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Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig

Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig

Titel: Jerry Cotton - 0573 - Ich stuerzte den Gangster-Koenig
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meiner Ladentür schepperte. Ein mittelgroßer, breitgebauter Mann, in der strenggeschnittenen Kluft eines herrschaftlichen Chauffeurs und mit einer Schirmmütze auf dem Kopf, kam herein. Das verbeulte Gesicht zeigte die Spuren vieler Ringschlachten. Der Mann mußte eine lange Boxerlaufbahn hinter sich haben. Jetzt war er fett geworden, aber er bewegte sich kraftvoll und schien noch immer einiges vom rauhen Handwerk zu verstehen.
    Dennis Glover wich ihm aus, als er auf die Theke zumarschierte. Bei meinem Anblick kniff er die Augen zusammen. »Wo ist Padman?« knurrte er.
    »Keine Ahnung, Smith. Ich kaufte ihm den Laden ab, und er machte sich sofort aus dem Staube.«
    »Die Bonbons für Mr. King«, grunzte er.
    »Ich kenne die Gewohnheiten meiner Kunden noch nicht. Welche Sorte bevorzugt Mr. King?«
    »Diese!« Er wies auf die Packungen, die vor kaum einer halben Stunde mit der Post gekommen waren.
    Ich griff danach. »Die dritte Packung!« kommandierte Smith. Ich gehorchte, holte sie aus dem Regal und legte sie auf die Theke. Bevor ich sie öffnen konnte, legte er die schweren Hände darauf. »Mr. King kauft immer die ganze Packung.« Er legte einen Zehndollarschein auf den Tisch, klemmte den Karton unter den Arm und ging hinaus. Ich überholte ihn und hielt ihm die Tür offen. Er würdigte mich keines Blickes. Er stieg in den Rolls, legte die Packung auf den Beil'ahrersitz und fuhr an. Der Wagen setzte sich so lautlos in Bewegung, als würde er von Geisterkräften angeschoben. Die Vorhänge vor den Fondfenstern waren zurückgeschoben. Niemand saß auf den hinteren Sitzen. Der Ex-Boxer steuerte das Auto die Brook Avenue hinunter.
    Dennis Glover trat neben mich. »Sie müssen ihn Mr. Smith nennen«, sagte sie. »Er legt großen Wert darauf, so angeredet zu werden.«
    »Ich hörte, daß er für Mr. King arbeitet. Wer ist Mr. King?«
    Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung auf die graue Mauer. »Der reichste Mann von Mott Haven, aber ich weiß nicht, ob jemals einer der Bewohner des Viertels ihn zu Gesicht bekommen hat. Wenn er ausfährt, sind die Vorhänge des Rolls-Royce immer geschlossen. Man sagt, daß ihm viele Häuser in der Bronx gehören und daß er alles erreichen kann, was er will.« Gedröhn von Motoren näherte sich. »Oh, das ist Scolaro mit seiner Gang«, sagte Dennis Glover, und ich spürte, daß sie sich fürchtete.
    In einer Art Formation kamen die fünf Motorradhelden die Brook Avenue hinunter. Scolaro fuhr allein an der Spitze. Im Vorbeifahren drehte er . den Kopf und sah mich an, unternahm aber nichts. Sie bogen in die nächste Querstraße ein. Das Donnern ihrer Motoren verebbte.
    »Die Burschen versuchen den Eindruck zu erwecken, sie wären gefährlich.«
    Das Mädchen sah mich erneut an. »Sie sind gefährlich«, sagte sie. »Ich weiß, daß sie einige Leute so zusammengeschlagen haben, daß sie monatelang im Krankenhaus liegen mußten, und die Leute erzählen, daß sie oft richtig Jagd auf Mädchen machen. Sie hausen alle zusammen in einem halbverfallenen Gebäude unten am Fluß. Niemand wagt sich in die Nähe des Hauses.«
    »Wovon leben sie?«
    »Ich weiß es nicht. Vermutlich stehlen sie oder zwingen die Kaufleute im Viertel, ihnen zu geben, was sie brauchen.« Sie sah mich von der Seite an. »Hoffentlich bleiben Sie verschont, aber ich glaube, Scolaro macht sich nicht viel aus Süßigkeiten.«
    Sie reichte mir die Hand. »Ich muß jetzt gehen.«
    Ein Mann kam die Straße herauf. Er strich eng an den Häuserwänden entlang. In der linken Hand trug er einen Stock, mit dem er in großen Abständen auf das Pflaster tappte. Eine dunkle Brille verdeckte seine Augen. Ich hielt ihn für einen Blinden, aber er blieb vor uns stehen, und er stieß den Kopf vor, als wolle er mir aus größerer Nähe ins Gesicht sehen. »Wo ist der alte Paddy?« fragte er mit krächzender, heiserer Stimme.
    »Hallo, Mr. Gifford«, sagte das Mädchen. Er ruckte mit dem Kopf in ihre Richtung. »Ah, Sie sind es, Dennis.« Es blieb unklar, ob er sie sah oder sie nur an der Stimme erkannte.
    »Paddy hat sein Geschäft an Mr. Walsh verkauft.«
    Die ruckartige Art, in- der der Mann seinen Kopf bewegte, erinnerte an einen Raubvogel, der seine Beute ins Auge faßt. Er mochte sechzig Jahre oder darüber sein. Sein Anzug war verschlissen, schmutzig und schlotterte um seine mageren Glieder. Einer seiner Schuhe war mit einem Bindfaden zugeschnürt. Ein verbeulter Schlapphut bedeckte seinen Schädel.
    »Hören Sie, mein Junge!«
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