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JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens

Titel: JesusLuxus - Die Kunst wahrhaft verschwenderischen Lebens
Autoren: Werner Tiki Kuestenmacher Werner Tiki K stenmacher
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und Glück
    Mir scheint, dass sich seit ein paar Jahren der kollektive Horizont geweitet hat: Nicht nur glücklich will man sein, sondern man will Anteil haben an der Fülle. Man will nicht nur zufrieden sein, sondern ein möglichst großes Stück vom Kuchen haben. Am griffigsten verdichtet sich dieser Wunsch in dem Begriff Luxus.

    Auf der anderen Seite gibt es einen deutlichen Überdruss am Immer-Mehr, an der steigenden Komplexität von Gesellschaft und Technik. »Simplify your life« markierte diesen Trend recht treffsicher, mit Floskeln, die einem leicht über die Lippen kommen: Weniger ist mehr. Gewinnen durch Verzichten. Wo immer man das ausspricht, ruft man ein wissendes Nicken hervor. Der Beifall ist einem gewiss: »Ja, wir haben doch schon alles. Wir leben im Überfluss. Es ist gut, auch einmal zu verzichten.«
    Aber es ist wichtig, zu unterscheiden zwischen solchem freiwilligen Verzichten und dem erzwungenen Verzicht, dem Menschen ausgeliefert sein können. Dieser Verzicht kann sehr, sehr hart sein. Wenn es nicht nur ein paar überflüssige Pfunde sind, auf die man verzichten muss, sondern wenn ein wichtiger Teil der Lebensqualität verschwindet: Wenn einem Asthma die Luft zum Atmen nimmt oder Rheuma jede normale Bewegung zur Qual macht. Wenn die Körperkraft drastisch nachlässt. Wenn das Gehirn nicht mehr so arbeitet wie gewohnt. Wenn einzelne Zellen im Körper unkontrolliert zu wachsen beginnen. Oder wenn das Einkommen zurückgeht. Wenn das Geld nicht einmal mehr für die grundlegendsten Bedürfnisse reicht. Dann kann einem das Wort vom heilsamen Verzicht auch schon mal im Hals stecken bleiben.
    Wie hängen Glück und Verzichten genau zusammen? Wann ist weniger wirklich gut? Wann macht es wirklich glücklich, auf etwas zu verzichten? Wann wird Luxus nervig? Und wann ist Luxus ein legitimes Verlangen? Dafür ist es hilfreich, die Begriffe Glück und Luxus einmal etwas näher zu betrachten. Denn siehe da, ihre Bedeutung ist keineswegs so klar, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Ich sehe wenigstens vier verschiedene Arten von Glück:
Das Zufallsglück
    Es ist mehr als nur eine Spielerei, sich mit dem Wort »Glück« zu beschäftigen, denn ein großer Teil der gegenwärtigen Verwirrung in unserer Gesellschaft hängt mit der vielfältigen, schillernden Bedeutung dieses Wortes zusammen. Wir haben nur einen Begriff dafür, wo die Engländer wenigstens zwei haben: »luck« und »happiness«. »Luck«, das ist unser deutsches »Glück haben«, das Zufallsoder Schicksalsglück: im Lotto gewinnen; zufällig die richtige Aktie gekauft haben; bei einem schweren Unglück mit dem Schrecken davonkommen. »Glück gehabt«, sagen wir, oder »Schwein gehabt«. »Glück kann man nicht machen«, sagen viele Menschen. Doch das gilt vor allem für das Zufallsglück. Dieses Glück kann man nicht erzwingen. Man kann sich ihm höchstens verschließen oder sich bemühen, dafür offen zu sein. Daneben aber gibt es mindestens noch eine weitere Art von Glück. Ein Glücklichsein, das wir sehr wohl beeinflussen können.

Das Wohlfühlglück
    Bei dieser zweiten Bedeutung von Glück behelfen wir uns manchmal mit dem englischen Begriff: Heute bin ich »happy«, sagen wir dann. Denn ich habe nicht »Glück gehabt«, sondern ich »fühle mich« glücklich. Mir ist etwas »geglückt«. Nennen wir es zur besseren Unterscheidung das »Wohlfühlglück«: das Angenehme sehen, das Lustvolle, die guten Empfindungen, die Abwesenheit von Schmerz, Klage und Katastrophen. Das Leben hält glückliche Augenblicke für uns bereit. Augenblicke, für die es sich zu leben lohnt. Es gibt Menschen, die dafür empfänglicher sind als andere. Manche Menschen können glückliche Momente besonders gut zelebrieren und sie auch im kleinen Alltag entdecken: die duftende Tasse Tee, das tiefe Atemholen beim Spazierengehen in der Natur, das Genießen herrlicher Musik.
    Andere Menschen tun sich damit härter. Sie erleben solche Glücksmomente seltener, sie sind anspruchsvoller, sie brauchen vielleicht eine große glückliche Menschenmenge (wie im berühmten Sommer 2006 während der Fußball-WM), oder sie haben einfach eine andere Grundspannung von Wohlfühlglück. Dennoch, solche Augenblicke des Wohlfühlglücks kennt jeder.

    So klein der glückliche Moment auch ist, er kann einen verbinden mit der ganzen Welt. Dann möchte man weinen vor Freude, dass es so etwas Schönes gibt. Dass ein anderer Mensch oder dass der Schöpfer so etwas Wunderbares für einen
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