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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg
Autoren: Steven Brust
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Fleisch, ohne Kampf oder Suche. Und, hin und wieder, die Gelegenheit, Dragaeraner zu töten.«
    Alles in allem eine hervorragende Zeit für ein Verhandlungsgespräch.
    Mellar drehte sein Handgelenk auf eine Weise, die mit einem so schweren Schwert eigentlich unmöglich war. Er berührte leicht meine Schläfe – so heftig er konnte, wenn man bedenkt, was er da vollbracht hat, und so leicht es ging, wenn man die Größe seiner Waffe betrachtete.
    Aber ich fiel immer noch nicht um. Statt dessen, und weil ich mußte, sprang ich auf gut Glück los und traf ihn an der Stirn. Er machte einen Schritt zurück und parierte mit dem Dolch. Auch ich machte einen Schritt, bevor sein Schwert ein weiteres Mal auf mich niederrauschte, da fiel mir ein, daß der Jhereg, selbst wenn er sich zu einer Antwort entschließen sollte, womöglich zu weit weg war, um mir beizustehen.
    »Und was erbittest du?«
    Mellar lächelte wieder. Er konnte sehen, daß ich schwächer wurde, und er mußte bloß noch warten. Wieder griff er mich an.
    »Für die Zukunft, Unterstützung meiner Vorhaben, und deine Freundschaft, und deine Weisheit. Für die Gegenwart, rette mir das Leben!«
    Noch einmal schlug Mellar nach meinem Kopf und drang durch. Meine Ohren klingelten, und ich merkte, wie ich zu Boden ging. Ich sah ihn näher kommen, den Dolch erheben und breit grinsen …
    … und dann drehte er sich erstaunt um, als ein geflügeltes Etwas nach seinem Gesicht schlug. Er wich zurück, wirbelte sein Schwert; daneben.
    Ich ließ meines fallen und stützte mich mit dem rechten Arm. Dann stemmte ich mich wieder hoch, bis ich fast stand. Mellar schlug erneut nach dem Jhereg. Ich nahm den Dolch in die rechte Hand und fiel nach vorne, weil das Gehen zu dem Zeitpunkt außerhalb meiner Kräfte lag. Mit links griff ich nach seinem linken Arm, dem mit dem Dolch, und schleuderte ihn herum.
    Im Drehen sah ich die Panik in seinen Augen, und sein Dolch bewegte sich auf meinen Nacken zu. Ich versuchte, seinen rechten Arm abzuwehren, der mit dem Schwert nach vorne schoß, aber er entglitt mir.
    Da stieß ich einfach drauflos, mit aller Kraft, die noch in mir steckte.
    Das Stilett erwischte ihn im linken Auge und vergrub sich bis ans Heft in seinem Gehirn. Da schrie er – ein langes, verzweifeltes Heulen, und er verlor das Interesse daran, mir den Kopf abzusäbeln. Ich sah, wie das Lebenslicht in seinem rechten Auge erlosch, und vielleicht hätte ich mich sogar gefreut, wenn ich noch gekonnt hätte.
    Auch ich habe dann geschrien, als wir uns wanden, stolperten, fielen. Wir landeten aufeinander, ich mit dem Gesicht nach oben, und das einzige, was noch in der Luft war, war sein lebloser Arm, dessen Faust einen lebendigen Dolch unbeirrt umklammert hielt. Ich sah zu, unfähig, etwas dagegen zu tun, wie er fiel … fiel … fiel … und neben meinem linken Ohr auf den Boden schlug.
    Ich konnte die Frustration der Klinge spüren, und ganz kurz hatte ich Mitgefühl mit einem Jäger, dem die Beute so knapp durch die Lappen gegangen war.
    Da wuchs in meinem Kopf ein Gedanke und machte sich breit. »Einverstanden«, lautete er.
    Das fehlte mir noch, dachte ich da, noch so ein klugscheißender Jhereg.
     
     
    Ich hatte das Bewußtsein nicht völlig verloren, wenn ich auch bestimmt nicht voll bei Bewußtsein war. Ich weiß noch, wie ich dalag, verdammt hilflos, und zusah, wie der Jhereg kleine Happen aus Mellars Körper verspeiste. Irgendwann dazwischen kamen diverse Tiere zu mir und schnüffelten an mir herum. Eins davon war, glaube ich, ein Athyra; bei den anderen bin ich mir nicht sicher. Jedesmal blickte der Jhereg kurz von seiner Mahlzeit auf und fauchte warnend. Dann verschwanden sie.
    Schließlich, vielleicht eine halbe Stunde darauf, hörte ich eine plötzliche Interferenz. Der Jhereg sah hinüber, fauchte, und auch ich sah hin. Aliera war dort, mit Wegfinder. Bei ihr waren Cawti und Kragar und Loiosh.
    Der andere Jhereg war ein Weibchen. Es fauchte Loiosh an. Bei den Jheregs ist das Weibchen dominant. (Bei den Jhereg ist diese Frage noch nicht entschieden.)
    Cawti lief weinend auf mich zu und setzte sich neben mich. Vorsichtig bettete sie meinen Kopf in ihrem Schoß und strich mir über die Stirn. Aliera untersuchte und behandelte meine zahllosen Wunden. Ich konnte nicht sagen, was mir mehr half, aber in jedem Fall war es schön, die ganze Aufmerksamkeit zu bekommen.
    Kragar assistierte Aliera, nachdem er sichergestellt hatte, daß die beiden Leichen auch wirklich Leichen
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