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Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)

Titel: Jerry Cotton - Folge 2942: Das letzte Level ist der Tod (German Edition)
Autoren: Jerry Cotton
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an den Wänden standen Bänke, auf denen sich einige Chinesen niedergelassen hatten. Sie vertrieben sich die Zeit mit Kartenspielen und Mahjong. Genauso gut konnte es sich jedoch um die gut getarnte persönliche Garde von Shi Quiang handeln, die jeden ohne mit der Wimper zu zucken einen Kopf kürzer machen würde, sobald sich ein Unbefugter in feindlicher Absicht ihrem Herrn und Meister nähern würde.
    Wo auch immer er sich befand.
    Ich wandte mich an unseren bemerkenswerten Führer. Der Junge war keinen Tag älter als zehn.
    »Wo ist Shi Quiang?«
    Er deutete auf eine mannshohe Bambushecke, und erst jetzt bemerkte ich, dass es sich dabei um eine täuschend echte Fototapete handelte. Der Junge trat vor und legte seine Hand in eine leichte Vertiefung. Augenblicklich teilte sich die Hecke, und die beiden Flügel einer Tür glitten nach rechts und links auseinander. Er nickte uns auffordernd zu, und wir traten in den Raum, der sich vor uns auftat. Hinter uns schloss sich lautlos die Bambushecke.
    Meine Augen brauchten einen Moment, um sich an die veränderten Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Im Unterschied zu dem trüben Dämmer in den niedrigen Gängen, durch die unser stummer Führer uns hierhergebracht hatte, war dieser Raum von Licht geradezu durchflutet. Es kam von unsichtbaren Lampen, die in regelmäßigen Abständen in der Decke versenkt waren.
    Darein mischte sich der bläuliche Schimmer unzähliger Monitore, die mit Hilfe raffinierter Plexiglas-Vorrichtungen an Decke und Wänden befestigt waren, sodass es im ersten Moment so schien, als schwebten sie schwerelos im Raum.
    Phil und ich warfen uns einen beeindruckten Blick zu. Ein solches geradezu futuristisch anmutendes Büro war das Letzte, was wir hier unten erwartet hätten.
    Aber wo war Shi Quiang?
    Ich wollte die Frage gerade aussprechen, als ich im Hintergrund eine leise, monotone Stimme vernahm. Und dann sah ich ihn. Er stand am Ende des schätzungsweise 200 Quadratmeter großen Raumes neben einem gigantischen, in die Wand eingelassenen Aquarium und führte eine Unterhaltung über sein Headset. Als er meinen Blick bemerkte, nickte er mir kurz zu, um zu signalisieren, dass er unsere Ankunft registriert hatte.
    Als er sein Gespräch beendet hatte, schaltete er sein Smartphone aus und kam langsam auf uns zu. Shi Quiang war kein großer Mann. Aber er besaß eine Ausstrahlung, der man sich nur schwer entziehen konnte. Sein Körper war kompakt und muskulös. Er trug ein traditionelles chinesisches Herrenkleid im Mandarin-Stil, schwarz, mit langen Ärmeln, Seitenschlitzen und handgearbeiteten Froschknöpfen.
    Als er vor uns stand, sah er uns fragend an. »Was führt Sie zu mir, Agents?«
    Wie ich vermutet hatte, hatte das Mädchen vom Empfang ihn darüber informiert, dass zwei FBI-Agenten ihn zu sprechen wünschten.
    Da die Kollegen vom NYPD ihn bereits über den gewaltsamen Tod seines Sohnes unterrichtet hatten, mussten wir uns nicht lange mit Vorreden aufhalten.
    »Es tut mir leid, was mit Ihrem Sohn passiert ist«, erwiderte ich. »Wie sicher auch Sie sind wir daran interessiert herauszufinden, wer diesen feigen Mord verübt hat.«
    Shi Quiang verzog keine Miene. Fühlte er Schmerz? Hegte er Rachegedanken? War ihm der Tod seines Sohnes am Ende völlig gleichgültig? Es war unmöglich, irgendeine Regung von dieser versteinerten Miene abzulesen.
    »Haben Sie einen Verdacht, wer dahinterstecken könnte?«
    Shi Quiang schüttelte knapp den Kopf.
    »Wer könnte ein Interesse daran haben, Ihren Sohn auszuschalten?«, fragte mein Partner. »Gibt es einen Konkurrenten, dem Hu Dong im Weg stand? Wurde eine alte Rechnung beglichen? Was könnte das Motiv gewesen sein?«
    Shi Quiangs Miene blieb unbewegt.
    »Hu Dong war erwachsen. Er führte sein eigenes Leben.«
    »Aber sein Geld verdiente er in Ihrer Firma.«
    Shi Quiang schwieg. Das Geschäft war ein heikles Thema. Zwar hatte er ein reguläres Gewerbe angemeldet, das ihn als Großhändler für Produkte der traditionellen chinesischen Medizin auswies. Aber das war nicht mehr als ein Feigenblatt für die Drogengeschäfte und die Millionen, die er mit illegaler Prostitution verdiente.
    Shi Quiang wusste das. Wir wussten das. Aber solange wir ihm die kriminellen Machenschaften nicht nachweisen konnten, konnte er sich weiter als seriöser Geschäftsmann für Akupunkturnadeln, Massageliegen und harmlose Tinkturen gebärden.
    »Womit hatte Ihr Sohn vor seinem Tod zu tun? In welchem Ihrer Geschäftszweige hat er sich zuletzt
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