Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan

Titel: Jerry Cotton - 0591 - Flitterwochen mit dem Satan
Autoren:
Vom Netzwerk:
rührten die Zeitungen und Illustrierten für das Brautpaar die Werbetrommel. Seit Wochen waren Dean Harrow McKay und Vivian Lollan zum Inbegriff der großen Liebe abgestempelt worden. Ein Krach und eine schlichte Annullierung der geplanten Hochzeit hätten mit Sicherheit den größten Gesellschaftsskandal des Jahres nach sich gezogen. Eine Entführung hatte demgegenüber den Vorteil, daß es zwar die Hochzeit aufhob, aber das Brautpaar nicht belastete. Jetzt waren die Gangster in den Augen der Öffentlichkeit die Schuldigen.
    Fest stand, daß Dean Harrow McKay nicht den Eindruck erweckte, als hätte ihm Vivians Verschwinden das Herz gebrochen. Fest stand auch, daß McKay einem Gangster einen Briefumschlag übergeben hatte. Noch mysteriöser wurde das Ganze durch den Umstand, daß Emptywood sich kurz darauf mit Vivian Lollan getroffen hatte. Ergab sich daraus, daß die Entführung im beiderseitigen Einverständnis geschehen war? Hatte man sich auf dieses Abenteuer geeinigt, um die Öffentlichkeit zu täuschen?
    Ich fuhr zurück in die Dienststelle und überdachte dabei den Fall gründlich. Jetzt war es zunächst einmal wichtig, festzustellen, ob es sich bei dem Kidnapping nur um einen großen Bluff handelte.
    Humphrey Lollans Erregung war echt gewesen. Daraus ergab sich, daß zumindest die Brauteltern nichts von den möglichen Hintergründen der Entführung wußten.
    Phil war kurz vor mir eingetroffen. Er hatte sich mit der Konditorei in Verbindung gesetzt und dabei erfahren, daß der Wagen und der Fahrer am frühen Morgen gestoppt worden waren. Der überfallene Fahrer war gefesselt auf den Boden einer gestohlenen Fordlimousine gelegt worden. Er hatte sich zwei Stunden später von den Fesseln befreien können, aber sein Anruf war zu spät gekommen. Die Gangster, einer davon in der Uniform des Fahrers, hatten inzwischen die Entführung bewerkstelligt.
    Die Tortentransportkiste, mit der Vivian Lollans Kidnapping beinahe mühelos gelungen war, war noch nicht wiedergefunden worden.
    Sämtliche Patrolcars hielten nach dem gesuchten Lieferwagen Ausschau; bis jetzt ergebnislos. Ich sprach mit Phil die nächsten Schritte ab und entwickelte ihm die von mir aufgestellte Theorie. Er hatte begreiflicherweise Mühe, sie zu schlucken. Ich verabschiedete mich von ihm mit dem Hinweis, daß ich mir Emptywood vorzuknöpfen gedachte.
    Der Gangster wohnte in Brooklyn, 971 Myrtle Avenue. Ich fuhr den Jaguar in einen nahen Parksilo und ging zu Fuß zurück. Gerade als ich die Straße überqueren wollte, um auf das gelbe Backsteingebäude zuzugehen, in dessen Mansarde Emptywood lebte, sah ich Dean Harrow McKay aus dem Haus kommen.
    Er hatte den Kragen seines hellen Sommermantels hochgeschlagen und die Hände tief in den Taschen vergraben. Seine Augen wurden von der Krempe eines sportlichen, weit in die Stirn gezogenen Hutes beschattet.
    McKay eilte mit leicht gesenktem Kopf die Straße hinab. Er hatte mich nicht gesehen. Ich überquerte die Fahrbahn, verzichtete aber darauf, McKay zu folgen. Es genügte mir zu wissen, daß er Fred Emptywood einen Besuch abgestattet hatte.
    Ich hatte plötzlich das Gefühl, beobachtet zu werden, und blieb ein paar Schritte vor der Haustür des gelben Backsteingebäudes stehen. Mein Blick kreuzte sich mit dem eines Mannes, der in einer grünen Fleetwood-Limousine saß und irgend etwas zusammenpackte, das auf dem Beifahrersitz lag. Ich kannte den Mann nicht und sah keinen Grund, mich näher mit ihm zu beschäftigen. Ich betrat das Haus und fuhr mit dem Lift in die Dachetage.
    In der Mansarde befanden sich zwei Wohnungen. Eine der Türen trug Emptywoods Namensschild, eine schmierig aussehende Visitenkarte mit umgeknickten Ecken. Ich klingelte. Niemand öffnete. Ich klingelte noch zweimal, ohne daß sich in der Wohnung etwas rührte.
    Beim vierten Versuch ging die Tür der gegenüberliegenden Wohnung auf. Ein hageres Männchen mit zotteligem grauen Haar und randloser Brille steckte den Kopf heraus. »Er ist da«, stellte er fest. »Er muß dasein. Hatte ja gerade noch Besuch!«
    Ich klingelte abermals, aber ohne Erfolg.
    »Das ist seltsam«, murmelte das Männchen. »Ich hätte schwören können, daß der Besucher allein weggegangen ist.«
    »Wurde er von Mr. Emptywood eingelassen?« fragte ich, um ganz sicher zu gehen. Das Männchen verbrachte seine Zeit offenbar damit, an der Tür zu lauschen.
    »Klar!« sagte das Männchen. »Ich hörte doch, wie die beiden miteinander tuschelten.«
    »Sie tuschelten?«
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher