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Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an

Titel: Jerry Cotton - 0516 - Der Satan nimmt kein Trinkgeld an
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drücken. Wortlos wandte ich mich um und beugte mich zu Ling Wang Cole hinunter.
    Sie preßte ihre Hände gegen die Brust und lächelte schwach.
    »Danke, G-man«, sagte sie leise. »Sie haben sich mächtig für mich eingesetzt. Schade!«
    »Was ist schade?«
    »Jetzt, wo es zu Ende geht, merke ich erst, was es bedeutet hätte, richtig zu leben.«
    »Nichts geht zu Ende«, behauptete ich, obwohl ihre Schußverletzung etwas anderes vermuten ließ.
    Sie winkte schwach ab.
    »Ich bin zu lange in der Unterwelt gewesen, um nicht zu wissen, welcher Schuß tödlich wirkt. Ich weiß genau, daß es innere Verletzungen sind. Sie brauchen keine schönen Sprüche zu machen.«
    Ich senkte den Kopf und schwieg. Was sollte man einer Frau sagen, die selbst weiß, daß sie in wenigen Minuten sterben wird.
    »Sie glauben gar nicht, was unsere Ärzte alles fertigbringen«, begann ich erneut, aber ich merkte selbst, daß meine Worte nicht überzeugend klangen.
    Ling Wang Cole lächelte.
    Es ist schön zu wissen, daß man einen Sterbenden zum Lächeln bringen kann. Ganz gleich, was vorher gewesen war.
    Ling Wang Cole war früher sicherlich alles andere als harmlos gewesen.
    Doch jetzt, da sie starb, war sie aufrichtig und ehrlich. Unterschiede, Charaktereigenschaften und Erziehung werden in der Stunde des Todes einfach zur Seite geschoben. Da zählt nur noch der Mensch. Deswegen versuchte ich, es ihr so leicht wie möglich zu machen.
    Ling Wang Coles Kinn deutete auf den Killer, der reglos ein Stück weiter am Boden lag. »Glauben Sie nicht, Sie hätten den Fall geklärt, G-man. Es steht jemand hinter ihm. Ich weiß, daß es Ihnen nicht um die Killer geht, die die Aufträge ausgeführt haben, sondern um den, der die Verbrechen geplant hat. Sorgen Sie dafür, daß er…«
    Ich nickte. Ihre Hand streckte sich vor und suchte die meine. Als unsere Finger sich berührten, lächelte sie wieder. Gleichzeitig weiteten sich ihre Augen. Ein Zucken lief durch ihren Körper.
    Ich ließ ihre Hand sinken. Meine Rechte streifte über ihre Augen und drückte sie zu. Ling Wang Cole war tot.
    ***
    Lieutenant Miller brachte mir die Ausweispapiere des toten Killers.
    »James Barring heißt der Mann«, sagte er leise. »Was wollen Sie jetzt machen, Mr. Cotton?«
    »Ich werde weiterfahren. Ich habe noch eine Verabredung mit dem eigentlichen Schuldigen einer ganzen Reihe von Mordfälllen. Wollen Sie mir einen Gefallen erweisen, Miller?«
    »Selbstverständlich«, erklärte der Lieutenant bereitwillig.
    »Geben Sie bitte einen genauen Bericht über alles, was sich hier abgespielt hat, meiner Dienststelle in New York durch. Man braucht dort dringend Ihre Aussage. Sie können damit vielleicht einen unschuldigen G-man von dem Todesstuhl herunterholen.«
    Miller nickte. »Ich kenne den Fall. Sie können sich auf meinen ausführlichen Bericht verlassen. Sie meinen doch Steve Dillaggio, nicht wahr?«
    Ich nickte und beugte mich zu dem toten Killer hinab. Ich mußte ihm meine Dienstwaffe aus der Hand nehmen. Jene Pistole, die noch vor wenigen Minuten todbringend auf mich gerichtet gewesen war. Im Buick fand ich die Straßenkarte des Mannes.
    Ein rotes Kreuz auf dem farbigen Papier zeigte mir die Stelle, an der dieser Fall so oder so sein Ende finden würde. Bevor ich startete, warf ich noch einen Blick auf Ling Wang Cole.
    Im Tod wirkte ihr Gesicht entspannt. Vielleicht hatte sie nun die Ruhe, nach der sie Zeit ihres Lebens vergeblich gesucht hatte.
    Ich drehte den Schlüssel im Zündschloß, brachte die Buick-Limousine wieder richtig auf die Fahrbahn und rauschte los.
    Im Rückspiegel des Wagens sah ich noch die beiden Toten.
    ***
    Ich war schon eine ganze Weile gefahren und kam meinem Ziel zusehends näher, als ich im Rückspiegel sah, wie sich langsam ein verbeulter altersschwacher Packard näher schob. Die beiden Burschen im Wagen machten einen verwegenen Eindruck. Ihre Gesichter konnte ich nicht erkennen. Wahrscheinlich waren es Steinbrucharbeiter, die in der Nähe ihre Hütte hatten.
    Es mochten noch ungefähr zwei Meilen bis zu dem Punkt auf der Landkarte sein, an dem der tote Killer ein Kreuz eingezeichnet hatte. Die holprige Straße verlief in Serpentinen. Ab und zu tauchte am Abgrund ein mit Wasser gefülltes Baggerloch auf. In diesem Teil der Brüche wurde das Gestein nicht mehr abgebaut, und im Laufe der Jahre hatten sich erhebliche Mengen Grundwasser in den tiefen Sprenglöchern gesammelt.
    Mit Schwung nahm ich die nächste Kurve. Der Packard, der mich
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