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Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt

Titel: Jerry Cotton - 2916 - Das Marlin-Projekt
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»Entschuldigen Sie, Dr. Haigh, aber wie war das gerade mit dem Gefechtskopf? Was enthält der?«
    »Hexanitroisowurtzitan – auch bekannt als HNIW oder CL-20, das ist ein sehr dichter, sehr effektiver, sehr teurer und sehr wirksamer Sprengstoff, der offiziell noch gar nicht im Einsatz ist. Unser Baby wäre das erste gewesen, das CL-20 standardmäßig einverleibt bekommen hätte.«
    »Sie betonten, dass es sich bei der Füllung des entwendeten Torpedos um eine geringe Menge handelte – können Sie das etwas genauer erklären?«, hakte nun auch Mr High nach.
    »Nun«, begann Dr. Haigh, während sie unsicher am Kragen ihrer Bluse herumzunesteln begann, »ich habe es natürlich nicht überprüft, aber es gab einen besonderen Grund, warum ausnahmsweise – und gegen alle Regeln – alle Bauteile gleichzeitig im Institut waren. Wir wollten den neuen Marlin- Torpedo nämlich am nächsten Tag erstmals einem echten Praxistest unterziehen, mit allem Drum und Dran. So etwas macht man natürlich nicht mit einem echten Gefechtskopf. Das heißt: Der Gefechtskopf war natürlich schon echt, aber die Ladung war reduziert.«
    »Einen Moment«, intervenierte Phil, »am nächsten Tag? Dr. Lewis hat uns etwas von einem Test erzählt, der nächste Woche stattfinden sollte.«
    »Ja, so war es eigentlich auch geplant. Aber, wie gesagt: Wir waren gut und schneller fertig als gedacht. Deshalb wurde der Test um sieben Tage vorverlegt.«
    »Ach was!?«, sagte ich und ahnte, dass derjenige, der die Verschiebung veranlasst hatte, wahrscheinlich ein Mittäter war. »Wer hatte das denn angeordnet?«
    Doch die Antwort war ernüchternd: »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Dr. Everett hat es uns mitgeteilt, und es war nicht üblich, solche Neuigkeiten zu hinterfragen.«
    »Nur mal eine Nachfrage, um sicherzugehen, dass ich Sie richtig verstanden habe«, meldete sich Phil wieder zu Wort. »Ich mache den besagten Koffer auf, nehme den Torpedo raus, drücke auf den Startknopf und ab geht das Ding, oder wie?«
    »Einen Startknopf gibt es natürlich nicht«, antwortete die Wissenschaftlerin, »und ganz so einfach, wie Sie das gerade dargestellt haben, ist der Abschuss eines Torpedos nicht. Zumal der Raketenantrieb erst noch betankt werden muss, und da reicht Superbenzin von der Tankstelle nebenan nicht aus.«
    »Gut«, fasste Phil nach, »ich kann mit dem Koffer und seinem Inhalt erst mal nichts anfangen. Aber wer kann es?«
    »Ein studierter Naturwissenschaftler könnte sich vieles zusammenreimen und würde das Teil wahrscheinlich auch ohne Bedienerhandbuch ans Laufen kriegen, jedenfalls früher oder später.«
    Mr High stand auf, nahm seine Kaffeetasse mit und stellte sich an die Fensterfront, um seinen Blick über Manhattan schweifen zu lassen. Draußen hatte es zu regnen begonnen und ein trüber Schleier lag über der ganzen Stadt.
    »Wir müssen nicht darüber rätseln, was man wissen muss, um den Torpedo zu starten«, sagte er. »Der Koffer ist gezielt an diesem Abend entwendet worden, das steht doch wohl fest. Und das heißt, dass derjenige, der sich den Marlin unter den Nagel gerissen hat, sehr genau weiß, was er damit anfangen möchte. Die Frage, die wir beantworten müssen, lautet also: Woher wusste der Täter, wann und wo er zuschlagen muss?«
    »Genau darüber zermartere ich mir den Kopf«, gestand Cassia Haigh und fuhr sich mit der Hand durch ihre Kurzhaarfrisur. »Denn natürlich weiß ich, dass nur sehr wenige Menschen in Frage kommen, die dieses geheime Detail ausgeplaudert haben können. Ausgerechnet ich war nicht im Institut, als der Mörder kam. Da kann man als Außenstehender schon auf komische Ideen kommen, das weiß ich selbst.«
    »Wie kam es denn zu der Idee mit dem Praxistest? Gab es irgendeinen bestimmten Grund dafür?«, fragte Assistant Director High.
    Die Wissenschaftlerin nickte bedächtig. »Ja, einen Grund gab es. Wir waren schneller fertig geworden, als wir es uns selbst am Anfang zugetraut hatten. Dr. Lewis bat uns, noch ein bisschen mehr Gas zu geben, denn in dem Fall hätte die Stiftung, die unser Projekt zu einem Großteil finanzierte, automatisch Geld für ein ganz anderes, ganz neues Projekt zur Verfügung gestellt. Dabei sollte es um ein bemanntes Mini-U-Boot gehen, das dank Superkavitation superschnell unter Wasser unterwegs ist. Das jedenfalls hatte Dr. Everett Shaw von Dr. Lewis gehört.«
    »Wo sollte dieser ominöse Praxistest denn eigentlich stattfinden?«, wollte Joe Brandenburg wissen. »Wo in New York kann
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