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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
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wenn ein Mann zu Ihnen kommt, eine wirre Geschichte von einem Drohbrief erzählt und dann von Ihnen verlangt, Sie sollen sein Leben schützen?« Ich blickte Phil überrascht an. »Ich würde warten, bis er sich beruhigt hat, und würde ihn dann die ganze Geschichte noch einmal von vorn erzählen lassen«, antwortete ich dann für uns beide.
    Erst jetzt blickte Mr. High auf. Schweigend bot er uns Platz an. Wir blickten unseren Chef erwartungsvoll an. »Ich will es kurz machen«, begann Mr. High, »heute morgen, kurz nachdem Sie das Haus verlassen hatten, bekam ich Besuch. Ein Mann namens Fred Riddle erschien ziemlich aufgelöst in meinem Büro und berichtete, daß er in höchster Lebensgefahr schwebe. Dann erzählte er von einem Brief, den er mit der Morgenpost erhalten habe und worin ihm mitgeteilt würde, daß er innerhalb der nächsten 48 Stunden ein toter Mann sein werde. Ich habe mir das alles erst einmal angehört, denn er war, wie gesagt, ziemlich durcheinander. Dann habe ich genau das getan, was auch Sie tun würde. Ich habe ihn gebeten, er möge mir einmal den Brief zeigen, er solle sich einmal genau überlegen, wer ein Interesse daran haben könne, ihn umzubringen und so weiter. Und jetzt kommt das Merkwürdige. Mr. Riddle — erbesitzt übrigens zwei Warenhäuser — wollte mir unter keinen Umständen den Brief geben. Er sagte, er habe mich über den Inhalt genügend informiert, und stellte sich auf den Standpunkt, alles andere sei unsere Sache. Als ich ihn drängte, wurde er störrisch. Den Brief wollte er auf keinen Fall hergeben.« Der Chef legte eine Pause ein.
    »Hat er etwas über den Absender gesagt?« fragte ich vorsichtig.
    »Riddle behauptete, er habe nicht die geringste Ahnung, wer ihm diese Drohung ins Haus geschickt haben könnte. Der Brief sei mit ,Tinetto‘ unterzeichnet gewesen, aber auch darunter konnte er sich angeblich nichts vorstellen.«
    »Tinetto… Klingt irgendwie geläufig«, meinte Phil.
    Interessiert blickte der Chef ihn an. »Nicht wahr, Phil, dieser Meinung bin ich auch. Ich kann mir nicht helfen, aber den Namen habe ich schon mal gehört. Es muß lange her sein. Wie dem auch sei, ich habe Mr. Riddle kurz und bündig erklärt, daß er vom FBI keinen Schutz verlangen kann, wenn er unsere Arbeit dermaßen erschwert. Ehe er davonrauschte, habe ich ihm empfohlen, bei der City Police vorzusprechen.«
    Seufzend lehnte Mr. High sich im Sessel zurück. »Dennoch zweifle ich keine Sekunde daran, daß Riddle einen Drohbrief erhalten hat. Der Mann bangt um sein Leben, Jerry. Er hat nur einen triftigen Grund, uns den Brief nicht zu zeigen. Ich bin auch davon überzeugt, daß er genau weiß, wer dieser Tinetto ist. Aber er scheint ebenso großen Respekt vor seinen Feinden wie vor der Polizei zu haben. Ich habe mich daraufhin mal ein bißchen mit seinem Vorleben beschäftigt. Viel ist nicht über ihn zu erfahren gewesen, aber es reicht. Vor etwa zehn Jahren aus Wisconsin hierhergekommen, klein angefangen und dann groß ins Geschäft gekommen. Typischer Selfmademan, rücksichtslos gegen sich und andere. Solche Leute pflegen immer Feinde zu haben. Und deshalb habe ich einen unserer Leute beauftragt, sich auf seine Spur zu setzen.«
    »Wen haben Sie auf Riddle angesetzt, Chef?« erkundigte sich Phil.
    »George Summers. Er hat Anweisung, sich alle zwei Stunden bei mir zu melden. Er kann ihm natürlich nicht überall hin folgen, aber so läuft Riddle wenigstens nicht ganz ohne Schutzengel herum. Mehr kann ich'im Moment nicht für ihn tun. Aber kommen wir lieber zu Ihnen! Ich hatte Sie hergebeten, damit Sie mir über Ihre Ermittlungen in der Sache Whistling Tate berichten.«
    Ich überließ es Phil, den Bericht über die Ereignisse des Tages zu geben. Als Mr. High hörte, daß ich mich abends mit diesem geheimnisvollen Victor treffen wollte, runzelte er besorgt die Stirn: »Ist das nicht etwas zu gefährlich, Jerry? Bedenken Sie, daß dieser Herr mit Sicherheit nicht allein zum Rendezvous kommen wird!«
    Lächelnd sagte ich: »Keine Sorge, Chef, ich bin auch nicht allein. Phil wird sich in der Nähe aufhalten und notfalls eingreifen.«
    »Dann bin ich einigermaßen beruhigt. So, meine Herren, dann möchte ich… Phil, was ist los? Haben Sie noch etwas auf dem Herzen?«
    Phil benahm sich reichlich merkwürdig. Er hatte die Augen geschlossen und den rechten Zeigefinger wie einen Taktstock erhoben. Jetzt spitzte er die Lippen. Und tatsächlich, er pfiff, zuerst leise, dann immer lauter. Plötzlich
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