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Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3

Titel: Jerry Cotton - 0539 - Die Tochter des Spions 3 of 3
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etliche Haare versengt.«
    Mein Freund pfiff durch die Zähne. »Donnerwetter, das hört sich ja ganz anders an. Ich denke, der Kidnapper hat quer über den Wagen auf Herold geschossen.«
    »Das behauptet er.«
    »Aber so, wie die Wunde aussieht — das könnte bedeuten, er hat sie sich selbst beigebracht oder auf kürzeste Entfernung vorsichtig beibringen lassen. Aber warum?«
    »Um nicht in den Verdacht zu kommen«, sagte ich, »daß er an der Entführung beteiligt ist.«
    ***
    21 Uhr. Blaue Nacht über Long Key. Ungezählte Diamanten glitzerten am Himmel. Ein dunstiger Mond hing über dem Golf von Mexiko. Weit draußen schaukelten die Positionslichter der Jachten.
    Langsam ließ ich den Ford auf dem Internats-Parkplatz ausrollen. Ich stellte mein Vehikel neben einen weißen Cadillac. Am Nachmittag war er noch nicht hier gewesen.
    Als ich durch das Portal in die Halle ging, kamen mir zwei Männer entgegen. Allan Fletch mit hochrotem Gesicht, verkniffenem Mund und der Haltung eines geprügelten Hundes. Neben ihm schritt ein Riese in weißseidenem 500-Dollar-Anzug. Man brauchte mir nicht zu sagen, wer der Mann war. Die Ähnlichkeit zwischen James Herold und diesem grauköpfigen Riesen war so stark, daß es keinen Zweifel gab. Der alte Herold war gekommen.
    Schweigend gingen sie an mir vorbei. Roswell Herold schenkte mir soviel Aufmerksamkeit wie einem Straßenköter. Das flächige Gesicht war grob geschnitten, wie mit einer Axt aus Eisenholz gehauen. Er mußte Mitte Fünfzig sein. Aber er trug nur Muskeln spazieren, und sein Gang war leichtfüßig wie der eines trainierten Zwanzigjährigen.
    Ich blieb vor einem Schaukasten stehen und gab mir den Anschein, als studiere ich den Inhalt. Fletch riß für seinen Gast das Portal auf. Ich hörte eine knarrende, hackende Stimme. Sie sagte: »Ich mache Sie für alles verantwortlich. Denken Sie daran! Sie werden von mir hören.«
    Dann glitt die schwere Tür schnappend ins Schloß. Ich fühlte den kühlen Luftzug im Genick, spürte den kalten Schweiß im Kragen meines mehrmals durchgeweichten Hemdes. Fletch kam zurück. Tatsächlich, seine Unterlippe zitterte. Er starrte mich an, und ich hoffte inständig, er würde wenigstens nicht in Tränen ausbrechen.
    »Das war der alte Herold.«
    Ich nickte.
    »Er gibt mir die Schuld«, jammerte der Internatsleiter mit weinerlicher Stimme.
    Ich sagte nichts.
    »Er macht mich für alles verantwortlich. Ich hätte auf seinen Bengel aufpassen sollen. Wenn ihm was passiert, wenn ihn der Kidnapper umlegt, dann — dann will mich der alte Herold fertigmachen. Und so wahr ich hier stehe — ich weiß, daß er es schafft.«
    »Abwarten«, beruhigte ich Mr. Fletch.
    Draußen summte leise und butterweich ein Sechs-Liter-Motor.
    »Bis später«, sagte ich. Allan Fletch holte mit zitternden Händen eine Packung Zigaretten aus der Tasche. Er wollte mir eine anbieten, aber ich war schon an der Tür.
    Wie ein Schlachtschiff, lautlos und wuchtig, glitt der Cadillac vom Platz und rollte in Richtung Palmenhain. Sekunden später saß ich in meinem fahrbaren Schrotthaufen. Ich hakte den Blick an die roten Schlußleuchten, wartete noch einen Moment, schaltete dann Standlicht ein und fuhr langsam hinterher. Ich war ganz sicher, daß bald irgend etwas Entscheidendes passieren würde.
    Roswell Herold — Großindustrieller, Exkommunist, derzeitiger Rechtsradikaler und Millionär mit leicht angeschmutzter Weste — fuhr hinüber nach Petersburg. Aber er rollte nicht in die Stadt, sondern hinunter zum Jachthafen.
    St. Petersburg besitzt einen großen Jachthafen. Die Uferstraße, die unmittelbar hinter dem Kai entlangführt, ist breit wie ein Platz. Auf der landeinwärts gelegenen Seite parkten die Fahrzeuge der Schiffseigner. Ich sah viele Luxusmodelle.
    Herold stellte seinen Schlitten in die Reihe, während ich in erheblicher Entfernung stoppte. Ich beobachtete den Riesen, als er die Straße überquerte, den Kai erreichte und auf einen Seekreuzer zusteuerte. Es war mit Abstand der größte Kahn, der hier vor Anker lag. Ich sah außerdem Drachenboote, Starboote und einen Flying-Dutchman.
    Herold marschierte über den Steg. Jetzt stand er auf den Planken der Jacht. Sie schaukelte leicht in der Dünung. Ich wartete, bis Herold zwischen den Decksaufbauten verschwunden war. Dann fuhr ich langsam näher.
    Die Straße war wie leergefegt. Aber in den angrenzenden Häusern brannte Licht. In einem Bungalow schien eine Party im Gange zu sein. Musikfetzen wehten herüber.
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