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Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes

Titel: Jerry Cotton - 0590 - Handlanger des Todes
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rollte mich um die eigene Achse. Es war eine Handlung der nackten Verzweiflung.
    Die Maschinenpistole hämmerte. Ich rollte gegen einen Stuhl, bekam ihn zu fassen und schleuderte ihn gegen Wingate. Er fluchte, die MP stotterte. Ich schnellte mich hinter den Schreibtisch. Die Kugelspritze spuckte eine zweite Serie heraus. Drei Schritte vor mir sah ich das helle Rechteck des Fensters. Ich handelte völlig instinktiv. Mit vorgeworfenen Armen, den Kopf zwischen die Schultern gezogen, hechtete ich gegen das Fenster.
    Es war das einzige noch voll verglaste Fenster in der ganzen Fabrik, aber das Holz des Rahmens und der Flügel war so morsch, daß ich mir nicht den Schädel daran einrannte, sondern daß alles unter der Wucht des Anpralls zerbrach und mit mir ins Freie prasselte.
    Ich fiel nicht tief. Auch das Büro lag zu ebener Erde. Wieder schnellte ich hoch und stürzte mich in den tiefen Schlagschatten der Mauer. Keine fünf Schritte von mir entfernt sprang Wingate aus dem Fenster.
    In dieser Sekunde schnitten grelle Scheinwerferkegel in den Hof. Mit heulendem Motor schoß mein Jaguar an dem Pförtnerhaus vorbei. Die Scheinwerferstrahlen erfaßten Dyan Wingate. Für einen Augenblick schien er zur Salzsäule zu erstarren. Dann drehte er sich um und feuerte auf den Wagen.
    Ich sah, wie Phil, einem Schatten gleich, aus dem Wagen huschte, bevor er richtig stand. Sein 38er bellte auf. Die Kugel schlug, weniger als eine Fußlänge von Wingate entfernt, Funken aus dem Pflaster.
    Phils Stimme hallte über den Hof. »FBI! Lassen Sie Ihre Waffe fallen, oder ich schieße gezielt.«
    Wingate antwortete mit einer neuen Serie. Sie fiel kurz aus. Das Magazin war leer.
    Ich raffte mich auf. Ich hätte Phil gern geholfen, aber im Augenblick war mit mir nicht mehr viel los. Ich sackte an der Mauer wieder in die Knie.
    Phil schaffte es auch ohne mich. Er spürte sofort, daß die Maschinenpistole nicht schußbereit war. Er tauchte aus der Deckung des Jaguar auf und rannte gegen seinen Gegner an.
    Wingate floh. Er zerrte ein Reservemagazin aus der Trenchcoattasche und versuchte, es im Laufen einzusetzen. Phil feuerte noch einmal. Da Wingate zum Flußufer floh, sah ich beide nicht mehr. Dann hämmerte die Maschinenpistole. Wingate hatte es also geschafft, seine Waffe nachzuladen. Phils 38er krachte dazwischen. Ein Mann schrie. Dann war alles still — genauer gesagt: nur noch das Dröhnen der Schrottpresse beherrschte die Nacht.
    Ich richtete mich auf. Ein Mann kam vom Flußufer zurück. »Jerry!« rief er. Es war Phil.
    »Ich glaube, ich traf ihn ins Knie«, sagte er trocken. »Er stand so nahe am Rand der Ufermauer, daß er ’runterstürzte, aber er fiel nicht ins Wasser, sondern irgendwie hart. Wir brauchen Hilfe, um ihn ’rauszuholen. Was ist drinnen los?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich. »Gib mir die Taschenlampe!«
    Zur Vorsicht reichte er mir auch noch seinen 38er. Durch die Fensteröffnung stieg ich ins Büro.
    Die Akkulampe hatte ich vom Schreibtisch gefegt, als ich Wingate ansprang. Ich hörte das Stöhnen eines Menschen und schaltete Phils Taschenlampe ein. Sterling Drain lag in der Nähe der Tür auf dem Rücken. Er blutete aus einer Schußwunde in der rechten Schulter. Nur wenige Schritte von ihm entfernt lag Lyda Varnot auf dem Gesicht. Vorsichtig schob ich einen Arm unter sie und drehte ihren Körper herum, so daß ich ihr Gesicht sehen konnte.
    Zwei von den drei Kugeln, die Wingate abgefeuert hatte, hatten sie getroffen. Sie war tot. Ich ließ sie vorsichtig zurücksinken, und ich dachte, daß sie ein Mädchen gewesen war, das nicht viel Glück gehabt hatte.
    ***
    Als die Cops, die Streifenwagen und die Rettungskommandos den Hof füllten, war unsere Arbeit getan. Sie holten Dyan Wingate aus seinem eigenen Boot, das am Fuß der Ufertreppe lag und in das er gestürzt war. Als sie ihn transportieren wollten, brüllte er schrecklich vor Schmerzen, bis der Arzt ihm eine Spritze gab.
    Sterling Drain schafften die Unfallbeamten in ein Krankenhaus. Die Ärzte gruben eine Kugel aus seiner Schulter und schienten seine gebroche nen Finger. Mir pflückten sie Glasund Holzsplitter aus Armen, Händen und Gesicht. Als ich zwei Tage später in Mr. Highs Büro saß, verriet nur noch eine blutunterlaufene Stelle am linken Backenknochen, wo Wingates MP-Lauf mich getroffen hatte.
    »Wir übersehen jetzt die Zusammenhänge«, erklärte der Chef. »Gene Diaper, erschossen vor fünf Jahren, knüpfte, als er noch lebte, erste Verbindungen zu
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