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Jessica

Jessica

Titel: Jessica
Autoren: Linda Lael Miller
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um ihre Hand angehalten, ihr seine Liebe gestanden und sie die ganze Nacht lang in unschuldiger Umarmung gehalten hatte, die sie dennoch für alle Zeit an ihn gebunden hatte?
    Kaum hatte Jessica die Schwelle der Station überschritten, da hüllte Junebug sie schon in eine Decke, führte sie zu einem Sessel am Feuer, schnalzte mitfühlend mit der Zunge und drückte ihr ein Glas heiße Zitrone mit Honig in die Hand, die mit etwas Bitterem abgeschmeckt war. Dann fuhr sie fort, glücklich zu schwatzen und sich zu kümmern und zu organisieren - wie eine Glucke, die eines ihrer verlorenen Kinder unerwartet wiedergefunden hatte.
    Natürlich wurde auch Gage willkommen geheißen, aber auf ganz andere Weise. Jacob holte seinen besonderen Apfelwein hervor, und dann setzten sich die Männer an de n Spieltisch und lauschten Gages Erzählungen von Wildnis und Abenteuer. Auch Jessica lauschte sorgfältig mit einem Ohr, aber es fiel kein Wort über die Pläne, d i e sie gemeinsam gemacht hatten.
    Hatte er sie vergessen? Oder seine Meinung wieder geändert?
    »Ich gehe jetzt besser nach Hause«, verkündete Jessica, als sie sich wieder stabil genug fühlte, um alleine bis zum Zeitungsgebäude zu gehen. Sie erhob sich aus dem bequemen Stuhl. »Comucopia hat sich die ganze Zeit um die Babys gekümmert...«
    »Mach dir darüber keine Gedanken«, unterbrach sie Junebug und drückte sie zurück in die Polster. »Co m ucopia weiß Bescheid - Toby ist rübergelaufen. Was die Babys angeht, so hatte Emma Hargreaves ihr geholfen, sie zu versorgen; und sie weiß, was sie tut, hat sie doch selber kleine Geschwister.«
    Aufseufzend lehnte Jessica sich zurück und akzeptierte ein weiteres Glas von Junebugs medizinischem Gebräu. Die Lider wurden ihr schwer, und sie hatte das Gefühl, am ganzen Körper zu erschlaffen. Sie merkte, dass sie es niemals bis nach Hause schaffen würde, dafür war sie einfach zu müde.
    Jessica schlief ein, jemand trug sie ins Bett - ein sauberes, weiches, warmes Bett. Irgendwann beugte sich Dr. Parrish über sie und horchte sie ab.
    »Bin ich krank?«, fragte sie und wusste nicht, ob sie laut sprach oder die Frage nur dachte.
    Er lächelte. »Nur erschöpft«, erwiderte er wie von weit her.
    Vielleicht war sie doch noch in der kalten Hütte, und all der Komfort, das Essen und die Wärme waren nur das Vorspiel zum Tod. Sie hatte gelesen, dass Erfrieren so war. »Gage?«
    »Ihm geht es auch gut«, versicherte Dr. Parrish. »Ruhen Sie sich jetzt aus.«
    Da glitt sie in den Schlaf, weil sie nicht länger wach bleiben konnte, selbst wenn das bedeutet hätte, dass sie nie wieder aufwachen würde.
     
    Als Jessica die Augen wieder aufschlug, war es blendend hell im Zimmer. Auf dem Fußende ihres Bettes saß Gag und grinste sie an. Jessica blinzelte.
    »Ich hätte nie gedacht, dass ich mal eine faule Frau bekomme«, sagte er.
    Wieder blinzelte sie. »Frau?«
    »Jacob hat zugestimmt, uns heute zu trauen«, fuhr Gage immer noch lächelnd fort. »Das heißt, wenn du noc h willst.«
    Am liebsten hätte sie vor Glück geschrien, aber sie schaffte es, sich zusammenzureißen, und setzte sich stattdessen kerzengerade im Bett auf. »Was ist mit der Zeitung? Und den Babys?«
    Er lachte. »Wir haben über die Zeitung und die Kinder gesprochen, erinnerst du dich nicht? Wir adoptieren die Zwillinge, und du kannst die Zeitung so lange herausgeben, wie es dir passt. Druck nur ab und zu ein paar nette Artikel über den Bürgermeister, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Ihre Gedanken rasten, aber ihr Herz klopfte noch schneller. »Aber es gibt so viel, das du und ich nicht übereinander wissen ...«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Wir haben ein Leben lang Zeit, um das herauszufinden«, erwiderte er. »Wie lautet deine Antwort, Jessie ... ja oder nein?«
    Sie sah ihn lange an. »Ja«, sagte sie schließlich. Als ob sie je einen Zweifel gehabt hätte, seit sie ihn das ers te Mal gesehen hatte.
     
    Am selben Nachmittag nahm Jacob in der kleinen weißen Kirche mit dem Glockenturm die Trauung vor, und trotz des tiefen Schnees, der sich glitzernd meilenweit in alle Richtungen erstreckte, waren die Bänke voller entzückter Gäste.
    Junebug sang mit hoher, schöner Stimme ein Hochzeitslied, das sie selber komponiert hatte, und alle Frauen weinten den Gottesdienst über vor Rührung.
    Trey und Rachel Hargreave servierten anschließend in ihrem geräumigen Wohnzimmer Kaffee und Kuchen, und als sich Braut und Bräutigam in der Dämmerung schließlich
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