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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg
Autoren: Steven Brust
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wilder Jhereg? Plötzlich spürte ich eine Brise kalt an meinem Nacken, die Erinnerung an das Gefühl einer Messerklinge und an andere Dinge.
    Ein Gedanke kam aus ferner Vergangenheit und blieb bei mir. Dieser Wald ist es gewesen … Könnte ich …?
    Der Gedanke lenkte mich derart ab, daß ich um ein Haar eine Parade verpaßte. Ich sprang rückwärts, und sein abgelenktes Schwert schnitt mir in die Seite. Ich spürte, wie Blut floß, und es begann, weh zu tun. Verra sei Dank beruhigte sich mein Magen.
    In vielerlei Hinsicht ist Hexenkunst der Zauberei ähnlich, aber sie gebraucht die eigenen psionischen Kräfte anstatt einer äußeren Energiequelle. Die Rituale und Gesänge waren notwendig, um die Kraft des Geistes auf den richtigen Weg zu zwingen und um die Kraft zu lenken. Aber wie nötig waren sie wirklich?
    Meine Gedanken gingen zurück … zurück … zurück zu der Zeit, wo ich den Jhereg, der Loioshs Mutter gewesen war, aus eben diesem Urwald hergerufen hatte. Aller Wahrscheinlichkeit nach war seine Mutter längst tot, doch ich brauchte auch nicht unbedingt sie. Würde ich es noch einmal tun können?
    Wahrscheinlich nicht.
    »Komm zu mir, Blut meines Hauses. Schließ dich mir an, jage mit mir, finde mich.«
    Fast wäre ich gestolpert und beinahe getötet worden, aber es ist nochmal gut gegangen. Was zur Hölle war es? Komm schon, Hirn, denk nach!
    Wie mein Großvater mich vor Jahren gelehrt hatte, ließ ich meinen Arm, mein Handgelenk und sogar meine Finger dafür sorgen, daß ich am Leben blieb. Mein Geist hatte anderes zu tun, der Schwertarm mußte sich nun um sich selbst kümmern.
    Irgendwas … irgendwas mit … Schwingen? Nein, Winde, das war es, Wind …
    »Hat der Wind der Urwaldnacht …«
    Etwas, vielleicht Mellars Gesichtsausdruck, warnte mich vor dem Baum hinter mir. Irgendwie schaffte ich es, ihn zu umgehen, ohne durchbohrt zu werden.
    »Den Jäger aus der Luft gebracht.«
    Ich spürte, wie ich schwächer wurde. Natürlich der Blutverlust. Dafür hatte ich jetzt aber keine Zeit.
    »Hexengeist in Abendluft …«
    Ich fragte mich, ob Loiosh je wieder mit mir sprechen würde. Ich fragte mich, ob überhaupt jemand je wieder mit mir sprechen können würde.
    »Schicksale zusammenruft.«
    Plötzlich änderte Mellar seine Taktik, und sein Schwert hieb auf meine Brust, anstatt auf meinen Kopf einzuhacken. Ich war zu einer plumpen Parade gezwungen, und er erwischte mich mit der Spitze. War da eine Rippe gebrochen, oder hatte sich das nur so angehört? Bevor der Dolch niedersausen konnte, gelang es mir, meine Klinge dagegen zu heben und rückwärts zu springen. Er blieb mir dicht auf den Fersen.
    »Jhereg! Fliege nicht vorbei!«
    Als er auf mich zukam, vielleicht ein wenig zu forsch, versuchte ich einen weit ausholenden Konterstoß – der dragaeranische Schwertkampf kennt dergleichen nicht –, fiel auf ein Knie und stieß von unten in seinen Schwertarm. Seine Überraschung war genausogroß wie meine, daß meine erste Offensivbewegung durchkam, und das gab mir genug Zeit, zurückzuweichen, bevor er wieder nachsetzte. Er blutete leicht aus einer Wunde oben an der rechten Seite. Ich wagte nicht zu hoffen, daß das seinen Schwertarm beeinträchtigen konnte, aber es gab mir mehr Zeit.
    »Zeige mir, wo liegt dein Ei!«
    Schmerzen schrien in meiner Seite, als ich noch weiter zurückwich. Bei jeder Parade traten mir rote Punkte in die Augen, und ich spürte, daß ich kurz vor der Bewußtlosigkeit stand. Außerdem fühlte ich mich ausgelaugt. Ich meine echt ausgelaugt. Ich glaube nicht, daß ich schon einmal so viel in eine Beschwörung gelegt hatte.
    Ich wich einem weiteren Hieb aus, der mir um ein Haar den Bauch aufgeschlitzt hätte. Darauf folgte ein Dolchstoß, der beinahe zu schnell für mich war, doch ich befand mich gerade in der Rückwärtsbewegung, und so verfehlte er mich. Ich trat noch weiter zurück, bevor er nachsetzen konnte.
    Was? War da …? Komm schon, Hirn! Gedanken, beruhigt euch … seid aufnahmebereit … lauscht …
    »Wer?« schoß mir ein Gedanke durch den Kopf.
    »Einer, der dich braucht«, brachte ich heraus, während ich beinahe gestürzt wäre. Mit letzter Kraft hängte ich mich an mein Bewußtsein.
    »Was hast du zu bieten?«
    Oh Dämonengöttin! Dafür habe ich keine Zeit! Ich wollte zu heulen anfangen und sie alle nur noch fortschicken.
    Er traf mit dem Dolch meine Klinge, und sein Schwert schoß nieder; ich wankte zur Seite, geschafft.
    »Langes Leben, oh Jhereg. Und frisches rotes
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