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Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen

Titel: Jerry Cotton - 0560 - Den Tod auf Flaschen gezogen
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Stahlleitern versehen waren, die bis knapp unter das leicht geschrägte Dach reichten.
    Ich trat einige Schritte zurück und sah, daß auf dem Dach in regelmäßigen Abständen Oberlichter angebracht waren. Die meisten davon waren offen. Ich zögerte keine Sekunde und kletterte ebenso rasch wie lautlos an einer der Leitern hoch. Aus dem Halleninneren ertönten jetzt metallische Geräusche. Ein kurzes Fluchen wurde laut. »Welcher Idiot hat bloß die Dinger so fest angezogen?«
    »Anfänger, laß mich mal versuchen!« Prusten, Lachen, weitere metallische Geräusche. Es hörte sich an, als versuche jemand, einen Schraubverschluß zu lösen.
    Obwohl die Männer in ihre Arbeit vertieft zu sein schienen, kam es für mich darauf an, möglichst vorsichtig zu Werke zu gehen, um auf dem Dach keine Geräusche zu verursachen. Ich streifte rasch das Jackett und die Schuhe ab. Dann zog ich mich auf dem Dachfirst in die Höhe. Ich verzog das Gesicht, als ich flach auf dem schrägen Dach lag und mit meinem Gürtelschloß ein hartes, schabendes Geräusch verursachte.
    »He, was war denn das?« fragte einer der Männer.
    »Weitermachen!« drängte ein anderer. »Du hörst wohl Gespenster, was? Du willst dich bloß drücken. Jetzt kannst du zeigen, ob du Mumm in den Knochen hast.«
    Ich drehte mich vorsichtig auf die Seite und schob mich dann Inch um Inch auf das offene Oberlicht zu, das mir am nächsten war. Kurz darauf blickte ich von oben herab in die Halle.
    Die drei Männer waren genau unter mir. Genau wie ich hatten sie die Jacketts abgestreift. Zwei von ihnen trugen Schulterhalfter mit Pistolen. Nur Milt Shendricks war unbewaffnet. Er war übrigens der einzige, den ich kannte. Die anderen Männer sah ich zum erstenmal. Einer von ihnen war klein, beinahe grazil, ein dunkler Eintänzertyp, der andere hatte eine füllige Taille und breite Schultern, er machte einen kompakten und sehr kräftigen Eindruck.
    Im Augenblick mühte sich der kompakte Bursche damit ab, die Schrauben eines Kesselverschlusses zu lösen. Der Verschluß lag in einer Vertiefung; die eiserne Abdeckplatte hatten die Männer zur Seite geschoben.
    Der Cadillac parkte nur wenige Schritte von den Männern entfernt im Mittelgang der Halle. Zu beiden Seiten des Ganges befand sich eine größere Anzahl von Hebebühnen und Abschmiergruben; einige von ihnen waren leer, andere waren mit Reparaturfahrzeugen besetzt.
    Ich beobachtete, wie der Muskelmann die Schrauben löste, eine nach der anderen. Insgesamt waren es acht. »Den Rest könnt ihr erledigen«, meinte er dann keuchend und warf den Schraubenschlüssel zur Seite. Milt grinste den Tänzertyp an. »Na, wie wäre es, Kleiner? Das wirst du doch wohl schaffen?«
    Der Kleine hob den Deckel ab und drehte den Kopf zur Seite. »Brr!« machte er. Ich konnte nicht sehen, was sich in dem Kessel befand, aber ich vermutete, daß es der Behälter war, in dem die Abfallöle gesammelt wurden. Ich wußte noch immer nicht, was diese nächtliche Aktion für einen Sinn hatte, aber mir dämmerte, welche Absichten sich damit verbanden.
    In dem Altöltank konnte man leicht etwas verschwinden lassen. Einen Metallkanister zum Beispiel — mit Banknoten, die im Augenblick noch als heiß galten und mit deren Umlauf man warten mußte. Oder einen Menschen, den die Polizei nicht finden durfte…
    Die Männer richteten sich auf und gingen zu dem Cadillac. Sie öffneten den Kofferraum und hoben etwas heraus. Mein Herzschlag stockte, als ich sah, was es war.
    Sie hatten einen Menschen wie ein Paket in eine braune Wolldecke geschnürt und trugen ihn zu der Kesselöffnung.
    War er bereits tot? In dem Bündel regte sich nichts. Ich fragte mich, ob man unter der Decke überhaupt atmen konnte. Ich erkannte nur die Umrisse des Unglücklichen.
    »Steve!« flüsterte ich.
    Ich biß die Zähne aufeinander, bis sie schmerzten.
    Langsam zog ich den Smith and Wes-.son aus der Schulterhalfter. Meine Bewegungen erfolgten mechanisch und traumhaft sicher. Es war fast so, als würden sie von einer fremden Kommandozentrale gesteuert. Ich sah nur das wehrlose Bündel Mensch und fragte mich, ob es tatsächlich Steve war.
    Steve Dillaggio! Ein Mann, der stets aufrichtig, hilfsbereit und gerecht war, ein kluger, zuverlässiger und intelligenter Kollege, ein Diener des Rechts und der Gerechtigkeit.
    In diesem Augenblick war es mir beinahe unmöglich, kühl und sachlich zu bleiben und nicht dem Haß zu verfallen.
    Nein, keinen Haß!
    Haß trübt das Urteilsvermögen und
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