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Jessica

Jessica

Titel: Jessica
Autoren: Linda Lael Miller
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verlieren. »Ich habe keine Zeit mehr; darüber zu reden«, sag te er und eilte zur Tür. »Ich muss sie finden.«
    Er ging hinaus in den Schnee und lief zum Stall.
    Dann erst fiel ihm sein Mantel ein, und er drehte um, um ihn zu holen.
    »Sag jetzt kein Wort«, warnte er; als Jacob langsam ; den Kopf schüttelte.
    Fünfzehn Minuten später war Gage unterwegs, um die Springwater-Postkutsche zu finden. Seinem Pferd gefiel die Idee nicht, und es dauerte eine Weile, bis die Angelegenheit zu Gages Gunsten entschieden war.
     
    Ein paarmal war sich Gage nicht sicher, ob er in die richtige Richtung unterwegs war, und eine Stunde später band er sich wie ein Bankräuber ein Tuch um das Gesicht, damit ihm die Nase nicht abfror. Während er so dahinritt, fragte er sich, wie ein Mann so weit kommen konnte, dass ihm eine Frau so viel bedeutete, dass er sein Leben für sie aufs Spiel setzte - ganz zu schweigen von dem guten Pferd und das nach nur ein paar Tagen. Nachdem er eine Weile hin und her überlegt hatte, entschied er, dass es egal war, wie es passiert war oder warum. Es war so, und nun musste er sehen, wie er mit der Situation fertig wurde.
    Er bezweifelte, dass Miss Barnes ihn überhaupt mochte, auch wenn er mehrmals gespürt hatte, wie ein Funken zwischen ihnen übergesprungen war. Er war sich ganz sicher, dass sie dasselbe empfunden hatte wie er. Dennoch würde sie wahrscheinlich eher sterben als zugeben, dass sie irgendwelche zärtlichen Gefühle für ihn hegte.
    Er wusste nicht mehr zu sagen, ob Tag war oder Nicht, als er die Kutsche endlich fand. Er war eine Meile hinter Willow Creek, und da lag die Kutsche auf der Seite. Jemand hatte die Maultiere losgeschnitten, und sie waren in ein Gehölz gelaufen, aber von O’Hagan oder Jessica war nichts zu sehen.
    Zum ersten Mal seit Gage mit acht Jahren am Totenbett seiner Mutter gestanden hatte, betete er. Er wusste nicht, ob Gott ihn überhaupt hören konnte, so wie der Wind fauchte und ihm den Schnee in den Mund trieb. Halb blind trieb er sein bockendes Pferd vorwärts. Der frische Schnee war weich, aber die Schicht darunter konnte einem leicht ins Fleisch schneiden.
    Dann entdeckte Gage sie. Jessica spähte aus dem Kutschenfenster, ihr Gesicht ein weißer Fleck, und sie rief ihm etwas zu. Gage fürchtete, dass er vielleicht nur ihren Geist sah, und gab seinem Pferd die Sporen.
    Nach einem langen Kampf gegen Frost, Schnee und Wind erreichte er schließlich die seitlich hegende Kutsche, beugte sich hinunter und zog die Tür auf. Jessica krabbelte auf ihn zu und schlang ihm die Arme um den Hals. Sie war bis auf die Haut durchnässt.
    »Wo ist Guffy?«, brüllte er gegen den Wind.
    »Guffy ist in der Stadt geblieben. Der andere Kutscher ist losgeritten, um Hilfe zu holen ...«
    Gage hob sie zu sich hoch und wendete sein Pferd. Sie waren den Hügel halb hinaufgeritten, als das Tier ausglitt, schrill zu wiehern begann und sie dann beide abwarf.
    Das Pferd war unverletzt, kletterte den Rest des Hügels hoch und galoppierte dann mit hängenden Zügeln davon. Es ist verdammt schnell, dachte Gage, bei dem Tiefschnee. Falls er dies hier überlebte, würde er das Tier zu einem Rennen anmelden.
    Gage lief hinunter und hob Jessica mit einem kräftigen Ruck aus dem Schnee. Wenn sie schon vorher in Gefahr gewesen war, nass bis auf die Haut, so war sie es jetzt erst recht, wo sie vor Kälte zitterte und von Kopf bis Fuß mit Schnee bedeckt war. Er musste innerhalb der nächsten Minuten einen Unterschlupf finden, sonst würde sie unausweichlich erfrieren.
    Gage hob Jessica hoch und ging instinktiv auf die Bäume zu, denn zum Denken war es zu kalt. Er hatte nur ein einziges Ziel: Jessica am Leben zu halten. Wenn ihm das nicht gelang, war auch sein Leben keinen Pfifferling mehr wert.
    Er sank ein-, zweimal unter der Wucht des Windes in die Knie, dann ein drittes Mal. Aber jedesmal kam er wieder auf die Beine, betete stumm und taumelte weiter. Seine Brust schmerzte, Arme und Beine wurden taub, aber er spürte, wie sie sich an ihn schmiegte, und er konnte ihren Herzschlag spüren. Das reichte, um ihn weiterkommen zu lassen.
    »Wage es ja nicht zu sterben, hörst du?«, keuchte Gage nahe an ihrem Ohr.
    Als er dann die alte Hütte entdeckte, kroch er fast nur noch. Erst dachte er, seine Augen spielten ihm einen Streich. Er hatte darüber gelesen, dass so etwas passieren konnte, wenn man sich in einem Sturm verirrte. Dann hatte man Visionen und hielt sich schon für gerettet, um ein paar
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