Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton
du den Job übernehmen willst. Du hast zugesagt, Cotton. Ich nehme an, daß es dabei bleibt. Oder irre ich mich?«
Der Druck zwischen meinen Schulterblättern verstärkte sich wieder. Nicht stark, aber fühlbar. Es war ein unwiderlegbares Argument des Unbekannten, der hinter mir in meinem Wagen, einem Dienstwagen des FBI, saß.
»Du irrst dich nicht«, sagte ich. »Natürlich übernehme ich den Job. Nur…«
»Was nur?« Der Druck in meinem Rücken blieb.
»Ich habe darüber nachgedacht. 300 Dollar für einen Mord sind nicht viel. Wenn mich die Bullen dabei fassen…«
»Wenn dich die Bullen dabei fassen, sorgen wir dafür, daß dich ein guter Anwalt verteidigt.«
»Prima«, sagte ich. »Trotzdem sind 300 wenig genug.«
»Du bekommst 100 sofort. Weitere 200 bekommst du morgen. Wenn du die Sache gut erledigst, können wir darüber reden, ob du noch eine Zulage bekommst. Vielleicht insgesamt 500. Es liegt an dir.«
Ich dachte an das Falschgeld. Mein unbekannter Partner hatte von einem Irrtum gesprochen. Jetzt interessierte es mich, ob ich die eigentliche Falschgeldquelle gefunden hatte.
»500 echte Dollar?« fragte ich mißtrauisch.
»Natürlich«, sagte er. Und dann kam er meinen Wünschen entgegen. »Oder willst du etwa Blüten haben?«
»Wieviel bekomme ich, wenn ich Bluten nehme?« fragte ich und spielte den Geldgierigen.
Er ging mir in die Falle. »Wenn du Bluten willst, können wir darüber reden. 2000, Cotton. Die Bluten sind gut. Du hast es ja gesehen.«
»5000«, sagte ich, ohne ein Urteil über die miserable Papierqualität abzugeben. »3000«, sagte er.
»Wieviel jetzt?« fragte ich und war sicher, daß ich ihn jetzt endgültig in die Falle bekäme. Ein Paket Falschgeld in seinem Besitz reichte aus, um einen Haftbefehl gegen ihn zu bekommen.
Doch er war mit allen Wassern gewaschen. Oder es war Zufall, daß er seine Blüten nicht bei sich hatte.
»Jetzt bekommst du 100 echte Dollar, Cotton. Du machst mit? Du übernimmst den Job?«
»Ja, ich übernehme den Job!«
Neben mir fiel etwas auf den Sitz. Ich schaute schnell hin. Es war ein dünnes Päckchen Dollarnoten.
»100«, sagte er. »Der Mann, mit dem du zu tun hast, kommt mit dem Zug aus Chicago. Du wirst ebenfalls mit diesem Zug fahren.«
»Wieso«, fragte ich und spielte den Begriffsstutzigen, »soll ich auch mit dem Zug fahren? Ich bin doch nicht in Chicago.«
»Du wirst in Philadelphia in den Zug steigen, und du wirst früh genug erfahren, wer der Mann ist und wann es passieren muß.«
»Aber…«
»Nichts mehr«, sagte er scharf, und wieder verstärkte sich der Druck auf meine Wirbelsäule. »In der Ferry Street, Ecke Jacob Street ist eine Snackbar. Kennst du sie?«
»Nein«, sagte ich, obwohl ich sie kannte.
»Dann mach deine Augen auf! Du wirst sie finden. Morgen früh um sieben bist du dort. Ich werde dich anrufen und dir die nächsten Anweisungen geben.«
»Das ist…«
»Schluß jetzt!« sagte er scharf. »Los, weiterfahren! Ich sage dir Bescheid, wenn ich aussteigen will!«
Den Druck zwischen meinen Schulterblättern spürte ich jetzt etwas höher als vorher. Der Mann hinter mir zielte offenbar genau auf mein Genick. Wenn er es ernst meinte, hatte ich nicht die geringste Chance.
Ich gab Gas. Der Wagen rollte geschmeidig vorwärts.
Der Mann hinter mir lachte leise. »Verdammter Hund, Cotton. Haben die Bullen eigentlich schon gemerkt, was mit deinem Wagen los ist? Die Kiste ist doch frisiert, Boy!«
»Hab’ ich so gekauft«, murmelte ich verdrießlich.
»Ist mir auch gleich«, sagte er.
In diesem Moment sprang vor mir ein Cop in den Lichtstreifen der Scheinwerfer. Sein Zeichen war unübersehbar.
Ich war in meine eigene Falle gegangen.
***
»New York Pennsylvania Station!« sagte Carpenter alias Golden an der Gepäckabfertigung der Grand Central Station in Chicago.
»In Ordnung, Mister!« nickte freundlich grinsend der dunkelhäutige Gepäckträger und hakte den kleinen Finger seiner linken Hand unter den Tragegriff des Koffers.
»Au verdammt!« sagte er dann.
Diesmal grinste Carpenter hintergründig. »Schwer?« fragte er listig.
»Geht«, sagte der Gepäckträger, der jetzt den Koffer richtig angefaßt hatte. »Ist jedenfalls schwerer als er aussieht. Haben Sie darin den Inhalt von Fort Knox verpackt?«
»So ungefähr«, sagte Carpenter.
Der Goldvorrat aus Fort Knox befand sich zwar nicht im Koffer, aber einen ähnlichen Inhalt hatte er doch. Das hohe Gewicht war auf die stattliche Menge Papier
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