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Jenseits des Meeres

Titel: Jenseits des Meeres
Autoren: Ruth Langan
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Megan trat zurück, und Duncan winkte den Leuten zu, dabei wischte er sich verstohlen eine Träne von der Wange. Als sie den Söller verließ, löste sich einer ihrer Gefolgsleute von den anderen Männern seiner Gruppe, ging zielstrebig auf den Haupteingang des Gebäudes und verschwand darin.
    Kurz darauf flüsterte Brice Campbell seiner Gattin etwas zu. Meredith nickte, und einen Augenblick später drängte sich Brice durch die Menge und begab sich ebenfalls in das stattliche Haus. Vor der Tür zur Bibliothek blieb er stehen. Von drinnen hörte er die zornige Stimme eines Mannes.
    „Ich bin der stärkste Krieger unseres Clans. In einem Gefecht bin ich jedem überlegen.“
    Brice erkannte die schneidende Stimme von Malcolm MacAlpin, einem entfernten Vetter der jungen Herrin.
    „Richtig.“ Das war Megans Stimme, die ungewöhnlich gelassen und ruhig klang. „Besonders wenn nach deinen Regeln gefochten wird.“
    „Nach meinen Regeln?“ fragte Malcolm empört.
    „Bei einem fairen Kampf gibt es wahrscheinlich eine ganze Reihe Männer, die dir überlegen sind, Malcolm.“
    „Wenn es ums Ganze geht, kümmert es mich nicht, ob der Kampf fair ist.“
    „So denken wohl viele von uns. Doch mein Waffenmeister muss darüber erhaben sein. Es gibt Leute, die behaupten, um den Sieg zu erringen, wäre dir jedes Mittel recht.“ Megan blickte Malcolm in die Augen. „Es gibt sogar jene, die erklären, deine wahre Loyalität gelte England.“
    Malcolms Wangen röteten sich etwas. „Ich bin ein Schotte, in Schottland geboren und aufgewachsen, aber ich bin kein Narr. Meiner Meinung nach sollten wir uns mit England verbünden. Diese Einstellung ist kein Grund, um mich als zweiten Befehlshaber abzulehnen. Außerdem führen wir keinen Krieg gegen England. Darf ich Euch daran erinnern, dass unsere Königinnen miteinander verwandt sind?“
    „Wir sind ebenfalls miteinander verwandt.“
    „Genau. Ich bin Duncans Neffe. Da er jedoch keine Söhne oder Enkel mehr hat, komme nur ich als sein Nachfolger infrage.“
    „So magst du denken. Doch hier treffe allein ich die Entscheidung.“
    Malcolm erhob die Stimme. „Wenn deine Wahl nicht auf mich fällt, entehrt mich das bei unseren Leuten!“
    „Begreife doch, Malcolm. Ich habe nicht die Absicht, dich zu demütigen. Doch ebenso wenig werde ich dich zu meinem Waffenmeister machen.“
    Das verschlug Malcolm vorübergehend die Sprache, und als er wieder reden konnte, bebte seine Stimme vor Zorn. „Hört mir gut zu, Megan MacAlpin. Wenn Ihr mir diesen Ehrenposten verweigert, seid Ihr auch nicht länger meine Clansführerin, und wir sind nicht länger Verwandte. Ab heute werde ich nur mir selbst dienen.“ Er senkte Unheil verkündend die Stimme. „Dieser Schlag gegen mich wird dich teuer zu stehen kommen.“ Er wandte sich zum Gehen.
    In diesem Augenblick öffnete Brice die Tür. Aufgebracht stieß Malcolm ihn zur Seite und schritt hinaus.
    Brice trat in die Bibliothek und sah Megan mit gesenktem Kopf nachdenklich vor dem Kamin stehen, in dem die Flammen emporloderten und das Holz knisterte. Der Geruch ledergebundener Bücher hing in der Luft.
    Jetzt wandte Megan sich ihm zu. „Steht dir nicht der Sinn nach
    Feiern?“
    „Das könnte ich dich ebenfalls fragen.“
    Sie zuckte die Schultern. „Dies ist Duncans Tag und der seiner Mary. Beide brauchen mich im Moment nicht.“
    „Es ließ sich nicht vermeiden, dass ich Malcolms Worte hörte. Sei auf der Hut, Megan. Der Mann könnte sich als gefährlicher Gegner erweisen.“
    „Ich lasse mich doch nicht von jedem eitlen Pfau erschrecken, der einen Platz an meiner Seite erlangen will!“
    Es sah Megan ähnlich, diese Bedrohung einfach nicht zur Kenntnis zu nehmen. Brice fragte sich, ob sie sich überhaupt jemals vor irgendetwas fürchtete. „Wen hast du denn als Nachfolger für Duncan vorgesehen?“
    „Dafür kommen meiner Ansicht nach mehrere junge Krieger infrage. Es dürfte jedoch schwierig werden, Duncan zu ersetzen.“ „Eben. Dein Waffenmeister muss schließlich willens sein, dir sein Leben zu Füßen zu legen.“
    „Das würde ich ebenfalls für jedes Mitglied meines Clans tun. Der neue Waffenmeister muss mit Bogen und Breitschwert genauso gut umgehen können wie mit Säbel und Dolch.“
    „Und er muss loyal bis in den Tod sein. Das ist möglicherweise das Wichtigste.“
    „Richtig.“ Megan schwieg einen Moment und lächelte dann. „Du bist doch nicht gekommen, um belanglose Konversation zu treiben, Brice, oder um meine ...
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