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Jhereg

Jhereg

Titel: Jhereg
Autoren: Steven Brust
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Zweifel bemerkte er meinen erstaunten und betäubten Gesichtsausdruck. Unverkennbar stieg die Panik in seine Stimme, als er sich dem anderen Leibwächter zuwandte. Langsam kam auch Bewegung in die Menge, und ich hoffte inständig, daß nicht Sethra die Jüngere oder die Totenbeschwörerin sich ihn schnappten, bevor wir hier verschwinden konnten.
    »Mach schon!« herrschte er den anderen Leibwächter an. »Bring uns hier weg!«
    In dem Augenblick, glaube ich, hat etwas bei ihm klick gemacht, und er drehte sich mit schreckgeweiteten Augen zu mir. Entweder ging Daymars Zauber zu Ende, so daß ich dem ermordeten Leibwächter nicht länger ähnelte, oder er bemerkte eine Verhaltensweise, die ich nicht richtig machte. Als die Wände um uns schwanden, wich er vor mir zurück.
     
     
    Ich ignorierte die Übelkeit, die der Teleport nach sich zog, so gut ich konnte, und faßte einen raschen Entschluß.
    Wenn er doch nicht bemerkt hätte, daß etwas nicht stimmte, wenn er sich zufällig zuerst dem anderen zugewandt hätte, hätte es kein Problem gegeben. Ich hätte ihn ganz einfach getötet und den Leibwächter so gut es eben ging erledigt. So war es jedoch etwas anderes.
    Ich hatte die Zeit, entweder Mellar auszuschalten oder den anderen Leibwächter, aber ich konnte nicht beide erwischen, ohne daß ich selber einen oder zwei Hiebe abbekam. Wen sollte ich mir also vornehmen?
    Der Leibwächter würde eine Teleportsperre errichten, sowie einen Zauber der uns vor Verfolgern schützte, während Mellar schon blank gezogen hatte. Außerdem stand Mellar näher.
    Allerdings mußte ich sichergehen, daß Mellar dauerhaft erledigt wurde. Wie ich schon sagte, ist es kein leichtes, jemanden so zu töten, daß er nicht wiederbelebt werden kann. Jetzt, wo er mir bereit gegenüberstand, würde es nicht so einfach sein, als wenn ich ihm unbehelligt einen Stich in den Hinterkopf hätte verpassen können. Was, wenn ich ihn erledigen konnte, aber es nicht schaffen würde, es dauerhaft zu machen? Und der Leibwächter mich dann umnieten würde? Der würde sich dann einfach mit Mellars Körper zurückteleportieren und ihn nach Lust und Laune wiederbeleben lassen. Wenn ich mir erst die Wache schnappte, konnte ich mir für Mellar genügend Zeit lassen und mußte mir keine Sorgen machen, daß er sich hinterrücks verdrückte.
    Was mir jedoch die Entscheidung abnahm, war die Tatsache, daß der Leibwächter Zauberer war. Dadurch hatte er in dieser Situation einen größeren Vorteil, als mir lieb war.
    Übrigens blieb ich nicht stehen, um darüber nachzudenken, das ganze schoß mir einfach so durch den Kopf, während ich mich bewegte.
    Ich warf mich zurück, und meine linke Hand fand drei Giftpfeile, während meine rechte nach der Klinge griff. Ich warf die Pfeile auf den Leibwächter und betete in Gedanken kurz zu Verra.
    Mellars erster Hieb, der in etwa zur gleichen Zeit kam, verfehlte mich; ich hatte es so eben aus seiner Reichweite geschafft. Ihr Götter! Er war stark! Inzwischen lag ich auf dem Boden, doch mein Degen war gezogen. Ich rollte mich nach links und kam hoch …
    … gerade rechtzeitig, um mit Mühe einen Schlag zu parieren, der mir den Schädel gespalten hätte. Mein Arm schmerzte von der Wucht seiner schwereren Waffe, und ich vernahm das willkommene Geräusch eines Körpers, der links von mir zu Boden ging. Wenigstens war der Leibwächter ausgeschaltet. Danke, Verra!
    In dem Moment fiel mir zum erstenmal unsere Umgebung auf. Wir waren draußen, im Urwaldgebiet. Das bedeutete, wir befanden uns westlich von Adrilankha, also mindestens dreihundert Meilen vom Schwarzen Schloß entfernt. Also würden sie den Teleport nicht rechtzeitig verfolgen können, um mich zu finden; nicht, wenn es dem Zauberer/Leibwächter gelungen war, seinen Spruch loszuwerden. Ich mußte wohl davon ausgehen, daß ich ganz auf mich gestellt war.
    Mellar schlug wieder zu. Ich ließ mich so schnell ich konnte fallen, wobei ich inständig hoffte, daß sich hinter mir kein Hindernis befand. Im besten Fall war ich nicht annähernd so ein guter Kämpfer wie Mellar, und in dem Augenblick drehte sich noch dazu mein Magen, und ich hatte Schwierigkeiten, ihn überhaupt im Blick zu behalten. Andererseits kann sich ein unterlegener Schwertkämpfer einen überlegenen eine ganze Weile vom Leib halten, vorausgesetzt, er hat Platz, um sich immer wieder zurückzuziehen. Ich konnte bloß hoffen, daß er mir genug Zeit lassen würde, meinen Dolch nach ihm zu werfen, und daß ich ihn
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