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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg
Autoren: Steven Brust
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Partnerin saß auf der anderen Seite. Alles in allem war ich mit dem Leben sehr zufrieden.
    Morrolan saß mir gegenüber und starrte in sein Weinglas. Die langen Beine hatte er ausgestreckt. Aufblickend fragte er: »Wie nennst du sie?«
    »Ihr Name ist Rocza«, sagte ich. Als sie ihren Namen hörte, beugte sie sich herab und leckte an meinem Ohr. Cawti kratzte sich am Kopf. Eifersüchtig fauchte Loiosh, worauf Rocza ihn anschaute, zurückfauchte und sein schlangenartiges Kinn leckte. Beschwichtigt lehnte er sich wieder zurück.
    »Jungejunge, sind wir aber häuslich«, fand Morrolan.
    Was sollte ich sagen?
    Neugierig sah er den anderen Jhereg an. »Vlad, du mußt zugeben, daß ich von der Hexenkunst genausoviel verstehe wie jeder andere aus dem Ostreich –«
    »Ja, das stimmt.«
    »– aber ich begreife nicht, wie du einen zweiten Vertrauten haben kannst. Ich war immer der Ansicht, daß die Beziehung zwischen Hexer und Vertrautem solcherart ist, daß sie unmöglich zu mehr als einem Tier bestehen kann.
    Außerdem«, fuhr er fort, »habe ich noch nie gehört, daß ein ausgewachsenes Tier einen Vertrauten abgibt. Müßtest du das Ding nicht als Ei an dich bringen, damit eine ordentliche Verbindung aufgebaut wird?«
    Loiosh fauchte Morrolan an, der zurücklächelte und den Kopf ein wenig neigte.
    » Dich nenne ich ein ›Ding‹, ganz recht«, sagte er.
    Loiosh fauchte noch einmal und wandte sich dann wieder der Liebkosung von Roczas Kinn zu.
    »Tja, Morrolan«, meinte ich, »warum versuchst du es nicht selbst mal? Du bist ein Hexenmeister, warum besorgst du dir keinen Vertrauten?«
    »Weil ich schon einen habe«, antwortete er trocken. Sanft strich er über das Heft von Schwarzstab, und ich erschauerte unwillkürlich.
    »Rocza ist sowieso keine richtige Vertraute«, erklärte ich. »Sie ist Loioshs Partnerin.«
    »Aber dennoch ist sie zu dir gekommen …«
    »Ich habe um Hilfe gerufen, und sie hat mich gehört. Wir konnten eine Vereinbarung treffen, die so ähnlich ist wie die, mit der ein Hexer einer Mutter das Ei abnimmt, wenn auch nicht ganz das gleiche. Ich habe tatsächlich eine Art Beschwörung oder so was Ähnliches benutzt, um den ersten Kontakt herzustellen«, gestand ich ein. »Aber da hört die Ähnlichkeit auch schon auf. Nachdem wir in Verbindung standen, haben wir mehr oder weniger einfach nur gesprochen. Ich nehme an, sie mochte mich.«
    In dem Moment sah Rocza mich an und fauchte. Irgendwie faßte ich das als ein Lachen auf, aber sicher war ich mir nicht. Da mischte Loiosh sich ein. »Paß auf, Boß, niemand mag es, wenn man über ihn spricht, als wäre er nicht da, klar?«
    »Entschuldigung, Kumpel.«
    Ich streckte mich lang aus und freute mich über meine Blutzirkulation und die ganzen anderen schönen Sachen.
    »Jedenfalls kann ich euch gar nicht sagen, wie sehr ich mich gefreut habe, als die beiden mich wissen ließen, daß sie sich nicht gegenseitig umbringen wollten«, faßte ich zusammen.
    »Hmmmmph!« machte Aliera. »Damals konntest du uns das mit Sicherheit nicht sagen. Da warst du zu sehr damit beschäftigt, zum drittenmal von uns zu gehen.«
    »War ich so nah dran?« fragte ich.
    »Ja.«
    Wieder durchlief mich ein Schauer. Cawti strich mir zärtlich über die Stirn.
    »Aber das gilt für uns beide, nehme ich an. Ich war nämlich auch mächtig froh, daß du am Ende durchgekommen bist. Ich habe zwar vorher nichts gesagt, aber die ganze Sache hat mir gewaltige Sorgen gemacht«, sagte ich.
    » Du hast dir Sorgen gemacht!« meinte Aliera.
    »Ich verstehe das immer noch nicht, Aliera«, sagte Kragar, der, wie ich feststellte, die ganze Zeit neben ihr gesessen hatte. »Wie hast du denn nun den Morgantidolch überlebt?«
    »Ganz knapp«, sagte Aliera.
    Er schüttelte den Kopf. »Als wir es das erste Mal durchgegangen sind, hast du gesagt, es würde funktionieren, aber du hast nie gesagt, wie.«
    »Wieso? Willst du es mal ausprobieren? Die eigene Seele auffressen lassen, kann ich nun wirklich nicht gerade als Freizeitvergnügen empfehlen.«
    »Reine Neugier …«
    »Also gut, im Grunde genommen hat es mit dem Wesen einer Großen Waffe zu tun. Wegfinder ist mit mir verbunden, das heißt, um genau zu sein, mit meiner Seele. Als der Dolch mich zu zerstören drohte, ging Wegfinder dazwischen und sog meine Seele in sich auf. Als die Bedrohung vorüber war, konnte ich in meinen Körper zurückkehren. Und außerdem stand natürlich noch die Totenbeschwörerin in der Nähe, für alle Fälle.«
    Einen
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