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Jenseits des Protokolls

Jenseits des Protokolls

Titel: Jenseits des Protokolls
Autoren: Bettina Wulff , Nicole Maibaum
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wäre mir wichtig. Ich möchte, dass die Menschen mich so sehen, wie ich bin: als eine ziemlich normale Frau und Mutter, die ihr Leben so leben möchte, wie sie es will, und nicht, wie andere es von ihr erwarten. Und die sich verantwortungsvoll für andere, vor allem eben auch für die eigenen Kinder, und für Themen einsetzt, die ihr wichtig sind. So einfach ist das eigentlich …

1 Die Männer
    Adrett, solide, gebildet und absolut seriös erscheinend: Als konservativer Politiker, als Katholik und fürsorglicher Familienvater war Christian Wulff sicher so einiges, zum Beispiel der Liebling vieler, wenn nicht gar aller Schwiegermütter, aber ganz gewiss war er kein Womanizer. Wenn ich mich früher mit meinen Arbeitskollegen und vor allem -kolleginnen über Christian Wulff unterhalten habe und wir ihn uns in der Zeitung anschauten, fragten wir uns schon: Was findet eine Frau an diesem Mann? Irgendwie fehlten da ein paar Ecken und Kanten, etwas Besonderes und Eigenes. Christian Wulff wirkte glatt, wie der klassische Juristentyp. In puncto Kleidung kannte er scheinbar keine Alternative zu einem dunkelblauen Anzug und die Auswahl seiner Brillen war auch nicht gerade spektakulär.
    Genauso habe ich es damals empfunden, als ich Christian noch nicht kannte. Und manchmal ist es seltsam, sich jetzt, nach all dem Geschehenen, was wir als Paar gemeinsam erlebt haben und was die Beziehung auch geprägt hat, an die Anfänge und die Zeit der großen Verliebtheit zu erinnern. Aber es ist wichtig, dies zu tun, zumal ich weiß, dass sich etliche Außenstehende genau das fragten, was ich ja einmal selbst dachte: Wie kann sich eine junge Frau in einen Mann wie Christian Wulff verlieben?
    Zunächst einmal: Ich habe bei Männern kein festes Beuteschema. Wenn ich in Zeitungen manchmal lese, dass da irgendwelche Frauen gerne von einem Prominenten zum anderen wechseln, finde ich das merkwürdig. Das schreit dann schon gewaltig nach dem Drang, bloß einen Partner abzubekommen, der berühmt oder vermeintlich berühmt ist, daher eventuell über das nötige Kleingeld verfügt und von dem im Idealfall etwas Glanz der Bekanntheit auf einen selbst abfällt. Nein, so ticke ich nicht. Auch wenn mir einige Medien gerne unterstellten, dass ich es auf Luxus und Glamour abgesehen und mir deshalb bewusst einen Christian Wulff ausgesucht hätte – totaler Quatsch. Wenn dies so wäre, hätte ich meinen Beutezug durch die männliche Prominentenwelt doch wohl viel früher gestartet. Vielleicht mit Anfang 20, wenn die Chancen noch besser stehen. Aber nicht mit Mitte 30, wenn langsam der Zahn der Zeit an einem nagt. Ich bin nicht die Frau, die Öffentlichkeit sucht. Ich gehe beim Verlieben nicht nach einem Schema von wegen »Reich und berühmt!«. Und wenn ich das sage, tue ich dies im Hinblick auf meine bisherigen Beziehungen.
    Ich war 16, Tom 24. Er war Rettungsschwimmer auf Sylt, oder besser gesagt war er Teilzeit-Rettungsschwimmer. Im Semester studierte Tom in Mainz, in den Ferien kam er auf die Insel. Die erste Begegnung mit Tom am Strand werde ich nicht vergessen: Ich steuerte gerade meinen neuen Lenkdrachen, als jemand hinter mir sagte: »Drachensteigen ist im Badefeld verboten, bitte mal wieder das Gerät zusammenfalten!« Ich drehte mich erschrocken um und da stand dieser Typ: groß, blond, blaue Augen und natürlich wartete er aufgrund seines Semesterjobs nicht mit dem schlechtesten aller Bodys auf. Ich war ziemlich schnell schwerstverliebt, und das nicht ohne schlechtes Gewissen. Zu Hause, in Hannover, gab es damals seit einigen Monaten einen festen Freund. Doch gegen Sylt, Sonne und Strand – und auch gegen Tom – war dieser letztlich chancenlos. Allerdings: Die Urlauberin und der Rettungsschwimmer, war das nicht der Liebesklassiker nur für einen Sommer oder eine typische Folge für die TV-Serie Baywatch ? Konnte das überhaupt gut gehen? Es konnte. Zwar packte ich traurig am Ende der Ferien meine Tasche, doch gleich am folgenden Wochenende besuchte ich Tom wieder auf Sylt und war glücklich. Nach zwei Jahren, in denen wir uns nur in den Ferien sahen, aber uns dazwischen regelmäßig schrieben, kamen wir dann richtig fest zusammen und führten von da an eine Wochenendbeziehung. Die war anstrengend, aber wir hielten durch. Und als Tom sein Physikum in der Tasche hatte, wechselte er den Studienort und kam nach Hannover. 1993, unmittelbar nach meinem Abitur, zogen wir zusammen. Das jedoch war der Anfang vom Ende. Leider ziemlich schnell landeten
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