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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits
Autoren: Meg Cabot
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warf ich mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür, stieß und trat mit aller Kraft dagegen. Als mir schließlich dämmerte, dass sie sich keinen Millimeter bewegen würde, nahm ich die andere Treppe, die nach oben führte. Die Tür am oberen Ende war ebenfalls verschlossen.
    Aber ich gab nicht auf. Wie ein Spürhund bei der Zollkontrolle schnüffelte ich überall auf dem Flur herum, befühlte mit meinen Fingern die Wände auf der Suche nach geheimen Durchgängen.
    Alles, was ich entdeckte, war ein luxuriös ausgestattetes Badezimmer – komplett mit im Boden versenkter Badewanne und Blick auf den hübschen Garten, in dem auch die Blumen wuchsen, die er mir ins Haar gezaubert hatte.
    Ich kletterte aus dem Badezimmerfenster, raste quer durch den Garten und versuchte, über die Mauer zu klettern. Als ich auf der Krone angekommen war, sah ich …
    Den See. Denselben See, an dessen Ufer ich eineinhalb Jahre zuvor zitternd mit dem ganzen Rest der Totenbande Schlange gestanden hatte.
    Kein Floß, kein Schiff, nichts, nur die Fähren, und die nahmen nur am gegenüberliegenden Ufer Passagiere auf, nicht an dem, an dem ich mich jetzt befand.
    Als ich – geschlagen und vernichtet, mein Kleid schmutzig und zerrissen von der Kletterpartie über die Gartenmauer – in das Zimmer mit dem Bett zurückkehrte, saß John immer noch auf dem Sofa und las. Immer noch im selben Buch.
    »Ich hoffe, du hast jetzt nicht vor«, sagte er, ohne sich die Mühe zu machen, auch nur kurz aufzublicken, »mich genauso brutal zu treten wie die beiden Türen vorhin.«
    »Doch, das werde ich«, erwiderte ich, »wenn du als Nächstes sagst: ›Pierce, entspann dich doch mal ein bisschen.‹ Wie lange hast du das hier denn schon geplant?«
    »Du weißt, es ist die einzige Möglichkeit«, antwortete er und blätterte eine Seite weiter.
    Die Tatsache, dass er meine Frage einfach ignorierte, entging mir durchaus nicht.
    »Wenn du willst, können wir später die Ställe besuchen. Ich denke, Alastor müsste mittlerweile über seine Abneigung gegen dich hinweggekommen sein.«
    Ich setzte mich neben ihn. Allmählich begriff ich, warum er jedes Mal, wenn ich ihn in den letzten eineinhalb Jahren getroffen hatte, so wild ausgesehen hatte. Mir würde es nicht anders ergehen in diesem goldenen Käfig. Es fing sogar schon an.
    »John«, sagte ich und legte ihm eine Hand auf den Arm. »Bin ich tot?«
    Er klappte das Buch zu und schaute mir vorsichtig in die Augen. »Nein, Pierce«, sagte er. »Natürlich bist du nicht tot. Ich habe dich nur deshalb hierhergebracht, weil ich dich vor den Furien beschützen wollte. Damit sie dich nicht umbringen können. Ich dachte, das hättest du inzwischen kapiert.«
    Ich war sprachlos. »Dann bin ich zu Hause auf Isla Huesos einfach … verschwunden?«
    »Ja. Das glaube ich wenigstens«, antwortete er, nachdem er kurz darüber nachgedacht hatte. »Aber eigentlich weiß ich es nicht. Ich habe noch nie ein Mädchen, das ich liebe, vor den Furien gerettet.«
    Als sich meine Augen mit Tränen füllten, blickte er mich entsetzt an.
    »Bitte, nicht weinen.«
    »Wie könnte ich denn nicht weinen?«, schluchzte ich. »Du hast gerade gesagt, dass du mich liebst .«
    »Warum sonst, glaubst du, ist all das passiert?« Er legte endlich das Buch weg und schlang seine Arme um mich. »Die Furien würden nicht versuchen, dich umzubringen, wenn ich dich nicht lieben würde.«
    »Keine Ahnung«, erwiderte ich, während die Tränen nur so von meinen Wangen tropften. Ich versuchte gar nicht mehr, sie aufzuhalten. Die meisten wurden ohnehin von seinem Hemd aufgesaugt. »Du hast nie was in der Art gesagt. Jedes Mal, wenn wir uns getroffen haben, hast du dich nur irgendwie … wild aufgeführt.«
    »Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?«, fragte er. »Wenn du ständig solche Sachen machst, wie mir Tee ins Gesicht zu schütten?«
    Ich schaute ihn durch meine Tränen hindurch wütend an.
    »Das ist überhaupt nicht komisch«, entgegnete ich. »Weißt du überhaupt, dass ich um zwei beim Auto meines Cousins sein muss, weil Kayla sonst die Polizei ruft? So haben wir es nämlich ausgemacht, und genau das wird sie auch tun! Und wer weiß, welche Lügengeschichten ihnen meine Großmutter erzählt, wenn sie nachfragen, was los ist. Wahrscheinlich wird sie behaupten, du hättest mich umgebracht und meine Leiche irgendwo im Meer versenkt. Meine Mutter wird nie darüber hinwegkommen.« Schluchzend krallte ich mich an seine Brust und konnte an
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