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Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Titel: Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
Autoren: Jerry Cotton
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war, ließ er sich das jedenfalls nicht anmerken.
    »Und was hab ich damit zu tun?«
    »Um das herauszufinden, sind wir hier«, erwiderte ich. »Wo waren Sie heute früh zwischen fünf und acht?«
    Der Capitan starrte mich mit einem Blick an, als wollte er mir jeden Moment an die Gurgel gehen.
    »Was soll die Frage? Verdächtigen Sie etwa mich, dem Schlitzauge das Licht ausgeblasen zu haben?«
    »Wir müssen Sie das fragen«, erklärte Phil ruhig. »Reine Routine. Also beantworten Sie einfach die Frage meines Kollegen.«
    Ciprian Petrescu trat an das Regal, in dem der CD-Player stand, und schaltete die Anlage aus. Wollte er Zeit gewinnen, um sich eine glaubwürdige Geschichte zurechtzulegen? Oder fand er, dass die Gute-Laune-Musik nicht mehr ganz zu der Situation passte, in der er sich plötzlich befand?
    »Um die Zeit hab ich noch geschlafen«, verkündete er schließlich. »Und bevor Sie fragen: nein, dafür gibt es keine Zeugen. Ich habe letzte Nacht allein geschlafen. Was nicht sehr oft vorkommt.«
    Offenbar legte er großen Wert darauf, dass wir das wussten.
    »Wie gut kannten Sie Hu Dong?«, wollte ich wissen.
    »Nicht sehr gut. Chinesen sind verschlossene Leute. Sie bleiben lieber unter sich.«
    »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
    Ciprian Petrescu verdrehte genervt die Augen.
    »Wir haben uns ein paar Mal getroffen, einen Kaffee zusammen getrunken, über ein paar Sachen geredet, das war’s.«
    »Worüber haben Sie gesprochen?«
    »Dies und das. Geschäfte. Baseball. Aktienkurse. Das Übliche.«
    »Ich dachte, Geschäfte haben Sie vor allem mit seinem Vater gemacht?«, wunderte ich mich.
    Der Capitan lachte trocken auf.
    »Wie soll man Geschäfte mit jemandem machen, der seinen verdammten Arsch nicht mehr aus Chinatown wegbewegt? Shi Quiang ist alt geworden. Und bequem. Er lässt alle wichtigen Dinge nur noch von seinem Sohn regeln.«
    Das würde in Zukunft allerdings schwierig werden.
    »Was ist an den Gerüchten dran, dass es zuletzt Ärger gegeben hat zwischen Ihnen und Shi Quiang?«, wollte mein Partner wissen. »Sie sollen sich in Queens ins Gehege gekommen sein.«
    Der Capitan winkte ab. »Das ist Schnee von gestern«, behauptete er. »Wir haben das längst geklärt. Unter Männern. Die Schlitzaugen werden zwar nie unsere Freunde, aber sie halten sich an Abmachungen.«
    »Mit wem haben Sie die Angelegenheit geklärt? Mit dem Sohn oder mit dem Vater?«
    »Mit Shi Quiang. Wir haben uns bei einem Vietnamesen in der Mott Street getroffen. Das war sein äußerstes Zugeständnis, weiter entfernt er sich nicht von seinem unterirdischen Allerheiligsten.«
    »Warum war sein Sohn nicht dabei?«, wollte Phil wissen.
    »Hu Dong war damals gerade in Los Angeles. Auf der E3.«
    Phil und ich wechselten einen fragenden Blick – was unserem Gastgeber nicht entging.
    »Die Electronic Entertainment Expo . Eine der weltweit größten Messen für Video- und Computerspiele.«
    »Na ja, mit irgendwas muss man sich ja die Zeit vertreiben«, lächelte mein Partner. »Der eine segelt, der andere sammelt Kronkorken, und wem das zu anstrengend ist, der macht es sich gemütlich und zockt eine Runde an der Playstation.«
    Ciprian Petrescu leerte seine Wasserflasche und versenkte sie zielgenau in einem pinkfarbenen Mülleimer.
    »Hu Dong war kein Zocker«, korrigierte er Phil. »Ganz im Gegenteil. Zeit, in der er nicht gearbeitet hat, war für ihn verlorene Zeit.«
    »Wenn er nicht gespielt hat, was wollte er dann auf einer Spielemesse?«, fragte Phil verblüfft.
    »Ganz einfach, er hat die Teile selbst entwickelt.«
    Ich runzelte irritiert die Stirn.
    »Hu Dong war Spieleentwickler?«
    »Und zwar ein ziemlich erfolgreicher«, bekräftigte der Capitan . In seiner Stimme klang ehrliche Anerkennung mit. »Vor zwei Jahren hat er sein erstes Spiel auf den Markt gebracht. Es war ein Flopp, und der alte Shi Quiang hat ihm geraten, die Finger davon zu lassen. Aber Hu Dong hat sich davon nicht beeindrucken lassen.«
    Das organisierte Verbrechen war schon immer ein Sammelbecken für alle möglichen exotischen Existenzen. Einem Spieleentwickler waren wir in diesem sehr speziellen Biotop allerdings noch nicht begegnet. Die dafür nötige Kreuzung aus hoher Kreativität und überdurchschnittlicher Intelligenz war so selten, dass dieser Umstand allerdings alles andere als verwunderlich war.
    »Das nächste Spiel war dann auch gleich ein Mega-Erfolg.« Der Capitan hatte sich eine Obstschale vom Bord genommen, verputzte eine Banane nach der
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