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Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
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geleistet zu haben, und ich fand, dies sei ein paar lobende Worte wert.
    »Sie haben uns wertvolle Hinweise geliefert, Mr. Dowell«, sagte ich, »aber gestatten Sie mir noch eine Frage. Können Sie sich vielleicht auch noch daran erinnern, was der Mann in der Telefonzelle an die Wand geschrieben hat? Oder was es Ihrer Ansicht nach gewesen sein könnte?«
    Dowell, der sich über das Lob zu freuen schien, antwortete jetzt wie aus der Pistole geschossen. »Nein, ich kann es Ihnen beim besten Willen nicht sagen. Aber ich habe mir natürlich auch schon meine Gedanken darüber gemacht. Vielleicht gehört er ganz einfach zu den Leuten, die gern kritzeln.«
    »Ja, das wäre eine Erklärung«, antwortete ich kurz:
    Wir entließen Dowell mit dem Hinweis, daß seine Aussage eventuell noch einmal gebraucht werde. Phil notierte sich noch rasch die Adresse des Fernfahrers, dann zahlten wir und verließen das Lokal, nicht ohne noch einen letzten Blick auf Juliet Bakers atemberaubende Kurven zu werfen.
    ***
    Bis zur Tankstelle waren es nur ein paar Meilen. »Und ich sage dir, es ist die Nummer«, sagte Phil beharrlich. »Je länger ich darüber nachdenke, desto klarer wird mir alles. Nimm einmal an, du stehst in einer Telefonzelle und suchst im Buch eine Nummer. Du hast sie gefunden und wählst, aber inzwischen sind dir die letzten beiden Zahlen entfallen. Jetzt mußt du dich wieder über die Seite beugen und mit dem Finger die Namen herunterfahren, bis du den richtigen erwischt hast. Das alles kannst du dir ersparen, indem du die Nummer schön sichtbar in Augenhöhe vor dir hast. Dann kannst du bequem ablesen und wählen.«
    Phils Worte leuchteten mir ein. Auch ich hatte mir diese Theorie zurechtgelegt. Aber selbst wenn sie zutraf, hatte die ganze Sache doch einen Haken. Die Wände öffentlicher Fernsprechzellen pflegen nämlich für gewöhnlich mit Namen und Nummern vollgekritzelt zu sein. Die Zelle an der Tankstelle würde da keine Ausnahme bilden. Wie aber sollten wir unter Hunderten die richtige Nummer herausfinden?
    Drei Minuten später sah ich meine Befürchtung bestätigt. Phil sagte ein reichlich unfeines Wort, als er die Bescherung erblickte. »Wie sollen wir denn hier jemals weiterkommen?« stöhnte er.
    »Wir werden nicht umhin kommen, uns all die hübschen Rufnummern zu notieren. Dann stellen wir eine Liste auf und lassen überprüfen, welcher der Leute, denen diese Anschlüsse gehören, mit Vornamen Victor heißt.«
    Es war das einzige, was wir im Augenblick tun konnten, und so machten wir uns an die Arbeit. Nachdem ich gerade seufzend festgestellt hatte, daß ich eine der Nummern bereits zum zweitenmal notierte, stieß mich Phil aufgeregt in die Seite.
    »Jerry, sieh dir das an!« Er deutete mit dem Kugelschreiber auf eine siebenstellige Zahl. Ein New Yorker Anschluß, wie ich an den ersten Ziffern erkannte. Aber ich verstand Phils Erregung. Vor dieser Zahl befand sich ein Buchstabe, und das war eindeutig ein V.
    Ich verglich Buchstabe und Zahl mit den übrigen Kritzeleien. Das diese Nummer vor nicht allzulanger Zeit hier hingemalt worden war, das erkannte selbst ich. Sie wirkte einfach irgendwie frischer als die anderen, die zum Teil schon verwischt oder verblaßt waren. Das mußte sie sein.
    Ich konnte nicht verhindern, daß meine Hand leicht zitterte, als ich zum Hörer griff. Langsam wählte ich die Nummer.
    Das Rufzeichen ertönte viermal, ehe am anderen Ende der Leitung der Hörer abgehoben wurde. Eine Männerstimme wiederholte die Nummer, die ich soeben gewählt hatte. Sonst nichts.
    »Victor?« sagte ich fragend.
    Sekunden des Schweigens verrannen. Dann sagte die Stimme: »Ja, am Apparat. Wer ist dort?«
    Mir blieb nur ein Bluff. Während Phil zustimmend nickte, antwortete ich mit abgerissener und hastiger Stimme: »Hier ist Tony. Ich muß dich dringend sprechen, Victor. Bitte frag jetzt nicht lange, sie sind hinter mir her! Ich muß gleich wieder auflegen. Sag schnell, wo und wann ich dich treffen kann!«
    Victor schwieg sekundenlang. Dann sagte er: »Am Kai Nr. 88 steht ein leerstehendes Lagerhaus. Ich warte heute um neun auf dich. Sieh zu, daß dir niemand folgt!« Dann legte er auf.
    »Na, das scheint ja geklappt zu haben«, sagte Phil auf atmend, »schnuppern wir also heute abend zur Abwechslung mal ein bißchen Hafenluft!«
    ***
    Mr. High saß gedankenverloren am Schreibtisch, als wir hereinkamen. Er hatte den Kopf auf seine gefalteten Hände gestützt und sagte, ohne aufzusehen: »Was würden Sie tun,
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