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Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton

Titel: Jerry Cotton - 0584 - Du musst toeten Cotton
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Lichterpracht, ehe er ein Zeichen gab, wieder abzublenden. Er kam zurück. »Müßten neu eingestellt werden, Mister. Kann ich mal Ihre Papiere sehen?«
    Ich reichte sie ihm hinaus. Er schaute sie an, verglich sie mit der Nummer und gab sie mir wieder zurück. »Lassen Sie’s bald machen,sonst bekommen Sie noch Ärger!« riet er mir und tippte sich an die Mütze.
    Unauffälliger konnte die von mir angeforderte Überprüfung wirklich nicht stattfinden. Die Frage war nur, ob das Netz engmaschig genug war, um wirklich jeden registrieren zu können, der um diese Zeit in diese Gegend kam.
    Um 9.58 Uhr war ich wieder an dem Platz, den ich aus den letzten Nächten schon so gut kannte, wo ich den Mann getroffen hatte, für den ich morden sollte.
    Ich schaltete den Motor aus und blieb hinter dem Steuer sitzen. Lediglich das Fenster auf meiner Seite drehte ich ganz herunter. Nach zwei Minuten zündete ich eine Zigarette an. Ich hatte Muße, sie in aller Ruhe zu rauchen. Ringsum war alles still. Aus der Ferne hörte ich das in Manhattan nie verstummende, undefinierbare Geräusch einer Riesenstadt; jene Sinfonie, die sich aus Tausenden verschiedener Elemente zusammensetzt. Irgendwo in der Nähe quietschte in fast regelmäßigen Abständen ein Kran, und von Zeit zu Zeit ließ eine Lokomotive der Hafenbahn einen schrillen Pfiff hören. Sehr aufregend war dieses Nachtprogramm nicht Ich blickte auf meine Uhr. 10.10 Uhr.
    Pünktlich war mein neuer Geschäftspartner nicht. Oder aber er hatte unsere Verabredung vergessen. Mit Absicht! Vielleicht hatte er inzwischen gemerkt, wer ich wirklich war. Möglicherweise hatte ihm auch die Polizeikontrolle die Lust, genommen, das Rendezvous einzuhalten.
    Fehler gemacht, Jerry, befürchtete ich. Der Fehler bestand vermutlich darin, daß ich zu sehr auf Nummer Sicher gehen wollte. Damit konnte ich alles verdorben haben.
    Ich mußte an den toten Trödler denken. Und an den falschen Geldschein. Es war kein Fall, den man mit einem Achselzucken begraben konnte.
    10.12 Uhr. Der Sekundenzeiger lief weiter. Mit jeder Sekunde wurde die Hoffnung kleiner, daß der Mann doch noch kommen würde.
    Es ging mir wie einem Liebhaber, der mit seinem Girl an der Normaluhr verabredet ist. 20 Schritte entfernt gähnte der dunkle Schlund des Lagerhaustores, in dem mein Gesprächspartner das erste Mal gestanden hatte. Ich stieg aus und schlenderte langsam hinüber.
    »Hallo!« rief ich in die Finsternis. Irgendwo brach sich das Echo meiner Stimme. Hier schien alles leer zu sein. Dennoch hatte ich das unbehagliche Gefühl, beobachtet zu werden. Ich tastete mich vorwärts, immer weiter in das Dunkel hinein.
    »He, Partner!« rief ich. »Mach keinen Mist! Ich weiß, daß du hier bist. Gib endlich Antwort!«
    Noch weiter zu gehen hatte keinen Sinn. Im nächsten Augenblick mußte etwas passieren. Mein Instinkt sagte es mir. Ich streckte die Hand aus und ging noch einen Schritt vorwärts. Meine Fingerspitzen berührten eine feuchte Wand.
    Jetzt blieb mir nichts anderes übrig, als umzukehren. Etwas heller als die Umgebung hob sich das Viereck des Tores ab. Langsam und vorsichtig ging ich zurück.
    Etwa auf der Hälfte des Weges blieb ich plötzlich stehen. Ich hielt den Atem an und lauschte in die Dunkelheit. Endlos dehnten sich die Sekunden. Ich wollte schon weitergehen, als ich das Geräusch noch einmal hörte. Irgendein nicht identifizierbares, aber mir doch in gewissem Sinne bekanntes Geräusch. Leise, kaum wahrnehmbar. Aus einer nicht zu bestimmenden Richtung.
    Meine rechte Hand zuckte hoch. Die Fingerspitzen berührten den Kolben des 38ers. Ich war bereit, die Waffe zu ziehen, aber vorerst blieb ich regungslos stehen.
    Doch jetzt war alles wieder still.
    Nur ein Geräusch zerhackte noch die unheimliche Stille. Es mußte vom nächsten Pier herüberkommen. Krachend polterte eine Reihe offenbar leerer Güterwaggons aufeinander. Das mißtönende Pfeifen der Hafenlokomotive war gewissermaßen der Schlußpunkt.
    »He, Partner«, rief ich noch einmal in die Dunkelheit, »mir reicht es jetzt. Ich gehe einen Whisky trinken. Wenn du mich nochmal sehen willst, komm in die Kneipe an der Ecke Fletcher Street!«
    Ich marschierte los, erreichte das Tor, sprang von der Rampe und ging auf meinen auf vergammelt zurechtfrisierten Wagen zu. Er stand noch so da, wie ich ihn verlassen hatte.
    Mißmutig klemmte ich mich wieder hinter das Steuer, startete den Motor, zündete mir eine Zigarette an, kurbelte das Fenster hoch und ließ den Wagen
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