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Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen

Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen

Titel: Jerry Cotton - 2920 - Die Reichen und die Leichen
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wir getrost Steve überlassen, der natürlich längst eine Fahndung nach Lester Herrmanns ausgelöst hatte. Bis sieben Uhr am Abend blieben Phil und ich im Büro.
    »Wir sollten langsam aufbrechen«, sagte ich dann.
    Es war noch eine ganze Strecke bis ins East Village. Den Club Vanity würde ich heute erstmals voller Menschen erleben, die zum Entspannen gekommen waren. Phil und ich waren Brentano unbekannt, und diesen Umstand wollte ich ausnutzen, um unsere Hauptverdächtige zu beobachten. Irgendwann würden wir uns zu erkennen geben und so den Druck auf Brentano stark erhöhen. Bislang konnte sie davon ausgehen, noch nicht selbst ein Teil unserer Ermittlungen zu sein. Diese Gewissheit wollten wir ihr nehmen.
    ***
    Es kostete Vernon Hobbs schier übermenschliche Kraft, sich völlig normal zu geben. Er saß in der Agentur an seinem Schreibtisch und erledigte Routinearbeiten, auf die er sich kaum konzentrieren konnte. Die viele Gewalt, die neuerdings eine Rolle in seinem Leben spielte, zerrte an den Nerven des Agenturinhabers. Er fühlte sich verfolgt und konnte nicht einmal sagen, von wem oder warum.
    »Brauchen Sie mich noch?«
    Seine Assistentin steckte den Kopf zur Tür hinein und schaute ihren Boss fragend an.
    »Nein, machen Sie nur Feierabend. Es reicht, wenn ich mir den Abend verderbe«, erwiderte Hobbs.
    Es klang sogar in seinen Ohren glaubhaft. Seine Assistentin verabschiedete sich und mahnte Hobbs, nicht zu lange im Büro zu bleiben.
    »Nein, ich erledige nur noch die Quartalsabrechnung und gehe dann auch nach Hause«, versicherte er.
    Eine Minute später hörte Hobbs, wie die Außentür ins Schloss fiel, und Stille senkte sich über ihn. Seufzend lehnte er sich zurück und dachte darüber nach, wie seine nahe Zukunft wohl aussehen würde. In Gedanken sah er sich und Julia Brentano in Brasilien am Strand liegen. Sie genossen das lässige Leben der Copacabana und ließen den Sumpf aus Verbrechen endlich hinter sich.
    »In einer Woche ist es so weit«, murmelte Hobbs.
    Er erhob sich und ging zur Toilette. Nachdem er sich Gesicht und Hände mit kaltem Wasser erfrischt hatte, öffnete er die Tür und erstarrte. Er war nicht mehr allein in der Agentur.
    »Julia?«, dachte er.
    Im Überschwang der ersten Freude machte Hobbs drei Schritte in Richtung seines Büros, bevor er erneut mitten in der Bewegung erstarrte. Das war nicht der Schatten einer Frau, den er durch die Milchglasscheibe seiner Bürotür erkennen konnte. Mehr und mehr breitete sich Angst in seinem Inneren aus, während der Agenturinhaber krampfhaft nach einem Ausweg suchte. Eine innere Stimme warnte Hobbs, sich dem Mann zu nähern. Sollte er sich in der Herrentoilette verstecken?
    »Nein, dort sucht er bestimmt auch nach mir«, dachte er.
    Sein Blick sprang von Tür zu Tür, bevor er an dem mannshohen Regal mit Werbebroschüren hängen blieb. Vernon Hobbs erkannte seine Chance und eilte zu dem Regal. Es stand nicht so dicht an der Wand, wie es gekonnt hätte. Die Putzfrau hatte sich bereits mehrfach darüber beschwert, da sie den Spalt dahinter nur mühsam gereinigt bekam.
    »Hier findet er mich nicht«, murmelte Hobbs.
    Er musste sich klein machen, aber schließlich kauerte er hinter dem Regal. Aufrecht stehen kam nicht in Betracht, da nur die unteren drei Regalböden mit Kartons und Aufstellern die Sicht versperrten. Mühsam beruhigte Hobbs seinen Atem und lauschte angestrengt auf die Geräusche aus seinem Büro. Das leise Quietschen verriet ihm, dass der unheimliche Besucher Hobbs’ Büro verließ. Kurze Zeit später hörte er, wie der Mann beide Toiletten durchsuchte, und lobte sich innerlich für die kluge Entscheidung, sich nicht dort versteckt zu haben.
    Er geht wieder, dachte Hobbs.
    Als er die tiefe Stimme des Mannes vernahm, zuckte Hobbs erschrocken zusammen. Dabei stieß er gegen einen der Aufsteller, der bedenklich zu wackeln anfing. Angstschweiß bedeckte übergangslos seine Stirn und die Finger seiner Rechten zitterten, als Hobbs den verräterischen Aufsteller stabilisierte.
    »Nein, er ist nicht in seinem Büro. Doch, am Empfang hieß es, Hobbs würde noch arbeiten«, sagte der Mann.
    Mit gefurchter Stirn lauschte der Agenturinhaber den Satzfetzen und konnte sich keinen echten Reim darauf machen. Wer war der Kerl und mit wem telefonierte er?
    »Alles klar«, sagte der Mann.
    Sekunden später fiel zum zweiten Mal innerhalb einer halben Stunde die Außentür ins Schloss und ließ Hobbs allein zurück. Er wagte nicht, sofort aus seinem
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