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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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Christian Wulff.« Die Situation hatte schon Slapstick-Züge und so rutschte mir auf diese prompte Art ebenso prompt heraus: »Ja, weiß ich, deswegen bin ich ja hier.« Kaum war dieser Satz gesagt, wurde ich knallrot. Ich hätte mich selbst ohrfeigen können und schob schnell hinterher: »Äh, ich heiße übrigens Bettina Körner.« Später, als wir bereits ein Paar waren, sagte mir Christian einmal, dass er in jenem Augenblick, als ich in Jeans, Sweatshirt und mit Pferdeschwanz im Flieger Richtung der hinteren Reihen an ihm vorbeirauschte, wusste: Die Frau will ich unbedingt kennenlernen.
    In Südafrika ging es nicht nur darum, die konkrete Produktion der Continental für die Automobilindustrie vorzustellen. Ein weiteres Ziel war es auch, das soziale Engagement des Konzerns im Hinblick auf finanzielle Unterstützung beim Erwerb von Wohneigentum und Angeboten zur Vermögensbildung vorzustellen, ebenso wie die gesundheitliche Aufklärung und HIV-Prävention für die Mitarbeiter. Daher stand neben einer Besichtigung des Reifenwerks in Port Elizabeth auch der Besuch des Wohnprojekts »House of Hope« auf dem Programm. In der Einrichtung werden zwischen 15 und 20 Aids-Waisen von einer Pflegemutter rund um die Uhr versorgt. Die Frau kümmert sich unter anderem auch darum, dass die Kinder regelmäßig zur Schule gehen, und schafft so die Basis für eine vielleicht abgesicherte Zukunft. Ich empfand die Situation schon fast als grotesk, wie da die wohlsituierten Herren der Delegationsreise, einige von ihnen wieder fein in Anzug und Krawatte, in diesem Waisenhaus in einem Township herumstanden, zwischen ihnen einige ältere afrikanische Damen und dazu all die Mädchen und Jungen, die ihre Eltern durch Aids verloren hatten. Umso mehr imponierte mir in diesem Moment die Art von Christian Wulff. Wie offen, ja nahbar und wirklich locker er mit den Kindern und afrikanischen Frauen umging, damit hatte ich nicht gerechnet. In meinem Kopf geisterte ein anderes Bild von diesem Mann herum. Ich glaubte, er ordnet dies als einen ganz normalen Pflichttermin ein, spult ein nüchternes Programm ab und das war es dann. Aber wie er sich da einbrachte, Fragen stellte und mit den Kindern scherzte, das fand ich klasse und so freute ich mich auch, als Christian Wulff mich ansprach und fragte, ob ich ihm eine Visitenkarte von mir geben könne. Ich fand das zwar niedlich und dachte: »Der sammelt selbst die Visitenkarten ein? Der hat doch eine Referentin dabei …«, aber großartig irritiert hat es mich nicht.
    Alle Beteiligten waren somit sehr zufrieden und ich kehrte am Abend glücklich in mein Hotel zurück. Über den Job hinaus mich noch zu engagieren und zu verbrüdern, das ist noch nie meins gewesen. So erfuhr ich erst am nächsten Morgen beim Frühstück, dass die Herren einen afrikanischen Trommelabend erlebt hatten. Völlig enthusiastisch, was mich arg zum Schmunzeln brachte, erzählten sie mir, wie sie sogar selbst mittrommeln durften. Mit einem befriedigten Gefühl, gute Vorbereitungsarbeit geleistet und meinen Chef passabel vertreten zu haben, stieg ich daher wieder in den Flieger Richtung Hannover, während die Delegation weiterreiste.
    Nach dieser ersten persönlichen Begegnung konnte ich zumindest sagen, dass ich Christian Wulff sehr sympathisch fand. Dass er viel natürlicher war, als er nach außen hin erschien. Aber es lag jenseits meiner Vorstellungskraft, dass wir jemals ein Paar sein würden. Ich habe ihn auch gar nicht als potenziellen Partner wahrgenommen. Er war verheiratet und damit für mich so etwas wie tabu. Eigentlich.
    Als mir Christian dann gleich am nächsten Tag von Südafrika aus eine SMS auf mein Diensthandy schickte, sich für die Organisation und die interessanten Eindrücke bedankte, blickte ich noch nicht, dass dies der Versuch war, privat zu mir Kontakt aufzubauen. Vielmehr dachte ich: »Hey, wie schön, dass er so eine Begeisterung an dem Projekt zeigt.« Zwar vermutete meine Freundin Stephanie, als ich ihr von der SMS erzählte, folgerichtig: »Der will doch was von dir«, aber da meinte ich nur »Du spinnst doch.« Erst als mich Christian zwei Tage später erneut ansimste, machte es auch bei mir »klick«. Und da habe ich erst einmal intensiv darüber nachgedacht, ob ich das überhaupt tun soll, ob ich den Kontakt vertiefe oder besser beende, bevor er überhaupt richtig begonnen hat. Natürlich schmeichelte mir sein Interesse und ich merkte, dass ich ihn sehr gerne näher kennenlernen möchte, doch
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