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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres
Autoren: Ruth Langan
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Unterhaltung mit meinem unzufriedenen Clansmann zu belauschen.“
    Brice fragte sich, wie viele Herzen dieses verführerische Lächeln noch brechen würde. „Nein. Ich wollte dir einen Kandidaten für diesen Posten nennen.“
    Überrascht zog Megan die Augenbrauen hoch. „Einen Highlander?“
    „Nicht von Geburt, doch im Herzen wird er stets ein Highlander sein.“
    Sie erschrak, als sie merkte, worauf er hinauswollte. „Du meinst doch nicht etwa Jamie MacDonald?“
    „Und weshalb nicht?“
    „Er ist dein Sohn, Brice, und wie du es gerade selbst sagtest, wenn auch nicht von Geburt, so doch in seinem Herzen. Und eben-so in deinem Herzen.“
    „Ja, ich liebe ihn wie einen Sohn, und das wird auch immer so bleiben. Doch da ich jetzt eigene Kinder habe, sehne ich mich nach der Ruhe eines heimischen Herds. Jamie dagegen wird langsam unruhig. Er sehnt sich danach, sich ins Kampfgetümmel stürzen zu können.“
    „Kampfgetümmel! Wir haben doch Frieden mit England geschlossen. Zumindest haben unsere Königinnen das erklärt.“
    Brice lächelte. „Im Moment, bestimmt. Doch du und ich wissen, dass ein solch empfindlicher Frieden jederzeit gebrochen werden kann. Hier im Grenzland spürt man eine Erwartung, eine Abenteuerlust, und beides gibt es neuerdings im Hochland nicht mehr. Hier dagegen muss man jederzeit bereit sein, für sein Eigentum zu kämpfen.“     t
    Megan erwiderte sein Lächeln. „Du musst mich nicht über die Gefahren des Lebens im Grenzland belehren, Brice. Ich bin ständig auf kriegerische Auseinandersetzungen vorbereitet.“
    „Das ist Jamie auch“, entgegnete er. „Ihr beide seid vom gleichen Schlag, Megan. Euer Blut gerät schon bei dem bloßen Gedanken an Krieg in Wallung. Deshalb empfehle ich dir Jamie ja auch. Er würde einen prächtigen Waffenmeister abgeben. Ich lehrte ihn alles, was ich weiß. Er ist ein ausgezeichneter Krieger. Befände ich mich selbst in einer Schlacht, hätte ich ihn gern an meiner Seite. Dem Burschen würde ich mein eigenes Leben und das derer, die ich liebe, anvertrauen.“
    „Was hält Jamie denn davon, das Hochland zu verlassen? Fiele ihm die Trennung von seinen Lieben nicht schwer?“
    „Darüber haben wir schon gesprochen. Ein Teil von ihm bleibt möglicherweise bei uns im Hochland, doch ein anderer Teil wäre gerne hier, wo sein Vater und dessen Volk lebten.“
    Megan schaute in das flackernde Feuer und dachte schweigend über die ihr bevorstehende Wahl nach.
    Nachdem ihre Schwester Brice Campbell geheiratet hatte, waren Jamie und Megan in den letzten Jahren einander sehr nahe gekommen. Da beide fast im selben Alter waren, hatten sie als Kinder miteinander gespielt, waren um die Wette gelaufen, hatten miteinander gerungen und sich in endlosen Neckereien erschöpft. Megan hatte sich in Jamies Gesellschaft einfach wohl gefühlt. Für sie kam er einem Bruder sehr nahe.
    Sie wandte sich Brice wieder zu. „Es ist sehr großzügig von dir, Brice, dass du Jamie ziehen lässt, der dir wie ein Sohn ist. Falls es auch sein Willen ist, heiße ich ihn gern an meiner Seite willkommen.“
    Brice nickte. „Ich werde ihn zu dir schicken, damit ihr eine Übereinkunft treffen könnt.“
    Er öffnete die Tür, blieb indes noch einmal stehen und drehte sich zu Megan um. „Noch ein warnendes Wort. Duncans Eifer wurde durch sein Alter und seine Erfahrungen gemäßigt. Jamie ist zwar ein fähiger Soldat, der dir jedoch etwas zu ähnlich ist. Ihr beide seid jung, heißblütig und starrköpfig. Setzt euch nicht leichtsinnig Gefahren aus, die am besten unerforscht bleiben sollten.“
    „Verstanden.“ Ihr schalkhaftes Lächeln trug nicht gerade dazu bei, Brice’ Zweifel zu zerstreuen.
    Nachdem Brice die Tür hinter sich geschlossen hatte, schaute Megan zu dem über dem Kamin hängenden Säbel ihres Vaters hoch. Nun gehörte diese Waffe ihr, und sie wollte sie wie ein erfahrener Krieger benutzen. Mit Jamie MacDonald an ihrer Seite würde sie jeder feindlichen Armee gegenübertreten.
    Sie raffte ihre Röcke, ging auf und ab und konnte es gar nicht erwarten, ihren neuen Waffenmeister zu empfangen. Plötzlich war ihr danach, sich mit den Gästen in die Feierlichkeiten zu stürzen. Die von Malcolm MacAlpin ausgestoßene Drohung war schnell vergessen.
    Kieran O’Mara kniete halb verborgen hinter einem Baum und beobachtete das Hirschrudel, das in der Nähe äste. Aus einem Zweig hatte er sich eine Art Messer geschnitzt, mehr brauchte er im Moment nicht. Reglos spähte er zu der
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