
    Obwohl mir schon ein bisschen mulmig wurde.
    »Meinst du, ich soll runtergehen und Tory sagen, dass ich da bin?«, fragte ich zögernd.
    Paula nickte. »Ja, ich glaube, das wäre eine gute Idee …« Sie hörte sich an, als würde sie noch etwas sagen wollen, entschied sich dann aber offenbar dagegen.
    In diesem Moment wurde mir klar, dass die beiden anscheinend nicht gerade beste Freundinnen waren und dass ich  – bei meinem Pech  – früher oder später bestimmt zwischen die Fronten geraten würde. Grandiose Aussichten.
    »Okay, dann mach ich das mal«, sagte ich munterer, als mir zumute war, und zog die Gardine wieder zu. »Zeigst du mir, wie ich in den Garten komme?«
    »Natürlich.«
    Auf dem Weg nach unten plapperte Paula, die sich inzwischen wieder gefangen hatte, fröhlich weiter
und fragte mich nach meiner Geige. »Spielst du schon lange?«
    »Ich hab mit sechs angefangen«, antwortete ich.
    »Schon mit sechs? Das ist ja toll! Dann spielst du bestimmt richtig gut, oder? Wie wäre es, wenn wir mal ein Hauskonzert machen würden? Die Kinder wären bestimmt begeistert.«
    Ich sah sie zweifelnd an. Wenn das stimmte, dann waren die Kinder in New York wirklich GANZ anders als die in Iowa. In Hancock kannte ich jedenfalls niemanden, der bereit war, mir freiwillig beim Geigespielen zuzuhören. Außer vielleicht
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