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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits
Autoren: Meg Cabot
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andere zu beschützen. »Mit ein bisschen mehr Übung, jetzt, da ich weiß, was hier vor sich geht, bin ich sicher, ich kann …«
    John schüttelte den Kopf.
    »Pierce«, sagte er. »Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, seit ich Jade gefunden habe. Und es gibt nur eins, das ich tun kann, um dich vor den Furien zu beschützen.«
    Ich blickte zu ihm auf, mein Herz bang vor Hoffnung. »Wirklich? Was?«
    »Ich fürchte, es wird dir nicht gefallen«, antwortete er.
    »Warum? Was ist diese Sache, die du für mich tun kannst?«
    Er drückte seine Lippen sanft auf meine Stirn und ließ sie dort.
    »Schließ die Augen«, sagte er.
    »Wozu?«, fragte ich verwirrt.
    »Tu es einfach. Ich verspreche dir, es wird nicht wehtun«, erwiderte er.
    Als mir endlich dämmerte, was er vorhatte, riss ich aus. Als er mich wieder einfing, trat ich ihn. Ich wand mich mit aller Kraft in seinem eisernen Griff und flehte ihn an.
    »John!«, schrie ich. »Nein! Tu das nicht! Nicht so ! Das ist genau das, was sie wollen! Meine Großmutter hat es mir gesagt! Bitte, ich flehe dich an …«
    Aber es war zu spät. Er war zu stark. Ich konnte ihm nicht entrinnen.
    Und natürlich musste ich irgendwann blinzeln.
    Eins.
    Zwei.
    Drei.

Nicht ward vor mir Geschaffnes angetroffen,
    Als Ewiges; und ewig daur’ auch ich.
    Ihr, die ihr eingeht, laßt hier jedes Hoffen.
    Dante Alighieri, Göttliche Komödie , Dritter Gesang
    N ichts hatte sich verändert. Die dünnen weißen Vorhänge an den eleganten Torbögen. Die Gobelins an den glatten Marmorwänden. Das Feuer im Kamin. Das Obst in den schimmernden Silberschalen auf der langen Tafel. Sogar der Himmel sah noch immer gleich aus. Rosa wie eine immerwährende Abenddämmerung.
    Und das Bett. Das Bett war natürlich auch noch da. Immer noch mit weißen Laken bezogen, einem Baldachin darüber und Platz für zwei.
    Sobald wir da waren, entließ John mich endlich aus seinem Griff.
    »Nein!«, schrie ich, nachdem ich meine Augen wieder geöffnet hatte.
    Ich konnte es nicht glauben. Konnte nicht glauben, dass ich wieder an diesem Ort war, dem Ort meiner Albträume.
    »Pierce«, sagte er mit unerträglich ruhiger Stimme. »Beruhige dich. Du weißt, es ist das Beste so.«
    Beruhige dich. Du weißt, es ist das Beste so?
    Ich hatte sogar wieder dasselbe Kleid an.
    Nun, vielleicht nicht ganz dasselbe. Aber das Gewand, in das er mich – anscheinend mit Gedankenkraft oder sowas – gesteckt hatte, sah dem verdammt ähnlich, das ich beim letzten Mal getragen hatte, als er mich hierherverfrachtet hatte. Es war lang und weiß und fließend.
    Ich hob schützend eine Hand über den Kopf und fühlte etwas Stacheliges in meinem Haar.
    »Blumen?« Angewidert riss ich sie mir vom Kopf und warf sie auf den Boden. »Bist du jetzt völlig durchgedreht? Und hör auf, mich anzuziehen! Das kann ich schon selbst.«
    »Ich dachte, es würde dir gefallen«, erwiderte er verletzt. »Du siehst sehr hübsch darin aus.«
    Mir fiel einfach keine andere Antwort ein als: »Ich werde dich umbringen!«
    John dachte kurz über meine Worte nach. »Zu spät«, ließ er mich schließlich wissen. Dann ging er zu einem der Regale an der Wand, zog ein Buch heraus, setzte sich aufs Sofa, klappte das Buch auf und begann zu lesen.
    Einfach so. Ende der Unterhaltung. Und was gibt’s später zum Abendessen?
    Nun, wenn er glaubte, das Gespräch wäre damit beendet, dann täuschte er sich. Und zwar gewaltig.
    Mit zitternden Knien stürmte ich an ihm vorbei, geradewegs durch den Torbogen, den ich auch beim letzten Mal genommen hatte, hinein in den Flur zur Freiheit.
    John versuchte nicht einmal, mich aufzuhalten. Keinen einzigen Ton gab er von sich, was mich eigentlich schon hätte stutzig machen müssen. Aber das tat es natürlich nicht. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich nämlich noch Hoffnung.
    Sie waren immer noch da … die Treppen, genau so, wie ich sie in Erinnerung hatte. Ich blickte noch einmal über die Schulter in der Erwartung, dass er irgendetwas sagen würde. Halt. Warte. Lass uns noch einmal darüber reden. Die Furien. Wie willst du mit ihnen zurechtkommen, wenn du wieder in deiner Welt bist?
    Aber er sagte nicht ein einziges Wort.
    Ich hob den Saum meines lächerlich langen Kleides und stürzte mich die Treppen hinunter, genau so, wie ich es beim letzten Mal getan hatte.
    Die Tür war verschlossen. Natürlich.
    Ich hätte wissen müssen, dass er vorgesorgt hatte. Ein zweites Mal würde er sich nicht so leicht übertölpeln lassen. Trotzdem
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