Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett

Titel: Jerry Cotton - 0556 - Das Revolver-Quintett
Autoren:
Vom Netzwerk:
vom Lift aufwärts befördern. Als G-man kann man in all den Jahren so allerlei Unfug und Ungereimtes erleben. Aber daß Gangster einiges riskierten, nur damit ich in meiner Wohnung blieb, das war entschieden das Verrückteste von allem vorangegangenen Verrückten.
    Ich suchte das Fernglas und ging ins Schlafzimmer, wo ich das Licht ausgeschaltet ließ. Schon nach dem ersten Blick wußte ich, daß ich mich verrechnet hatte. Ich konnte nichts Genaues erkennen.
    Ich probierte es bei den erleuchteten Fenstern in den gegenüberliegenden Häusern. Eine Familie vertrieb sich die Zeit mit irgendeinem Gesellschaftsspiel. In einem anderen Zimmer lief ein — oha! — also ein wirklich gut gewachsenes Mädchen nur mit dem Allernötigsten bekleidet umher. Ich rief mir meine gute Erziehung ins Gedächtnis zurück, sagte mir: Jerry, so etwas tut man nicht. Und nahm Abschied von dem erfreulichen Anblick, um mich einem dritten Fenster zuzuwenden. Dahinter waren ein paar Möbel zu erkennen und sonst nichts. Ich gab es auf. Wenn der Schütze überhaupt in einem der Häuser war, so befand er sich garantiert in einem unbeleuchteten Zimmer.
    An meiner Wohnungstür klingelte es. Ich ging hinaus und öffnete. Drei etwas atemlose Cops drängten sich vor der Tür zusammen und wollten gleichzeitig herein. Der vorderste war ein ergrauter Sergeant mit einem wind- und wettergegerbten Gesicht, die anderen beiden waren jüngere Semester.
    »Hallo, hallo«, sagte ich. »Ich komme mit hinunter. Wir müssen auf die andere Straßenseite und dort einen Burschen finden, der mit einem Gewehr auf mich geschossen hat, als ich vor zehn Minuten die Nase zur Tür hinaussteckte.«
    Ich wollte schon die Tür hinter mir zuziehen, als das Telefon klingelte.
    »Augenblick mal«, sagte ich. »Warten Sie!«
    Ich hastete zurück ins Wohnzimmer und nahm den Hörer. Es war die verstellte Stimme von vorhin. Der Witzbold, der mir hatte einreden wollen, daß ich morgen wegen einer Grippe nicht zum Dienst gehen könnte. Nur fand ich ihn jetzt — nach dem Schuß — nicht mehr so ganz witzig.
    »Freundchen«, sagte ich zur Eröffnung, kaum daß er etwas gegrunzt hatte, »jetzt halten Sie mal die Luft an. Vor ein paar Minuten hat jemand auf der Straße auf mich geschossen.«
    »Kein Wunder! Ich habe Ihnen ja gesagt, daß Sie bis morgen abend schön in Ihrer Bude bleiben sollen!«
    »Na, da werden wir aber gleich Spaß miteinander kriegen«, versprach ich ihm. »In meinem Mietvertrag steht kein Sterbenswörtchen davon, daß ich meine Wohnung nicht verlassen darf. Bleiben Sie schön, wo Sie sind, Freundchen, wir werden uns ziemlich schnell begegnen.«
    »Das Vergnügen könnten Sie durchaus haben. Nur würde es jemand bitter bezahlen müssen, der doch eigentlich nichts für Ihre Großkotzigkeit kann, G-man.«
    »Sie reden wie die Parteichinesen in Peking, Freundchen. Man weiß, daß sie sinnvolle Wörter gebrauchen, nur man versteht ihre Sätze trotzdem nicht.«
    »Sie werden mich gleich verstehen, G-man. Schon mal den Namen Hiller gehört?«
    Ich stutzte. Und ich schwieg.
    »Na, was ist?« grunzte die undeutliche Stimme. »Mrs. Hiller und ihr Söhnchen befinden sich im Augenblick in unserer Gesellschaft. Sie werden doch bestimmt nicht wollen, G-man, daß einer so netten Frau mit einem so aufgeweckten Jungen irgend etwas zustößt, nicht wahr?«
    Ich holte tief Luft.
    »Lassen Sie mich mit Mrs. Hiller sprechen. Sonst glaube ich Ihnen kein Wort!«
    »Augenblick!«
    In dem Hörer war ein entferntes Poltern zu vernehmen. Dann hörte ich die gedämpfte Stimme von Mrs. Hiller. Und ich kannte sie zu lange und zu gut, als daß der Anrufer mich mit einer nur nachgeahmten Stimme hätten hereinlegen können. Es war die Stimme von Mrs. Hiller, daran gab es keinen Zweifei. Freilich konnte sie nur ein paar Worte sagen. Es hörte sich an wie der Anfang einer Entschuldigung dafür, daß sie an diesem Tage bei mir nicht hatte aufräumen und meine gewünschten Einkäufe nicht hatte erledigen können. Noch bevor sie den Satz zu Ende gebracht hatte, nahm man ihr den Hörer wieder ab, und die Männerstimme meldete sich wieder.
    »Sind Sie jetzt überzeugt, G-man?«
    »Sie müssen verrückt sein«, sagte ich hart. »Damit kommen Sie nicht durch! Was versprechen Sie sich überhaupt davon? Mrs. Hiller ist Witwe. Ich selbst habe kein Vermögen…«
    »Ihr Geld interessiert uns nicht«, brummte der Kerl, indem er mich unterbrach. »Sie sollen nur schön in Ihrer Wohnung bleiben. Bis morgen abend.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher