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Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Titel: Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan
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Jedenfalls hörte ich beständiges Dosengeklapper über mir. Das Vorhandensein dieser Büchsen wies darauf hin, daß die Gangster den Lieferwagen gestohlen hatten.
    Ich bemühte mich immer wieder, meine Fesseln zu lockern, aber die Gangster hatten gründliche Arbeit geleistet Mir und den anderen waren die Hände auf dem Rücken zusammengebunden worden. Immerhin schaffte ich es nach einigen Versuchen, mich aufzusetzen und den Knebel auszuspucken.
    Ich konnte jetzt freier atmen. Ich konnte sogar um Hilfe schreien, wenn wir das nächstemal an einer Ampel stoppten, aber ich wußte, daß das kaum einen Sinn hatte.
    Die einzigen, die mich mit Sicherheit hören würden, waren die Gangster. Ich konnte mir leicht ausmalen, wie sie auf meine Hilferufe reagieren würden.
    Inch um Inch rutschte ich an die Rückwand der Fahrerbox heran. Mühsam arbeitete ich mich mit meiner Kehrseite daran hoch, indem ich die Füße fest gegen den Boden stemmte. Endlich stand ich. Der Kasten war hoch genug, um mir genügend Kopffreiheit zu bieten, aber das war die einzige Freiheit, die ich im Moment genoß.
    Ich lehnte mich schwer atmend gegen die Wand und ließ eine Minute verstreichen, um die Schmerzen abklingen zu lassen, die die eng geknoteten Stricke bei jeder Bewegung verursacht hatten. Dann steckte ich vorsichtig den Kopf zwischen die Holzrippen des Regals, um festzustellen, Vas sich im einzelnen darin befand. Da ich die Konturen der Dosen und Geräte mit der Nase und den Lippen abtasten mußte, war das ein ziemlich beschwerlicher Job.
    Plötzlich stieß meine Nase gegen eine verkorkte Flasche. Dem Kork entströmte ein scharfer, ätzender Geruch. Vermutlich enthielt die Flasche irgendein giftiges Insekten- oder Unkrautvertilgungsmittel.
    Ich nahm den Kork zwischen die Zähne und hob die Flasche an. Sie war nicht sehr schwer und bestenfalls nur zu einem Drittel gefüllt.
    Ich überlegte. Wenn ich die Flasche mit den Zähnen aus dem Regal hob und fallen ließ, würde ich die Scherben bekommen, die notwendig waren, um zunächst einmal meine Handfesseln durchzuscheuern.
    Das Problem, das sich damit verband, ließ mich jedoch zögern, den Gedankengang in die Tat umzusetzen. Neben mir lag ein Kind. Es konnte von den Scherben getroffen oder verletzt werden, ganz zu schweigen davon, daß die Säure in seine Augen spritzen und die Haut zerfressen konnte.
    Ich biß nochmals in den Kork und hob die Flasche an. Mein Kopf hatte genügend Bewegungsfreiheit, um die Flasche an der Regalwand zerschlagen zu können, aber auch diese Aktion war nicht frei von Risiken. Der Bums, der zwangsläufig dabei entstand, konnte den im Fahrerhaus sitzenden Gangstern nicht entgehen. Wenn sie stoppten und nachsahen, was den Krach verursacht hatte, waren unsere letzten Chancen vertan.
    Ich ließ die Flasche los und wartete. Etwa eine Viertelstunde später bog der Wagen von der Landstraße ab und rumpelte über einen holprigen Feldweg. Im Krachen der Stoßdämpfer und den allgemeinen Schüttelgeräuschen mußte das Bersten der Flasche untergehen.
    Ich nahm den Kork zwischen die Zähne und schlug die Flasche mit einer kurzen, heftigen Kopfbewegung gegen die Regalwand. Die Flasche zerbrach schon beim zweiten Versuch. Die Scherben fielen in das Regal, aber ich behielt den scharf gezackten Flaschenhals mit dem darin befestigten Korken im Mund.
    Im Wagen machte sich sofort ein ätzender Geruch bemerkbar. Ich- rutschte an der Wand entlang zu Boden und placierte dann den Flaschenhals am unteren Regalende. Ich hörte, wie die auslaufende Säure in das Régal tropfte, kümmerte mich aber nicht weiter darum. Ich rutschte mit dem Rücken an die Regalwand und hatte einige Mühe, den scharfkantigen Flaschenhals so festzuklemmen, daß er nicht wegrutschte und mich verletzte.
    Ich wußte, daß Eile geboten war. Die Tatsache, daß der Wagen über einen Feldweg ratterte, sprach dafür, daß wir uns unserem Ziel näherten.
    Mir klebten die Sachen am Leibe, als ich es endlich geschafft und die Fesseln an meinen Händen zerschnitten hatte. In diesem Moment stoppte der Wagen. Der Motor lief weiter. Mit fliegenden Fingern machte ich mich daran, die Stricke von meinen Füßen zu lösen. Ich stieß erleichtert die Luft aus, als der Wagen anruckte und weiterrollte.
    Drei Minuten später war ich frei. Ich massierte meine schmerzenden Gelenke und legte dann den gefährlichen Flaschenhals in das Regal zurück.
    Der ätzende Geruch in unserem engen Gefängnis verursachte mir einen starken Hustenreiz,
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