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Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes

Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes

Titel: Jerry Cotton - 2921 - Der Profit des Todes
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verspreche ich Ihnen. Sobald ich die Fakten habe, werde ich sie Ihnen unter die Nase reiben. Und dann ist eine Entschuldigung von Ihnen fällig. Sie werden es noch bereuen, mich verkannt zu haben.«
    »Wie Sie meinen«, sagte ich und legte auf.
    Mulligan blieb trotzdem hartnäckig. Innerhalb von zehn Tagen rief er mich fünfmal an. Er behauptete immer wieder, eine »große Sache« entdeckt zu haben. Aber etwas Konkretes wollte der Paparazzo nicht sagen. Noch nicht, wie er immer wieder behauptete. Er versuchte offenbar, mich neugierig zu machen. Aber er ging mir nur auf den Wecker.
    »Hat dein größter Fan wieder genervt?«, fragte Phil, nachdem ich ein weiteres Telefonat mit Mulligan abgewürgt hatte. »Wir haben es hier ja oft mit Wichtigtuern zu schaffen, aber dieser Kerl ist wirklich die Krönung.«
    Phil und ich kehrten zu dem Chinatown-Fall zurück. Eine weitere Woche verging mit zermürbenden Verhören, die wir teilweise mit Hilfe eines chinesischstämmigen Kollegen führen mussten. Manche Zeugen sprachen nur Mandarin. Ich hatte den Paparazzo schon fast vergessen. Über Langeweile und Arbeitsmangel konnten wir uns nicht beklagen, aber das war ja bei uns eigentlich immer so.
    Es war ein Donnerstagabend, als Phil und ich noch im Büro saßen und Protokolle abtippten. Mein Telefon klingelte. Ich griff zum Hörer.
    »Agent Cotton.«
    Mulligans Stimme ertönte. Inzwischen erkannte ich sie sofort. Aber bisher hatte sie noch nie so panisch geklungen. Der Paparazzo hatte offenbar Todesangst.
    »Helfen Sie mir, Cotton! Der Dreckskerl will mich …«
    Mulligan konnte den Satz nicht beenden. Ich vernahm schnelle Schritte. Ein Schussgeräusch ertönte. Und sein Handy wurde ausgeschaltet.
    ***
    Natürlich waren wir sofort alarmiert. Selbst wenn es ein übler Scherz sein sollte – solche Hilferufe nehmen wir beim FBI immer ernst. Das Gespräch war zu kurz gewesen, um den Anruf zurückverfolgen zu können. Eine Handyortung war auch nicht möglich, dafür hätte das Gerät noch eingeschaltet sein müssen.
    Trotzdem erfuhren wir im Handumdrehen, was passiert war. Innerhalb der nächsten fünf Minuten gingen in der Notrufzentrale des NYPD mehrere Alarmmeldungen ein. Besorgte Nachbarn meldeten einen Schuss in der 21st Street in Astoria. Wir hielten den Kontakt mit den Cops. Ich teilte ihnen mit, dass mich das mutmaßliche Opfer unmittelbar vor dem Schuss angerufen hatte.
    Das zuständige 114. Revier schickte einen Streifenwagen. Es dauerte keine zehn Minuten, bis uns eine weitere Meldung erreichte. Im Haus Nr. 1011 war eine männliche Leiche mit Schusswunde gefunden worden. Phil und ich fuhren sofort Richtung Queens. Zu diesem Bezirk gehört nämlich der Stadtteil Astoria.
    »Warum musste dieser Unglücksrabe eine solche Geheimniskrämerei betreiben, Jerry? Vielleicht könnte Mulligan noch leben, wenn er sich dir früher anvertraut hätte. Hat er vielleicht sogar Privatschnüffler gespielt? So etwas kann doch gewaltig ins Auge gehen.«
    Die Cops erwarteten uns bereits am mutmaßlichen Tatort. Zwei Uniformierte sperrten das Grundstück mit gelbem Trassierband ab. Das Haus Nr. 1011 unterschied sich kaum von den übrigen Gebäuden in dieser ruhigen Wohnstraße. Es waren ausnahmslos Einfamilienhäuser aus Holz oder Stein, die vermutlich vor dreißig oder vierzig Jahren errichtet worden waren. Schon im Vorbeifahren bemerkten wir, dass auf vielen Rasenflächen das Schild einer Maklerfirma stand.
    Teilweise entstand der Eindruck, eine Geisterstadt zu durchqueren. Manche Häuser waren noch halbwegs in Schuss, doch andere machten schon einen verwahrlosten Eindruck. Gerümpel lag auf Veranden herum, das niemand wegräumte. Manche Grundstücke waren mit achtlos fortgeworfenem Müll übersät.
    »Hier sind höchstens noch vier oder fünf Häuser bewohnt«, murmelte Phil. »Die Wirtschaftskrise hat in der 21st Street so richtig zugeschlagen.«
    Das stimmte. Viele Leute hatten in diesem Teil von Queens ihren Job verloren und konnten sich die Hypothekenraten nicht mehr leisten. Aber weil es so ein Überangebot an älteren renovierungsbedürftigen Häusern gab, standen viele von ihnen jahrelang leer. Zwar gab es in New York einen Bedarf an bezahlbaren Apartments. Doch wer vom Mindestlohn lebt, kann sich kein Haus in Astoria leisten – auch wenn der Kaufpreis noch so gering ist.
    Auch das Haus, in dem der Schuss gefallen war, wurde von einer Maklerfirma zum Kauf angeboten. Das Schild von Smith & Partner vor der Veranda war nicht zu übersehen.
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