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Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod

Titel: Jerry Cotton - 0557 - Per Express in den Tod
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glimmten. Einer von ihnen hob den Kopf, starrte mich aus verquollenen Augen an und ließ sich dann wieder zurücksinken.
    Ich gelangte in den Teil des Gebäudes, der früher als Lager gedient hatte. Nur durch einige Lüftungsöffnungen fiel Licht in die weiten Räume. Irgendwann stieß ich auf eine Treppe, die ein halbes Dutzend Stufen hinunter zu einem Anbau führte. Einige Fenster, in denen das Glas fehlte, waren mit Pappe und Sperrholz zugenagelt. Eine Holztür, die schief in den Angeln hing, aber sonst durchaus funktionstüchtig aussah, bremste mich. Nach links zweigte ein Gang ab, der in einen großen Raum mit weiten torlosen Öffnungen mündete. Offensichtlich hatte dieser Teil der Anlage als Garage gedient. Die Toröffnungen führten auf der einen Seite in den Innenhof auf der Rückseite des Lagerhauses, auf der anderen direkt zum Ufer des Potomac. Früher mochten hier Boote angelegt haben, denn ich sah eine kleine halb zerfallene Mole.
    Ich ging auf den Innenhof, suchte eine Lücke in der Mauer, setzte den Fuß hinein und schwang mich aufs Dach der Garage. Von hier aus konnte ich zwei Fenster erreichen, die zu dem Teil des verwinkelten und verzweigten Baus gehören mußten, der verschlossen war.
    Ich wurde vom Innenhof her angerufen. »Der Klub ist noch geschlossen!«
    Unten stand John Holgren, neben ihm ein junger Neger. Holgren gab dem Neger einen Wink, und der Junge half ihm, auf das Dach zu gelangen. Er selbst schwang sich mit der Geschmeidigkeit seiner vier- oder fünfundzwanzig Jahre hinauf.
    Holgren musterte mich finster. »Warum schleichen Sie hier herum, Mann?«
    »Neugier«, antwortete ich lakonisch. »Geht es Sie etwas an?«
    »Mein Klub liegt in diesem Bau.«
    Ich richtete den Daumen nach unten. »Im Keller! Hier befinden wir uns auf dem Dach.«
    Ich machte eine Kopfbewegung zu den vernagelten Fenstern. »Wer haust hier?«
    »Keine Ahnung! Sehen Sie doch nach! Vielleicht hat sich ein Tramp mit Sinn für Häuslichkeit ein Winterquartier hergerichtet.«
    Ich zuckte die Achseln. »Sie überschätzen meine Neugier!«
    Er ging an mir vorbei. Mit zwei, drei Tritten trat er die Pappe aus einem Fensterflügel. Licht fiel in den quadratischen Raum. Er sah nicht viel besser aus als alle anderen, aber ein Tisch und zwei Stühle standen darin. Von der Decke baumelte eine kahle Lampe. Holgren sprang noch vor mir in den Raum. Er blickte sich um. »Winterquartier eines Tramps, wie ich vermutete!«
    »Ein Tramp mit Telefonanschluß!« Ich wies auf den Apparat, der auf dem Tisch stand. Ich ging hin und nahm den Hörer ab. »Funktioniert«, stellte ich fest. »Hören Sie selbst!« Ich hielt Holgren den Hörer hin, aus dem deutlich das Summen des Freizeichens ertönte.
    »Kann man herausfinden, wem dieser Anschluß gehört?«
    »Wissen Sie es nicht?« fragte ich. »Nein, aber ich möchte es verdammt gern erfahren.« Erregt nagte er an seiner Unterlippe.
    »Warum?«
    »Würden Sie es nicht wissen wollen?« Er wies mit dem Daumen nach unten. »Dort liegt mein Klub.«
    Ich wählte die Nummer der Auskunft. »Können Sie feststellen, von welchem Apparat aus ich anrufe?« fragte ich, als ein Mädchen sich meldete.
    Das Mädchen empörte sich. »Wissen Sie nicht, von wo aus Sie telefonieren?«
    »Nicht die Nummer und nicht den Namen des Telefonbesitzers.«
    »Bleiben Sie in der Leitung. Ich werde es überprüfen lassen.«
    Ich klemmte den Hörer zwischen Ohr und Schulter, fischte eine Zigarettenpackung aus der Tasche und zündete eine Zigarette an. »Das dauert eine Weile«, sagte ich zu Holgren, der gespannt neben mir stand.
    »Hören Sie noch?« quäkte das Telefongirl nach vollen zehn Minuten. »Sie benutzen den Anschluß Potomac 6-4242. Der Anschluß läuft auf den Namen Washington Trade Inc.«
    »Großartig! Und die Gebühren werden bezahlt?«
    »Darüber kann ich keine Auskunft erteilen. Dazu müssen Sie die Verrechnungsstelle anrufen.«
    »Washington Trade Inc.«, sagte ich zu Holgren. »Kennen Sie die Firma?«
    »Nie gehört!«
    »Sie haben nicht gemerkt, daß irgend jemand über Ihrem Kopf Handel irgendwelcher Art treibt?«
    Er kniff die rotgeränderten Augen zusammen. »Nein«, knurrte er, »aber vielleicht fragen Sie ihn, wenn er kommt.« Er zeigte auf den Stuhl. »Machen Sie es sich bequem.«
    »Ich fürchte, ich würde vergeblich warten.« An Holgren vorbei verließ ich den Raum durch das Fenster. Er folgte mir, und er und der Neger blieben auch dicht auf meinen Fersen, als ich vom Dach hinuntersprang. Noch
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