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Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben

Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben

Titel: Jerry Cotton - 0505 - Flirt mit dem Verderben
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werden ihm nicht glauben«, lächelte Alvarez. »Du weißt, was es mit dieser Telefonnummer auf sich hat. Sie werden auf einen Trödlerladen stoßen, in dem ein alter Mann mühselig seine Tage fristet und von nichts etwas weiß. Vielleicht nehmen sie ihn mit und denken, er wäre Alvarez…«
    Der Gedanke daran erheiterte ihn so, daß er sich klatschend auf die Schenkel schlug.
    Mary Gotham konnte nicht mitlachen. »Verdammt, sie können die Querverbindung der Leitungen verfolgen, und dann kommen sie…«
    Wieder machte Alvarez eine wegwerfende Handbewegung. »Weißt du, wie dick ein Erdkabelstrang ist? Hast du schon einmal in einen Verteilerkasten geschaut? Es ist unmöglich, uns zu finden.«
    »Was ist, wenn der alte Mann im Trödlerladen redet?« fragte die Mörderin weiter.
    »Er weiß nichts. Er weiß nur, daß er jeden Monat einen Haufen Geld dafür bekommt, daß sein Telefon nicht einrostet. Nein, Darling, niemand kennt den großen Alvarez. Niemand!«
    Wieder lachte er amüsiert. »Sogar New Yorks Unterwelt zittert jetzt schon, wenn sie meinen Namen hört. Sie glauben es mir, daß ich der Mächtigste bin, obwohl ich erst am Anfang stehe. Eines Tages werden sie alle mir gehören, weil ich es will. Bis jetzt sind es nur ein paar verkrachte Gangster, die für mich arbeiten. Aber eines Tages werden auch die größten Bosse froh sein, wenn sie Mitglied meines Syndikats werden dürfen.«
    Er stand auf und ging um seinen luxuriösen Schreibtisch herum. Ganz dicht vor der Frau blieb er stehen.
    Er spielt nicht nur den Größenwahnsinnigen, dachte sie, er ist tatsächlich wahnsinnig. Er hat sich so in die Rolle hineingesteigert, daß er jetzt schon glaubt, der Herrscher über die New Yorker Unterwelt zu sein. Dabei basiert seine ganze Existenz auf einigen Kerlen, die nichts mehr zu verlieren haben. Und auf einigen Taten, bei denen sein Name fiel.
    »Ich bin ein Phantom«, flüsterte er, und sein Atem schlug ihr heiß ins Gesicht. »Laß es dir doch erzählen, von unseren Leuten, die draußen herumlaufen. Immer, wenn etwas passiert, ohne daß man den Täter findet, flüstert man von Alvarez. Ich erfahre es, wenn einem kleinen Gangster der Atem ausgeht. Ich rette ihn. Bei mir ist er sicher. Sie bringen ihre Leute mit und ihr Geld, ihre Ideen, ihre Pläne. Ich werde jeden Tag größer. Heute werde ich auch das FBI auf die Knie zwingen!«
    Mary Gotham wich einen Schritt zurück. Die Nähe des Mannes, der sich Alvarez nannte, der aber unter dem viel weniger poetischen Namen Alfred Cramery in den Fahndungsbüchern stand, war ihr unangenehm.
    »Was ist«, fragte sie, »wenn einer unserer Leute einmal in eine Razzia gerät? Wenn sie ihn identifizieren? Alle unsere Leute stehen in den Fahndungslisten! Sie dienen dir, weil sie keinen anderen Ausweg haben. Aber wenn sie gefaßt werden, wollen sie ihre Haut retten. Dann werden sie dich verraten. Und mich. Sie werden verraten, was es mit.diesem Lagerhaus auf sich hat.«
    »Nein«, sagte er überzeugt und lächelte versonnen, »niemand wird den großen Alvarez verraten…«
    Mary Gotham wußte, daß es aus war. Alvarez war nicht mehr in der Lage, die Situation sachlich zu betrachten. Sein Größenwahn steigerte sich immer weiter.
    »Wenn sie tatsächlich Sharkey und diesen Clinch laufenlassen — was passiert dann? Sie werden sie beschatten lassen. Du kannst keine Verbindung mit ihnen auf nehmen.« Sie sprach noch immer ruhig, obwohl sie innerlich eine panische Angst hatte.
    »Sharkey und Clinch interessieren mich nicht mehr«, sagte Alvarez ruhig. »Ich will nur, daß sie herauskommen. Sie werden erzählen, daß der große Alvarez sie herausgeholt hat. Die Welt soll wissen, daß mir nichts unmöglich ist!«
    Ein kalter Schauer lief über Mary Gothams Rücken.
    ***
    »Kein Zweifel«, sagte Dockerful. »Die zwei Fingerabdrücke auf dem Brief gehören diesem Alfred Cramery, der vom FBI Philadelphia seit 1958 gesucht wird. Mehrfacher Raubmörder. Seit 1962 wurde er nicht mehr gesehen. Damals tauchte er in Chicago auf. Vermutlich suchte er dort alte Freunde. Schon als 18jähriger gehörte er zu einer Gang, die in Chicago geschmuggelten Alkohol absetzte. Das war etwa 1930. Heute ist Cramery 54 Jahre alt.«
    »Für einen Gangster sehr alt«, überlegte ich laut.
    »Für einen Syndikatschef nicht zu alt«, entgegnete Dockerful, unser Printexperte.
    Ich blickte auf die drei Karteikarten, die er mir aus dem Archiv mitgebracht hatte. Zwei Karten bezogen sich auf die Abdrücke auf dem
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