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Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Titel: Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
Autoren: Jerry Cotton
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Amateuraufnahme, gefilmt mit einem Handy. Besonders zu Beginn war das Bild stark verwackelt, zwischendurch fiel das Handy auf den Boden, glücklicherweise wurde die Kamera dabei nicht beschädigt. Dann wurde das Bild langsam stabiler. Man sah Wasser, sehr viel Wasser, durch den oberen rechten Rand kreuzte das Heck einer Personenfähre. Und genau in der Mitte schimmerte etwas.
    Langsam zoomte die Kamera darauf zu. Etwas trieb auf den Wellen. Es wurde größer. Immer noch hatte der Amateurfilmer Mühe, das Handy ruhig zu halten. Aber der schimmernde Gegenstand kam näher. Schließlich füllte er den gesamten Bildausschnitt aus.
    Ich machte die Umrisse eines menschlichen Körpers aus. Eines unbekleideten Körpers. Eine nackte männliche Leiche, die auf dem Rücken liegend auf dem Wasser trieb. Der Körper wies eine Reihe von Stichwunden auf. Seine Augenhöhlen waren leer.
    Aber es war nicht die helle Haut des Toten, die so stark schimmerte.
    Es war der riesige, goldene Vogel, der auf der Brust des Toten hockte und mit unergründlichem Blick ans Ufer starrte. Direkt in die Kamera.
    Dann brach die Aufnahme unvermittelt ab.
    »Krass, oder?« Steve stand rechts hinter mir. Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken. »Ich sehe mir das Zeug jetzt schon zum sechsten Mal an, und jedes Mal kriege ich eine Gänsehaut.«
    Ich konnte meinen Kollegen verstehen. So drastische Bilder bekam man nicht jeden Tag geboten.
    »Wisst ihr schon, um wen es sich bei dem Toten handelt?«, fragte ich Steve. Er zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Erfahren wir vermutlich morgen aus der Zeitung.«
    Aber so lange mussten wir nicht warten. Helen rief an und bat uns zum Chef. »Es ist dringend«, fügte sie hinzu. Da ahnte ich bereits, dass es um die Leiche auf dem Hudson ging. Meine Ahnung sollte mich nicht trügen.
    »Jerry, Phil.« Mr High empfing uns in ausgesprochen ernster Verfassung. »Haben Sie heute schon die Nachrichten gesehen?«
    »Sprechen Sie von dem Clip auf YouTube ?«
    Mr High nickte angespannt. »Was halten Sie davon?«
    »Schwer zu sagen«, antwortete ich vage. »Normalerweise versucht man ein Verbrechen zu vertuschen. In diesem Fall scheint es der Täter dagegen geradezu darauf angelegt zu haben, seine Straftat öffentlich zu machen.«
    »Er konnte nicht unbedingt damit rechnen, dass dieses Video schon nach wenigen Minuten bei YouTube hochgeladen wurde«, gab unser Chef zu bedenken.
    »Smartphones sind heutzutage allgegenwärtig«, entgegnete Phil. »Wo etwas Spektakuläres passiert, ist fast immer jemand in der Nähe, der es für die sensationsgierigen Nutzer solcher Plattformen festhält.«
    »Da muss ich meinem Kollegen recht geben«, ergänzte ich. »Und am South Ferry Terminal wimmelt es um diese Zeit von Touristen, die alles filmen, was sich bewegt.«
    Mr High schwieg. Während er den Blick aus den großen Panoramafenstern auf die Stadt richtete, schien er sich unsere Argumente durch den Kopf gehen zu lassen.
    »Wer weiß, vielleicht hat er die Aufnahme sogar selbst gemacht«, überlegte Phil laut. »Wer krank genug ist, einen so abscheulichen Mord zu inszenieren, dem traue ich auch so etwas zu.«
    Mr High winkte ab. »Die Aufnahme stammt von einem Touristen aus Seattle, der mit seiner Reisegruppe auf die Fähre nach Governors Island wartete. Wir haben ihn überprüft. Er ist absolut sauber.«
    »Und besitzt für den Zeitpunkt des Mordes wahrscheinlich ein Alibi?«, vergewisserte ich mich.
    »Für diesen und sämtliche Morde, die in den vergangenen 72 Stunden in dieser Stadt verübt worden sind«, bestätigte Mr High. »Die Reisegruppe absolviert ein straffes Programm. Und nachts schläft er mit seinem Vater in einem Zimmer, der über einen sehr leichten Schlaf verfügt.«
    Unsere Kollegen vom NYPD hatten offenbar schon gründliche Arbeit geleistet.
    »Weiß man schon, wer der Tote ist?«
    Mr High hob den Blick und sah uns angespannt an.
    »Sagt Ihnen der Name Shi Quiang etwas?«
    Phil und ich wechselten einen betroffenen Blick.
    »Shi Quiang ist einer der mächtigsten Männer in Chinatown«, erwiderte mein Kollege. »Er ist das Oberhaupt einer der größten Triaden-Organisationen in unserer Stadt. Vor zwei Jahren, bei den blutigen Auseinandersetzungen mit der Russen-Mafia, spielte er eine entscheidende Rolle.«
    Mr High nickte nachdenklich und fuhr sich mit seiner schmalen Künstlerhand über das silbergraue Haar.
    »Der Tote ist doch nicht etwa Shi Quiang?«
    »Nicht Shi Quiang, sondern sein ältester Sohn Hu Dong«,
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