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Jenseits

Jenseits

Titel: Jenseits
Autoren: Meg Cabot
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es beschlagnahmt wurde. Da hast du dir wohl gerade einen ziemlichen Schnitzer geleistet, Oma, oder? Und weißt du, was der andere Schnitzer war? Mich zu töten.«
    In diesem Moment sah ich etwas über ihre blauen Augen huschen. Es war keine Angst. Dazu war es zu reptilienhaft.
    Es war eher so etwas wie …
    Blanker Hass.
    »Ja, ich weiß, du dachtest, ich würde nie dahinterkommen«, sprach ich weiter und versuchte immer noch, mich von ihrem Griff loszumachen. Aber sie hielt mich weiter fest, und ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Jetzt sah sie aus wie das wilde Tier, für das ich John immer gehalten hatte.
    Nur dass seine Augen mich selbst in den düstersten Momenten nie mit solchem Hass angestarrt hatten. Nicht ein einziges Mal. Sie mochten zwischenzeitlich tot ausgesehen haben, aber ich hatte nie den geringsten Zweifel gehegt, dass irgendwo in ihnen auch Leben steckte. Bei Oma war ich mir plötzlich nicht mehr so sicher.
    »Du hast mich aus dem Büro nach draußen geschickt, als ich sieben war, damit ich John über den Weg laufe. Damit ich in die Unterwelt hier auf Isla Huesos komme, wenn ich sterbe, und keine Angst vor ihm habe. Damit ich ihm hoffentlich auffalle und er mich als seine Gefährtin auswählt, so wie Hades einst Persephone, richtig?«
    Es hatte angefangen zu regnen, dicke, schwere Tropfen, die laut auf das Blechdach des Durchgangs trommelten.
    Ich ignorierte den Lärm. Meine ganze Aufmerksamkeit galt der Frau vor mir. Wenn das überhaupt das richtige Wort für sie war. Mich beschlich das Gefühl, dass dieses Wesen schon sehr lange aufgehört hatte, meine Großmutter zu sein.
    »Deshalb hast du mich an dem Tag noch gefragt, ob ich ihn mochte, und als ich gesagt habe, dass ich es nicht weiß, hast du gemeint, ich würde es schon noch merken. Gib’s zu.«
    Ich schüttelte den Kopf. Endlich hatte ich es begriffen. Auch wenn es mir immer noch schwerfiel, es zu glauben. Es war einfach zu furchtbar.
    » Du hast mir diesen Schal gestrickt, den mit den roten Fransen. Du hast ihn mir zu Weihnachten geschickt. Ich erinnere mich wieder ganz genau daran . Wie hast du es geschafft, dass er sich in meinen Beinen verfängt und ich stolpere? Woher wusstest du, dass ich ihn tragen würde, draußen am Pool, dass ich hineinfallen und ertrinken würde? Hast du auch die Vögel präpariert, den in Westport und den auf dem Friedhof? Was bist du nur für ein Mensch?! Wer bringt es denn übers Herz, seine eigene Enkelin zu ermorden?!«
    Das war der Moment, in dem sie mich schließlich losließ.
    Schwer atmend stand sie vor mir, aber nicht weil sie alt und schwach war. Sie war alles andere als das. Sie war eine Furie, und endlich zeigte sie ihr wahres Gesicht. Und das war bösartiger und beängstigender als alles, was ich mir in meinen schlimmsten Albträumen hätte vorstellen können.
    » Du ! «, zischte sie mit funkelnden Augen. »Du hast alles verdorben. Du hättest tot bleiben sollen. Aber du bist so dumm, dass du nicht mal das kannst.«
    Ich blinzelte sie entsetzt an. Ich hatte eine Ewigkeit gebraucht, um die Puzzleteile zusammenzusetzen, und jetzt konnte ich nicht glauben, dass ich tatsächlich recht gehabt hatte.
    »Und ich habe sie alle noch gewarnt«, sprach Oma schwer atmend weiter. Ihre Zunge schnellte hervor wie die einer Schlange, und sie leckte sich über die trockenen, rosafarbenen Lippen. »Als Deborah zur Welt kam, war sie so schön, so klug und so perfekt, dass es mir wie Schicksal erschien. Ich war so sicher, dass unsere Familie diejenige wäre, die ihn endlich vernichten würde. Ich war so sicher, dass er sich sofort in sie verlieben würde, sobald er sie sah. Aber er tat es nicht. Ich habe alles versucht. Hunderte von Stunden habe ich mit ihr auf dem Friedhof verbracht, bin mit ihr an der Hand zwischen den Gruften auf und ab gelaufen und habe versucht, seine Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen. Aber glaubst du, er hätte sie auch nur eines einzigen Blickes gewürdigt?«
    Sie schnaubte und warf mir einen schnellen Blick zu.
    »Aber du?«, lachte sie höhnisch. »Ich brauchte dich nur fünf Minuten auf dem Friedhof alleine zu lassen, und was war passiert? Ich konnte es nicht fassen.« Ihr Gesicht verzog sich zu etwas, das, hätte sie noch irgendetwas Menschliches an sich gehabt, wahrscheinlich ein Lächeln gewesen wäre. »Hätte ich gewusst, dass er auf dumm und hässlich steht, hätte ich nicht so viel Zeit und Energie auf deine Mutter verschwendet und sie auch nicht jede Woche zur Maniküre
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