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Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch

Titel: Jesus Von Nazareth - Und Die Anfaenge Des Christentums - Ein SPIEGEL-Buch
Autoren: Dietmar Pieper , Annette Großbongardt
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Stunde können wir hinabsteigen, »so hab ich mir das Kind in der Krippe aber nicht vorgestellt«, sagt eine Frau vor uns enttäuscht. Oft war ich hier in meiner Korrespondentenzeit und habe, trotz aller Zweifel, doch immer auch die Knie gebeugt, wie alle es tun, und den silbernen Stern berührt, der die Geburtsmulde umgibt. Wir fahren auch zu den Hirtenfeldern, auf denen byzantinische Kirchenreste ausgegraben wurden, schauen in diese biblisch anmutende Landschaft. Die Palästinenser Bethlehems sehen hier vor allem die riesige israelische Siedlung Har Choma, die sich in ihr Land frisst.
    Am Ende der Woche haben wir nicht alle Orte gesehen, nicht alle Kirchen geschafft, vieles bleibt offen. Auf dem Weg zum Flughafen machen wir noch Station in der eindrucksvollen Kreuzfahrerabtei »Heilige Maria« von Emmaus, wo zwei Jünger dem auferstandenen Jesus begegnet sein sollen. Keiner weiß, wo es war, es gibt gleich drei Orte, die beanspruchen, das biblische Emmaus zu sein. Pfarrer Scherr bleibt sich treu, als er das erzählt. »Aber das kann ich Ihnen versprechen«, sagt er, und es ist sein Schlusswort: »Sie werden jetzt ein ganz anderes Gefühl haben, wenn Sie in den Gottesdienst kommen, Sie werden etwas anderes damit verbinden, wenn Sie das Evangelium hören.« Und er spricht von der »Gnade, dass Sie nun angerührt sind«. Das bin ich, seit ich in Jerusalem gelebt habe.

ANHANG

GLOSSAR
    WER WAREN DIE HEILIGEN DREI KÖNIGE?
GEGEN WEN KÄMPFTEN DIE ZELOTEN?
    Wichtige Begriffe zur Jesuszeit
    Von Viola Broecker
    APOKRYPHEN – Die »verborgenen«, nichtkanonischen Evangelien wie das Thomasevangelium, das Petrusevangelium oder das Geheime Markusevangelium sind zunehmend Gegenstand der Forschung, liefern aber nur wenig Material für die Rekonstruktion des historischen Jesus und haben so die Erwartungen enttäuscht, nun die ganze Wahrheit über den Mann aus Nazareth zu erfahren. Die gnostisch inspirierten Texte enthalten keine zusammenhängende Erzählung vom Leben Jesu, sondern Sprüche, Dialoge oder einzelne Episoden. Die Jesusaussprüche des Thomasevangeliums gehören indes einer sehr frühen Überlieferungsschicht an. Die Quellen wurden zumeist als Fragmente auf Papyrus im 19. Jahrhundert oder später entdeckt.
    GNOSTIKER – Anhänger einer nichteinheitlichen Religionsbewegung mit Geheimlehre. Ihr Zentrum lag im östlichen Mittelmeerraum, ihre Blüte im 2./3. Jahrhundert n. Chr. Die Erlösungslehre beinhaltete ein exklusives »Wissen um göttliche Geheimnisse«. Der geistige Kern (»pneuma«) des Menschen galt als Teil einer göttlichen Substanz, eingebettet in ein kosmisches Geschehen, einen Dualismus von finsteren Mächten und göttlichem Lichtreich. Der Mensch sollte aus seinem doppelten Gefängnis von Leib und Welt errettet und mit seinem himmlischen Ursprung wiedervereinigt werden. Seit dem 17. Jahrhundert entdeckte man zahlreiche gnostische Schriften. Den größten Fund machte man aber erst 1945 im ägyptischen Nag Hammadi. Dort wurde eine 53 Schriften umfassende gnostische Bibliothek mit apokryphen Texten wie dem Thomasevangelium gefunden.
    HEIDENCHRISTEN – Die frühen nichtjüdischen Christen, die im Zuge der Missionierung der hellenistischen Umwelt bekehrt wurden. Anders als die Judenchristen waren sie nicht den rituellen Vorschriften der Tora verpflichtet. Ihnen war es leichter möglich, den strengen jüdischen Monotheismus aufzuweichen und Jesus als Gottes Sohn zu begreifen. Nach der Tempelzerstörung im Jahr 70 gewannen sie zunehmend an Gewicht. Doch erst ab Mitte des 2. Jahrhunderts kam es zur vollständigen Trennung des Christentums vom jüdischen Ursprung.
    HERODIANER – Als Anhänger Herodes’ des Großen (um 73 bis 4 v. Chr.) unterstützen die Herodianer dessen Politik der Hellenisierung. Unter Herodes wurde der Jerusalemer Tempel grundlegend umgebaut und erweitert. Im ganzen Land entstanden außerdem prachtvolle Bauwerke, und die Stadt Cäsarea wurde zu Ehren des Augustus gegründet. Die herodäischen Klientelfürsten sorgten seit etwa 40 v. Chr. auch für die Einziehung von Steuern; damit unterstand hier kein Jude direkter römischer Herrschaft. Dies entschärfte einen Konflikt der Juden Palästinas, für die eine direkte Steuerzahlung an die Römer als Götzendienst galt. Seit den zwanziger Jahren wandten sich oppositionelle Erneuerungsbewegungen wie die Johannes’ des Täufers und weiterer Propheten gegen den vom traditionellen Judentum entfremdeten Lebensstil der Herodianer.
    HOHEPRIESTER –
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