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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg
Autoren: Steven Brust
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entschloß mich, diesen Kerl zu mögen, falls wir uns nicht vorher gegenseitig umbrachten.
    »Die Leiche ist also gefunden worden?«
    Er nickte. »So ist es. Ein bißchen vom Jhereg angenagt, aber das stört gewiß niemanden.«
    Dem stimmte ich zu.
    »Und«, sagte er, »ich habe Eure Nachricht erhalten.«
    Ich nickte. »Das sehe ich. Und ich habe das, was ich Euch angekündigt habe.«
    »Alles?«
    »Alles.«
    Er wartete, daß ich weitersprach. Das machte mir so viel Spaß, daß mir sogar die Schmerzen von den Ereignissen des vorigen Tages nichts ausmachten. Ein Grund, warum ich den Laden mit meinen Leuten besetzt hatte, war, daß sich nicht herumsprechen sollte, wieviel Schwierigkeiten mir das Gehen immer noch bereitete. Mich für den Demon zu erheben hatte mich einiges gekostet; das zu verbergen noch mehr. Aliera ist gut, aber trotzdem dauert es seine Zeit.
    »Wie habt Ihr es bekommen?« wollte er wissen.
    »Aus seinen Gedanken.«
    Der Demon zog die Brauen hoch. »Das überrascht mich einigermaßen«, gab er zu. »Ich hätte nicht erwartet, daß er sich Gedankenlesen unterziehen würde.«
    »Für mich arbeiten ein paar sehr gute Leute«, erklärte ich. »Und wir haben ihn natürlich in einem günstigen Moment erwischt.«
    Er nickte und trank einen Schluck Wein. »Ich sollte Euch mitteilen«, sagte er, »daß, soweit es mich betrifft, alles vorbei ist.«
    Ich wartete, daß er fortfuhr. Schließlich hatte ich das Treffen aus diesem Grund arrangiert.
    Er trank noch einen Schluck. »Nach meinem besten Wissen und Glauben«, sagte er, wobei er die Worte sehr sorgfältig wählte, »gibt es in der Organisation niemanden, der etwas gegen Euch hat, Euch etwas Böses will oder von irgendeinem Übel profitieren würde, das Euch widerfährt.«
    Das war natürlich nicht ganz richtig, aber wir wußten beide, was er meinte – und er mußte schließlich an seinen Ruf denken. Ich glaubte nicht, daß er mich anlügen würde. Ich war zufriedengestellt.
    »Gut«, sagte ich. »Und es sei mir gestattet zu sagen, daß ich keinerlei Groll hege über das, was vor kurzem passiert – oder beinahe passiert – ist. Ich denke, ich verstehe, was vor sich gegangen ist, und ich habe keinen Grund, mich zu beschweren.«
    Er nahm das zur Kenntnis.
    »Was die andere Sache angeht«, redete ich weiter, »wenn Ihr eine Eskorte zu meinem Büro rüberschickt, sagen wir um vier Uhr nachmittags, dann kann ich sie mit Eurem Besitz zu Euch zurückschicken.«
    Dieses Arrangement stellte auch ihn zufrieden. »Da wären noch ein, zwei andere Dinge«, sagte er.
    »Zum Beispiel …?«
    Einen Augenblick lang sah er in die Ferne, dann wandte er sich wieder zu mir. »Gewisse Freunde von mir sind außergewöhnlich begeistert von der Arbeit, die Ihr gestern erledigt habt.«
    »Wie meinen, bitte?«
    Er lächelte. »Ich meine, mit der Arbeit, die Euer ›Freund‹ gestern erledigt hat.«
    »Ja. Weiter.«
    Er zuckte die Achseln. »Einige von ihnen sind der Ansicht, daß vielleicht ein Bonus angebracht wäre.«
    »Verstehe. Nun, den nehme ich gerne an, im Auftrag meines Freundes, versteht sich. Doch bevor wir dieses Thema vertiefen, gestattet Ihr, daß ich Euch zum Essen einlade?«
    Er lächelte. »Aber ja, das wäre sehr freundlich.«
    Ich rief einen Kellner an unseren Tisch. Um ehrlich zu sein war der Kerl miserabel, aber das war schon in Ordnung; ich denke, der Demon hat das verstanden.
     
     
    Mehr als unsere Wohnung, mehr noch als mein Büro war mir die Bibliothek im Schwarzen Schloß wie mein Stützpunkt vorgekommen.
    Wie oft hatten Morrolan und ich, oder Morrolan, Aliera und ich oder ein Haufen anderer in diesem Raum gesessen und in irgendeiner Weise Verra gedankt, daß etwas vorbei war?
    »Verra sei Dank ist es vorbei«, sagte Aliera.
    Ich lag bequem auf dem Liegesessel. Wie ich schon sagte, Aliera ist gut, aber es dauert, bis alles komplett verheilt ist. Meine Seiten taten immer noch weh, und mein Kopf ließ mir keine Ruhe. Dennoch war ich in den drei Tagen, seit Mellar von den Lebenden gegangen war, und den beiden Tagen, seit ich mich mit dem Demon getroffen hatte, um die Rückgabe der neun Millionen in Gold zu arrangieren (und sicherzustellen, daß mir niemand von der Organisation mehr nach dem Leben trachtete), wieder einigermaßen präsentabel geworden.
    Cawti saß neben mir und strich mir von Zeit zu Zeit sanft über die Stirn. Loiosh war zurückgekommen und kauerte auf meiner Brust, so nah an meiner Schulter, wie meine Stellung es ermöglichte. Seine
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