Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord

Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord

Titel: Jerry Cotton - 0548 - Bei Rotlicht Mord
Autoren:
Vom Netzwerk:
Sie erschien mir bodenlos.
    »Festhalten!« brüllte mir der Sergeant in die Ohren. »Festhalten und fallen lassen! Los!«
    Jetzt kam es darauf an. Festhalten und fallen lassen. Paradox, dachte ich. Wenn du dich nicht richtig festhältst, rutscht dir die Stange aus den Händen und dann…
    Los, Jerry, sagte ich mir. Los! Feigling!
    Ich ließ mich aus dem Hubschrauber hinausrutschen. Sssst — ab ging die Reise. Nach unten. Unendlich tief.
    Nein. Gar nicht tief. Nur knapp zwei Yard. Dann gab es einen Ruck in meinen Schulterblättern. Ich hing an der Trapezstange.
    »Hallo!« brüllte ich in mein Mikrophon. »An alle! Besondere Vorkommnisse? Sonst keine Antwort!«
    Ich lauschte. Der Lautsprecher blieb still. Also alles in Ordnung.
    Das Dach der Grant Houses kam mir entgegen. Da war auch das Fenster des Jimmy Booster, der vermutlich immer noch in seinem Drehsessel saß und vergeblich versuchte, ein Drehwurm zu werden.
    Phil war über mir — Phil, dieser unmögliche Mensch! Jetzt wußte ich immer noch nicht, was es mit seinem Bericht von gestern auf sich hatte; mit dem Mann, den es nicht gab und den…
    Das Dach! Ich mußte anfangen zu pendeln. Nicht zu wenig, nicht zu viel. Nur, um genügend Schwung zu haben.
    Fast hatte ich die Dachkante erreicht. Mein Schwung reichte aber noch nicht. Ich pendelte zurück und gab mir mehr Schwung. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß meine Arme gleich allein an der Stange hängenbleiben mußten, während mein Rest irgendwo an der Hauswand zerschellen würde.
    Zwanzigstes Stockwerk.
    Noch ein Schwung hin, einer zurück. Und beim nächsten Schwung auf die Hauswand zu mußte ich loslassen, durch die Luft fliegen und…
    »Weiter, Cotton!« plärrte der Lautsprecher in meinem Helm. »Booster dreht sich immer noch. Der Hubschrauberlärm scheint ihn nicht zu stören. Jedenfalls reagiert er, soweit wir beobachten können, nicht darauf.«
    Das war eine Beruhigung. Wenn Booster etwas merken würde, genügte ein Schuß. Ich hatte die Gewißheit, daß inzwischen einige Kollegen an gegenüberliegenden Fenstern mit Zielfernrohr-Gewehren standen. Sie würden Booster keine Gelegenheit zu einem gezielten Schuß auf mich lassen, wenn er ans Fenster käme. Andererseits aber konnte er aus der Drehung seines Sessels heraus schießen. Dann mußte ich den kürzeren ziehen.
    Ich pendelte auf die Hauswand zu.
    Mit — wie mir schien —rasender Geschwindigkeit kam sie näher. Nein, das war nicht die Hauswand, das war Boosters Fenster. Jetzt konnte ich den Gangster auch sehen. Er drehte sich wie ein Brummkreisel. Eine Armlänge von ihm entfernt lag eine Schußwaffe.
    Ich flog auf das Fenster zu. Jetzt mußte sich alles entscheiden.
    Ich ließ die Stange los und — krachend zersplitterte das Fenster. Wie ein Geschoß sauste ich in Boosters Zimmer, krachte mit dem Fuß gegen einen harten Gegenstand und landete schließlich auf dem Fußboden des Raumes. Mit einer Fallschirmjägerrolle vollendete ich meine Landung. Noch während ich mich bemühte, blitzschnell auf die Beine zu kommen, riß ich mir den Helm und die Fechtmaske vom Gesicht.
    Einen Sekundenbruchteil brauchte ich, um mich zurechtzufinden.
    Diesen Moment benutzte Booster.
    Als ich ihn sah, drehte er sich nicht mehr. Er stand, und in der Rechten hielt er eine Schußwaffe, mit aufgeschraublem Schalldämpfer.
    »Hallo, Cotton!« sagte er.
    »Was soll der Schalldämpfer?« fragte ich. »Hunderte von Zeugen sehen und hören uns…«
    Jetzt erst merkte ich, daß es hinter mir furchtbar pfiff und jaulte. Doch im gleichen Moment, als es mir bewußt wurde, hörte es auf. Der Störsender war ausgeschaltet worden.
    »Ich weiß«, antwortete Booster lächelnd. »Trotzdem bevorzuge ich Schalldämpfer. Ich hasse es, wenn Schüsse krachen.«
    »Du hättest dir einen anderen Beruf aussuchen müssen!« gab ich ihm kühl zurück.
    »Du auch, Cotton«, zischte er. Sein Gesicht verzog sich zu einem breiten Grinsen. »Gut!« sagte er genießerisch. »Wirklich, sehr gut. Das freut mich!«
    »Was?« fragte ich verdutzt.
    »Hast du noch nicht gemerkt, daß du blutest? Ich nehme an, du hast dir beim Sprung durchs Fenster die Pulsadern aufgeschnitten. Das ist schön. Dann brauche ich keinen Finger krumm zu machen. Trotzdem wirst du bei mir sterben. Verbluten! Niemand kann mir diesen Mord anhängen!«
    »Paß auf«, riet ich, »das ist unterlassene Hilfeleistung. Also auch strafbar Das kann, wenn deshalb ein Mensch ums Leben gekommen ist, sogar sehr teuer werden.«
    Jimmy
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher